Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das grobmaschige Netz - Roman

Das grobmaschige Netz - Roman

Titel: Das grobmaschige Netz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
Vom Netzwerk:
sperrten das Gelände sofort ab und führten ein erstes Gespräch mit Herrn Moussere.
    Um 07:25 erschien Kriminalkommissar Reinhart zusammen mit Inspektor Heinemann und zwei Kollegen von der Spurensicherung. Zwanzig Minuten später war auch ein Arzt zur Stelle, der erste Journalist jedoch, Aaron Cohen von der Allgemeinen, tauchte erst um halb neun auf. Offenbar hatte jemand beim Abhören des Polizeifunks geschlafen, aber Cohen selber war das nicht gewesen, versicherte er.
    Inzwischen war fast alles geklärt, und Reinhart konnte ausnahmsweise einmal ein ziemlich vollständiges Bild der Lage liefern.
    Bei der Toten handelte es sich allem Anschein nach um Elisabeth Karen Hennan, sechsunddreißig, wohnhaft in Maardam, Verkäuferin im Andenkenladen Gloss auf dem Karlsplatz. Obwohl ihr Leichnam nackt war, war die Identifizierung nicht schwer gewesen, da ihre Habseligkeiten bald darauf ein Stück weit entfernt in derselben Hecke gefunden worden waren. Dort lagen ihre Kleider, mit Ausnahme des Schlüpfers, sowie ihre Handtasche mit Geld, Schlüsseln und ihrem Ausweis.
    Der Zeitpunkt ihres Todes stand noch nicht fest, aber Körpertemperatur und Totenstarre wiesen darauf hin, dass das Opfer irgendwann zwischen ein und drei Uhr in der vergangenen Nacht ums Leben gekommen war.
    An der Todesursache konnten keine Zweifel bestehen. Elisabeth Hennan war vermutlich an einem anderen Ort erwürgt und erst später in die Hecke geworfen worden. Nichts wies
darauf hin, dass sie Widerstand geleistet hatte, aber das lag sicher daran, dass sie zuerst durch einen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand, der ihre Schläfe getroffen hatte, bewusstlos gemacht worden war.
    Außerdem war die Frau sexueller Gewalt ausgesetzt worden, vermutlich vor und nach dem Zeitpunkt ihres Todes.
    Polizeichef Edmund Hiller wurde gegen zehn Uhr über den Mord informiert, als er noch zu Hause beim Frühstück saß. Sofort trug er Kommissar Reinhart auf, die weiteren Ermittlungen zu leiten. Gleichzeitig zog er die Inspektoren Rooth und Heinemann von den so genannten »Lehrermorden« ab und unterstellte sie Reinhart.
    Weder Hiller noch irgendwer sonst hatte zu diesem Zeitpunkt auch nur den geringsten Grund, einen Zusammenhang zwischen den drei Morden zu vermuten.
    Als Hauptkommissar Van Veeteren an diesem Morgen den roten Toyota aus dem Wagenpark des Polizeigebäudes abholte, wusste er noch nichts von diesen nächtlichen Ereignissen.

Dritter Teil
Sonntag, 1. Dezember — Donnerstag, 5. Dezember

37
    Der Ort Friesen schien an diesem grauen, diesigen Sonntag im Dezember noch nicht aufgestanden zu sein. Um halb drei hielt Van Veeteren vor dem Bahnhof, und schon wenige Minuten später hatte er das Restaurant Poseidon gefunden, das sich auf der Nordseite des Saluplatzes in einem Kellerlokal befand.
    Das Restaurant war menschenleer, aber er suchte sich trotzdem eine abgeschlossene Nische in der hinteren Ecke aus. Ließ sich in der Dunkelheit nieder und bat um ein Bier. Der Wirt war rundlich und ganz und gar kahl und erinnerte ihn an einen Filmgangster, den er vor vielen Jahren gesehen hatte.
    Vermutlich sogar in einer ganzen Serie von Filmen, an seinen Namen konnte er sich jedoch nicht erinnern. Weder an den der Serienfigur noch an den des Schauspielers.
     
    Und während er noch auf Ulrike de Maas wartete, stieg ein neues Gefühl in ihm auf... dass das hier der richtige Ort war.
    Dass er schon längst hätte herkommen und sich mit dieser alten Freundin hätte unterhalten müssen. Diese Gewissheit lag in der Luft. Das Restaurant schien an diesem Sonntagnachmittag auf ihn gewartet zu haben. In einem Film hätte nun die unvermeidliche Szene eingesetzt; die, die man mehrmals verwenden kann. Von der während des ganzen Films sekundenkurze Auszüge gezeigt werden ... Das war ganz deutlich, aber
es gehörte zu der Art von Wissen, die er zumeist zu verdrängen versuchte. Zu dieser Intuition, die ihn einfach überkam und bei der er sich dann fast einbilden konnte, er sei eine Art Werkzeug der höheren Gerechtigkeit, ein Mensch, der sich niemals irrte, nicht einmal im einundzwanzigsten Fall ...
    Aber das war kein Grund zum Protzen. Er dachte daran, wie er einmal einen Vergewaltiger dadurch gefasst hatte, dass er sich eine halbe Stunde in seinem Zimmer einschloss und Patiencen legte ... aber das konnte er bei seinen Vorträgen vor den jungen Kollegen wirklich nicht erzählen.
    Er trank langsam sein Bier und wartete. Saß wie ein unerschütterlicher Pate im schmutzig gelben Licht

Weitere Kostenlose Bücher