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Das grobmaschige Netz - Roman

Das grobmaschige Netz - Roman

Titel: Das grobmaschige Netz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Waschbecken und Wasserklosett. Eine an der Wand befestigte Pritsche. Einen wackeligen Tisch mit zwei Stühlen. Eine Deckenlampe. Eine Leselampe.
    Er nahm verschiedene Geräusche wahr und die Stille. Und den Geruch seines Körpers.
     
    Der Anwalt hieß Rüger. Er war groß und bucklig und zog das linke Bein nach. Mitter schätzte ihn auf Mitte fünfzig, einige Jahre älter als Mitter selber. Rügers Sohn kannte er, wenn er sich nicht irrte, aus der Schule. Hatte ihn vielleicht sogar unterrichtet. . . einen blassen Jungen mit unreiner Haut und ziemlich schlechten Leistungen. Vor acht oder zehn Jahren musste das gewesen sein.
    Rüger gab ihm die Hand. Drückte seine lange und kräftig und machte dabei ein ernstes und zugleich wohlwollendes Gesicht. Mitter hatte den Eindruck, dass sein Gegenüber irgendwann mal einen Psychologiekurs besucht hatte.
    »Janek Mitter?«
    Mitter nickte.
    »Eine schlimme Geschichte.«
    Der Anwalt zog seinen Regenmantel aus, schüttelte das Wasser heraus und hängte ihn an den Haken neben der Tür. Der Wärter drehte zweimal den Schlüssel im Schloss und entfernte sich durch den Korridor.

    »Draußen regnet’s. Hier drinnen ist es eigentlich viel gemütlicher.«
    »Haben Sie eine Zigarette?«
    Rüger fischte eine aus der Tasche.
    »Nehmen Sie, so viele Sie wollen. Ich verstehe nicht, warum die euch das Rauchen nicht erlauben.«
    Er setzte sich an den Tisch. Legte seine schwere lederne Aktentasche darauf. Mitter zündete die Zigarette an, blieb aber stehen.
    »Wollen Sie sich nicht setzen?«
    »Nein, danke.«
    »Wie Sie wollen.«
    Der Anwalt öffnete eine braune Mappe. Nahm mit Maschine beschriebene Blätter und einen Notizblock heraus. Tippte einige Male mit dem Kugelschreiber auf den Tisch und stützte dann die Ellbogen auf.
    »Eine schlimme Geschichte, wie gesagt. Das möchte ich gleich zu Anfang loswerden.«
    Mitter wartete.
    »Sehr viel spricht gegen Sie. Deshalb müssen Sie mir gegenüber aufrichtig sein. Wenn wir zueinander kein vollkommenes Vertrauen haben, dann kann ich Sie nicht erfolgreich verteidigen. . . das verstehen Sie doch sicher?«
    »Ja.«
    »Ich setze auch voraus, dass Sie mir bereitwillig Ihre Ansichten mitteilen werden.«
    »Meine Ansichten?«
    »Wie wir vorgehen wollen. Natürlich entwickle ich die Strategie, aber es geht ja schließlich um Sie. Und Sie sind doch offenbar ein intelligenter Mensch.«
    »Ich verstehe.«
    »Gut. Wollen Sie selber erzählen, oder soll ich Fragen stellen?«
    Mitter drückte die Zigarette im Waschbecken aus und
setzte sich an den Tisch. Vom Nikotin war ihm einen Moment lang schwindlig geworden, und plötzlich empfand er nur noch tiefe Traurigkeit. Das Leben. Dieser krumme Anwalt, die unglaublich hässliche Zelle, der schlechte Geschmack in seinem Mund und die vielen unvermeidlichen Fragen und Antworten, die ihm bevorstanden — alles machte ihn traurig.
    Entsetzlich traurig.
    »Ich bin mit der Polizei schon alles durchgegangen. Seit zwei Tagen mache ich nichts anderes.«
    »Ich weiß, aber ich muss Sie trotzdem bitten. Das gehört zu den Spielregeln, das verstehen Sie doch sicher.«
    Mitter zuckte mit den Schultern. Schüttelte eine weitere Zigarette aus der Packung.
    »Ich glaube, es ist besser, wenn Sie Fragen stellen.«
    Der Anwalt lehnte sich zurück. Wippte mit dem Stuhl und legte sich den Notizblock auf die Knie.
    »Die meisten benutzen Tonbandgeräte, aber ich schreibe lieber«, erklärte er. »Ich glaube, das ist weniger belastend für den Mandanten ...«
    Mitter nickte.
    »Außerdem habe ich ja Zugang zu den Aufnahmen der Polizei, wenn ich die brauchen sollte. Also, ehe wir jetzt auf die näheren Umstände eingehen, muss ich die obligatorische Frage stellen. Sie werden wahrscheinlich des Mordes oder des Totschlags an Ihrer Ehefrau Eva Maria Ringmar angeklagt werden. Was werden Sie dazu sagen? Schuldig oder nicht schuldig?«
    »Nicht schuldig.«
    »Gut. In diesem Punkt darf es keinerlei Zweifel geben. Weder bei Ihnen noch bei mir.«
    Er legte eine kurze Pause ein und spielte mit dem Kugelschreiber.
    »Gibt es irgendeinen Zweifel?«

    Mitter seufzte.
    »Ich muss Sie bitten, meine Frage zu beantworten. Sind Sie ganz sicher, dass Sie Ihre Frau nicht umgebracht haben?«
    Mitter antwortete erst nach einigen Sekunden. Er versuchte, den Blick des Anwalts aufzufangen, um in Erfahrung zu bringen, was der glaubte, aber das gelang ihm nicht. Rügers Gesicht war so ausdruckslos wie eine Kartoffel.
    »Nein, ich bin natürlich nicht sicher. Das

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