Das Grauen von Bookerhole - Ein Fantasy-Thriller (German Edition)
Schweiß rann ihm durch die Furchen seines Gesichts und tropfte auf das Papier.
Hinter den Ritzen seiner Hütte ging die Sonne auf. Ihre Strahlen durchbrachen den Feuerzauber und trieben die Schwingungen des Bösen für eine Weile zurück.
Verdammt – es gelang nur in der Nacht, das war das Wesen der Schwarzen Magie. Am Tage, besonders wenn die Sonne schien, war es schwierig bis unmöglich, mit den Dämonen Kontakt aufzunehmen, jedenfalls für ihn!
Er mußte schnell handeln.
Wenn es seinem Werk nicht gelang, seine Befehle auszuführen, mußten andere Geister dieses Werk vollenden. Boshafte Kreaturen mit gespaltenen Zungen, verkrüppelte Gestalten mit schuppiger Haut, borstigen Schwänzen und Atem aus Feuer. Er hatte die Fähigkeit, diese Dämonen zu rufen und sie würden ihm gehorchen. Denn sie waren keine Menschen. Sie dachten nicht, sondern gehorchten.
Später würde er überlegen, was mit seinem Meisterwerk
CECILIA!
zu geschehen war. War nicht der Mann, sondern sie die Gefahr? Wendete sie sich gegen ihn? Wagte sie es tatsächlich?
Schätzte er sich schon wieder falsch ein? Würde er für immer ein Diener bleiben, niemals ein Meister des Bösen werden?
Zehn Jahre lang hatte er die Schwarze Magie studiert, hatte für Wissen und Macht seine Seele gegeben. Sein Ehrgeiz hatte ihm alles genommen, was er je besessen hatte - vielleicht sogar einen Teil seines Verstandes - und hatte ihn gegenüber Logik und Vernunft blind werden lassen.
War er doch nicht mehr als ein jämmerlicher Versager?
Hatte Estella Bettencourt recht gehabt, als sie ihm eben dies damals vorwarf?
Vehement warf Der Träumer das Buch zu.
Dann sollte es so sein.
Wenn auch sein Plan löcherig geworden war - Cecilia Bettencourt würde ihrer Mutter in die ewige Dunkelheit folgen. Alleine diese Vorstellung heiterte den Greis wieder auf.
An einem Kaffeestand hatten sich Cecilia und Stanley gestärkt und einen Maronenmann um ein paar Penny reicher gemacht. Stanley besorgte noch ein schönes Stück Aalpastete, so dass sie gesättigt waren, als sie am Fluß ankamen. Am Victoria Embankment nutzte Cecilia die Möglichkeit, sich hinter einem Lagerhaus zu erleichtern. An Sommerset House vorbei betraten sie The Strand. Inzwischen stand die Sonne weit über den Dächern und schien auf die prächtigen Fassaden der Bürgerhäuser.
Geblendet schloss sie ihre Augen.
Die Prachtallee barst vor Leben.
Feingekleidete Frauen und Männer flanierten unter Kastanien. Kutschen und Landauer rollten über das gepflegte Kopfstein. Sonnenschirme drehten sich munter, Zylinder reflektierten schwarz, Müllsammler fegten eifrig den Dung von der Straße. Polizisten sorgten dafür, daß Bettler vertrieben wurden und bildeten somit auch eine Gefahr für Cecilia und Stanley.
Sie waren verdreckt und eine Frau in Männerkleidung, zudem in dieser Gegend, wirkte auffällig.
In einem Hauseingang steckte Cecilia sich das Haar hoch und verbarg es unter Stanleys Bowler.
„ Ist es noch weit?“, fragte Stanley.
„ Da drüben ...“
Es war ein im georgianischen Stil erbautes Wohnhaus, drei Stockwerke hoch, mit einer von Weinranken bewachsenen Fassade.
„ Wir müssen an den Bullen vorbei.“
„ Na und, Papa?“, grinste Cecilia und hüpfte auf und nieder. Tatsächlich wirkte sie jetzt wie ein hübscher Junge.
Sekunden später stiegen sie die Stufen zur Tür hoch. Bunte Herbstblumen reckten links und rechts des Geländers ihre Köpfe der Sonne entgegen. Cecilia betätigte den Klopfer, dessen Widerhall auf ein großes Foyer schließen ließ.
Ein Butler öffnete die Flügeltür. Fast zwei Meter groß und hager fehlte ihm nur noch die Sense, um auf jeder Bühne der Welt eine eindrucksvolle Version des Diablo zu geben.
Cecilia nahm die Kopfbedeckung ab und ihre goldenen Haare rollten auf die Schultern.
„ Miss Bettencourt“, stammelte der Butler. Für einen Moment spaltete ein breites Grinsen das Gesicht. „Wenn ich bitten darf?“
Cecilia und Stanley betraten das Haus.
„ Nobel, nobel“, murmelte Stanley.
„ Ich werde Sie Lady Shellborne melden.“ Der Butler nahm Stanley Stock und Hut ab, plazierte beides neben der Tür und stolzierte davon.
„ Das sind also die Kreise, in denen du verkehrst“, stellte Stanley fest.
„ Ich bin eine vermögende Frau“, lächelte Cecilia.
„ Ich weiß – es ist nur ... im Moment kann ich mich dir in einer solchen Umgebung nicht vorstellen.“ Er musterte ihre dreckige Hose und ihr zerfleddertes Hemd.
„ Estella
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