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Das grobmaschige Netz - Roman

Das grobmaschige Netz - Roman

Titel: Das grobmaschige Netz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Zeit am Gymnasium in Mühlboden. Glauben Sie, Sie könnten mir Namen von Personen nennen, die Eva Ringmar damals nahe standen ... die mehr über sie wissen als Sie?«
    Beate Lingen überlegte.
    »Grete Wojdat«, sagte sie nach einer Weile. »Ja. Grete Wojdat und Ulrike de Maas. Die hatten viel miteinander zu tun, das weiß ich. Ulrike kam auch aus demselben Ort, glaube ich... aus Leuwen. Auf jeden Fall kam sie immer mit demselben Bus.«
    Van Veeteren notierte sich diese Namen.
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, wo die jetzt wohl wohnen?«, fragte er dann. »Ob sie vielleicht geheiratet und einen anderen Namen angenommen haben?«
    Wieder überlegte Beate Lingen.
    »Über Grete Wojdat weiß ich rein gar nichts«, sagte sie. »Aber Ulrike ... Ulrike de Maas ist mir vor einigen Jahren begegnet.
Damals wohnte sie in Friesen ... sie war verheiratet, aber ich glaube, dass sie ihren Namen behalten hat.«
    »Ulrike de Maas«, sagte Van Veeteren und unterstrich diesen Namen zweimal. »Friesen. Glauben Sie, das kann den Versuch wert sein?«
    »Woher soll ich das wissen, Herr Kommissar?« Sie blickte ihn überrascht an. »Ich habe doch keine Ahnung, worum es Ihnen geht!«
    Und dafür sollten Sie dankbar sein, Frau Lingen, dachte Van Veeteren.
     
    Als er das Haus verließ, war es dunkel, und der Wind war heftiger geworden. An der Straßenbahnhaltestelle lungerte eine Bande von Fußballhooligans mit rot-weißen Schals und Mützen herum. Van Veeteren beschloss, lieber zu Fuß zu gehen.
    Er wanderte durch das Deijkstraatviertel und durch die Pampas, das tief liegende Gelände unterhalb des Stadtwaldes, wo er einst seine holprige Laufbahn als Polizist begonnen hatte. An der Ecke Burgergasse und Zwille blieb er kurz stehen und betrachtete das heruntergekommene Haus neben der Ritmeester-Brauerei.
    Es sah noch genauso aus wie in seiner Erinnerung; die Fassade verfallen und voller Risse, der Verputz längst abgeblättert. Sogar die hingekritzelten Obszönitäten auf Straßenhöhe schienen aus einem anderen Jahrzehnt zu stammen.
    Die beiden Fenster im dritten Stock waren dunkel, genau wie an jenem lauen Sommerabend vor neunundzwanzig Jahren, als Van Veeteren und Inspektor Munck nach einem hysterischen Anruf die Wohnungstür aufgebrochen hatten. Munck hatte die Wohnung als Erster betreten und war von Herrn Ockers Kugeln im Bauch getroffen worden. Van Veeteren hatte auf dem Dielenboden gesessen und den Kopf des Verblutenden gehalten. Ocker lag drei Meter entfernt in der Wohnung, Van Veeteren hatte seinen Hals getroffen.

    Frau Ocker und die vierjährige Tochter des Paares waren erst von den Sanitätern gefunden worden, sie steckten erwürgt in einem Kleiderschrank im Schlafzimmer.
    Er versuchte, sich zu erinnern, wann er zuletzt von Elisabeth Munck gehört hatte. Es musste Jahre her sein, obwohl er eine Zeit lang ihr Liebhaber gewesen war, in dem verzweifelten Versuch, alles wiedergutzumachen und seine eigenen Schuldgefühle loszuwerden.
    Er ging langsam über die Alexanderbrücke und fragte sich, was ihn gerade auf diesen Weg geführt hatte. Die Erinnerung an die Burgergasse brauchte wirklich nicht aufgefrischt zu werden, sie blieb auch so lebendig.
    Es war kurz nach halb sechs, als er sein Zimmer im vierten Stock betrat, und schon eine Viertelstunde später hatte er Ulrike de Maas ausfindig gemacht. Er rief sie an und verabredete sich mit ihr für den nächsten Tag.
    Dann rief er bei der Garage an und bat um denselben Wagen wie am vergangenen Sonntag. Danach knipste er das Licht aus und stand noch eine Weile im Dunkeln.
    Seltsam, wie gut plötzlich alles zu laufen schien.
    Als ob jemand an den Fäden zieht, dachte er.
    Das war kein neuer Gedanke, und wie immer verdrängte er ihn sofort.

36
    Die Leiche von Elisabeth Karen Hennan wurde frühmorgens von einem Hundebesitzer am Rande des Maardamer Leisnerparks gefunden. Sie war nackt und lag in einer Weißdornhecke, einige Meter entfernt von dem Rad- und Reitweg, der quer durch den Park verläuft. Es gab allen Grund zu der Annahme, dass ihr Mörder sie aus einem Auto oder einem anderen Fahrzeug geworfen hatte.

    Irgendeinen Versuch, den Leichnam zu verstecken, hatte der Täter nicht unternommen. Herr Moussere hatte ihn schon gesehen, noch ehe sein Schäferhund die Hecke erreicht hatte.
    Von einer Telefonzelle in der Nähe aus verständigte er die Polizei, sein Anruf wurde um 06:52 registriert. Als Erster traf Streifenwagen Nr. 26 mit den Inspektoren Rodin und Markowitsch am Fundort ein, sie

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