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Das grobmaschige Netz - Roman

Das grobmaschige Netz - Roman

Titel: Das grobmaschige Netz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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weiß nicht, ob Sie ihn kennen...
wir drei sind auch hingefahren, Janek war ja verhindert. Ja, es ist wirklich eine schreckliche Geschichte, Herr Inspektor. Glauben Sie, Sie kriegen ihn? Den Mörder, meine ich.«
    »Sicher«, sagte Rooth. »Was haben Sie übrigens am Donnerstagabend gemacht?«
    »Ich? Am Donnerstag? Bridge gespielt natürlich. Sie glauben doch wohl nicht auch nur für eine Sekunde, dass ich ...«
    »Ich glaube gar nichts«, sagte Rooth. »Können wir jetzt nicht ein Bier trinken gehen?«
    »Jetzt?«, fragte Bendiksen. »Das geht nicht. Wir müssen erst schwimmen und dann noch einmal ins Dampfbad, dann in die Sauna. Und danach gibt’s erst Bier. Waren Sie noch nie in der Sauna, Herr Inspektor?«
    Rooth seufzte. Seit zwei Tagen versuchte er, allen möglichen Menschen Informationen zu entlocken, Manikern, Katatonikern und Schizophrenen, und nun war er mit Bibliothekar Bendiksen in der Sauna gelandet.
    Warum bin ich bloß zu den Bullen gegangen?, überlegte er. Warum bin ich nicht Konzertpianist geworden, wie Mama das wollte? Oder Pastor? Oder Kampfflieger?
    Morgen lasse ich mich krankschreiben, beschloss er. Da habe ich zwar frei, aber krankschreiben lasse ich mich auf jeden Fall.
    Sicherheitshalber.

31
    »Sankta Katharina ist eine Mädchenschule, Herr Kommissar. Hier unterrichten Frauen, wir haben nur Hausvorsteherinnen, Hausmeisterinnen, Gärtnerinnen und weibliches Küchenpersonal. Und ich bin die Direktorin. Das ist so, seit die Schule im Jahre 1882 eröffnet wurde... nur Frauen. Wir halten das
für unsere Stärke, Herr Kommissar, es ist nicht gut für junge Mädchen, zu früh mit Männern zu tun zu haben. Aber ich nehme an, dass ich tauben Ohren predige.«
    Van Veeteren nickte und versuchte, sich gerade zu setzen. Sein Kreuz tat ihm weh, er hätte sich wohl auf den Boden legen und die Beine über den Stuhlsitz hängen lassen sollen, das half immer ... aber eine innere Stimme sagte ihm, dass Direktorin Barbara di Barboza es sicher nicht schätzte, wenn in ihrem Zimmer Mannsbilder auf dem Boden herumlagen. Es war schlimm genug, ein Mannsbild als Gast empfangen zu müssen. Und noch dazu einen Polizisten!
    Aber der Rücken gab keine Ruhe. Das lag natürlich an diesem verdammten Bett im Hotel. Sein Kreuz war steif gewesen, als er morgens aufgestanden war, und zwei Stunden Autofahrt hatten die Sache nicht besser gemacht. Vielleicht würde er bei Hernandez vorbeischauen müssen, dem Chiropraktiker. Er war zuletzt vor einem halben Jahr dort gewesen, im Grunde wurde es wieder Zeit. Schlimmer war natürlich die Badmintonfrage. Sich auf Münsters kurze, angeschnittene Bälle stürzen zu müssen konnte einem kranken Rücken den Todesstoß versetzen, das wusste er, aber er hatte wirklich keine Lust, das für Dienstagabend geplante Spiel abzusagen. Aber egal.
    Er verlagerte seinen Schwerpunkt von der rechten auf die linke Seite. Es tat weh. Er stöhnte.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl, Herr Kommissar?«
    »Doch, danke, mir tut nur das Kreuz ein bisschen weh ...«
    »Beruht vermutlich auf falscher Ernährung. Es würde Sie überraschen, wie sehr die Ernährung Muskeln und Muskelverspannungen beeinflusst.«
    Nicht überraschen, dachte Van Veeteren. Es würde mich wütend machen. Und dann wäre ich zu Taten in der Lage, wegen derer ich mich dann selber verhaften müsste.
    »Wie interessant«, sagte er. »Aber leider habe ich nicht sehr
viel Zeit, deshalb müssen wir uns auf mein eigentliches Anliegen konzentrieren.«
    »Frau Ringmar?«
    »Ja.«
    Rektorin di Barboza zog einen Ordner aus dem Regal hinter ihr und öffnete ihn auf dem Schreibtisch.
    »Eva Ringmar, ja. War hier seit dem 1. September 1987. Lehrerin für Englisch und Französisch. Hat auf eigenen Wunsch am 31. Mai 1990 aufgehört.«
    Sie klappte den Ordner wieder zu und stellte ihn ins Regal zurück.
    »Was hatten Sie von ihr für einen Eindruck?«
    »Eindruck? Einen guten natürlich. Ich habe selber das Bewerbungsgespräch mit ihr geführt. Und ich hatte wirklich keine Klagen. Sie entsprach meinen Erwartungen, war eine fähige Lehrerin und hat auch ihre übrigen Verpflichtungen tadellos erledigt.«
    »Ihre übrigen Verpflichtungen ... was ist darunter zu verstehen?«
    »Sie hatte als Hausmutter und Klassenlehrerin gewisse Pflichten. Wir sind ein Internat, das ist Ihnen vielleicht aufgefallen. Wir kümmern uns nicht nur während der Schulstunden um die Mädchen. Wir bilden den ganzen Menschen heran. Das gehört zu unseren Prinzipien. Das war schon

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