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Das grobmaschige Netz - Roman

Das grobmaschige Netz - Roman

Titel: Das grobmaschige Netz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Erfolgs. In Van Veeterens Augen bedeutete das einwandfrei eine Verbesserung.
    Sie standen noch eine Weile in der Diele, wobei Berger seinem Gast die Hand drückte und versuchte, seine Gefühle zusammenzufassen. »Ich hoffe, Sie finden ihn, Herr Kommissar«, sagte er. »Ich hoffe, Sie erwischen diesen Mistkerl, der das gemacht hat.«
    Das hoffe ich auch, dachte Van Veeteren und klappte zum Schutz vor der feuchten Nacht den Mantelkragen hoch.

29
    Es war einige Minuten nach neun, und Münster und Reinhart hielten auf der Straße vor dem Bunge-Gymnasium. Graues Dämmerlicht ergoss sich über die mächtige Burg, der Schulhof war öde und leer, abgesehen vom Hausmeister, der eine Karre voller zerbrochener Stühle hinter sich herzog. Plötzlich überkam Münster ein heftiges Unlustgefühl. Er konnte
sich kaum vorstellen, dass sich in diesem Gebäude siebenhundert Menschen aufhielten. Überall brannte Licht, soweit er das sehen konnte, aber die blassgelben Fensterrechtecke waren hoch und ohne irgendein Lebenszeichen. Um den Turm und die Schornsteine des steil abfallenden Daches pfiffen die Dohlen.
    »Scheußlich«, sagte Reinhart. »Bist du hier gewesen?«
    Münster schüttelte den Kopf.
    »Ich auch nicht. Man hat bestimmt das Gefühl, lebendig begraben zu sein. Tagein, tagaus. Arme Schweine!«
    Sie blieben noch einige Minuten im Auto sitzen, während Reinhart seine Pfeife reinigte, und legten letzte Hand an ihre Strategieplanung. Es war immer ein Vorteil, wenn man sich gut absprach.
    Dann krümmten sie sich im Wind zusammen und liefen über den Schulhof.
    »Hast du dir schon überlegt, dass in diesem Moment da drinnen vielleicht ein Mörder am Pult steht?«, fragte Reinhart. »Weißt du, was wir tun sollten?«
    Münster gab keine Antwort.
    »Wir sollten ein Megafon nehmen und rufen, dass wir den ganzen Dreck umstellt haben und dass er aufgeben und herauskommen soll. Stell dir doch nur vor, wie viel Arbeit uns das ersparen würde.«
    Münster nickte.
    »Hast du ein Megafon bei dir?«
    »Nein.«
    »Schade. Dann knöpfen wir uns stattdessen Suurna vor.«
     
    Rektor Suurna trug einen dunklen Anzug und schien auf sie gewartet zu haben. Das Kaffeetablett war zur Stelle, und auf dem Roteichentisch lag jede Büroklammer an ihrem Platz.
    »Guten Morgen, Herr Suurna«, sagte Münster. »Wir kennen uns ja schon. Das hier ist mein Kollege Reinhart.«

    »Eine entsetzliche Geschichte«, sagte Suurna. »Ich muss sagen, dass ich zutiefst schockiert bin. Und beunruhigt.«
    Mit einer Handbewegung forderte er sie auf, in den Sesseln Platz zu nehmen. Er selber blieb jedoch stehen.
    »Ich werde später die Schüler in die Aula kommen lassen und ihnen ein paar Worte sagen ... ich weiß nicht genau, wie ich mich ausdrücken soll ... ich dachte, Sie wollten sich dabei vielleicht auch zu Wort melden. Das ist doch wirklich entsetzlich. Außerordentlich entsetzlich.«
    Außerordentlich entsetzlich, dachte Münster. Der Kerl muss Formulierungsprobleme haben.
    »Rektor Suurna«, sagte Reinhart. »Wir möchten Sie bitten, im Zusammenhang mit diesen Morden nichts zu unternehmen, was Sie nicht vorher mit uns abgesprochen haben. Sie müssen sich klarmachen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der Mörder sich in diesem Moment hier im Haus aufhält, über die Maßen groß ist.«
    Suurna erbleichte.
    »Wir werden jetzt in der nächsten halben Stunde zusammen mit Ihnen unsere Richtlinien entwickeln. Unter der Voraussetzung, dass Sie zur Zusammenarbeit bereit sind.«
    »Natürlich, aber sind Sie wirklich sicher ...«
    »Unser Gespräch«, fiel Münster ihm ins Wort, »ist streng vertraulich. Sie dürfen kein Wort von dem, was wir beschließen werden, weitergeben. Oder haben Sie Einwände dagegen?«
    »Nein ... nein, natürlich nicht, aber ...«
    »Der Erfolg unserer Ermittlungen hängt von Ihrer Verschwiegenheit ab«, erklärte Reinhart.
    »Wir müssen uns hundertprozentig auf Sie verlassen können«, sagte Münster.
    »Und Sie müssen unsere Anweisungen haargenau befolgen«, fügte Reinhart hinzu.
    Suurna setzte sich und machte sich nervös an seinen Bügelfalten
zu schaffen. Münster spielte einen Moment mit dem Gedanken, ihn zu fragen, was er am Donnerstagabend gemacht habe, aber das hatten sie schon überprüft, und außerdem schien der Rektor alles begriffen zu haben.
    »Natürlich ... natürlich stehe ich zu Ihrer Verfügung«, erklärte er, »aber Sie glauben doch wohl nicht ... dass es jemand von unseren ... nein, das kann ich mir einfach

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