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Das grobmaschige Netz - Roman

Das grobmaschige Netz - Roman

Titel: Das grobmaschige Netz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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einfallen und mit denen sie wirklich zusammen war... wenn Sie verstehen, was ich meine. . . waren einmal Richard Antoni, einer aus unserer Klasse. Das war kurz vor dem Abi, und ich glaube, auch nur für wenige Wochen; auf jeden Fall hatte sie Schluss gemacht, als sie dann im Herbst ihr Studium aufgenommen hat ... und er hatte schon eine neue Freundin, Kristine Reger, eine Freundin von mir. Sie haben dann später geheiratet.«
    »Und wer war der andere?«
    »Der andere?«
    »Ja, Sie haben eben in der Mehrzahl gesprochen.«
    »Paul Beisen natürlich. Der, der gestorben ist.«
    »Können Sie etwas genauer werden?«
    Sie holte tief Atem. Steckte sich noch eine Zigarette an und saß dann eine Weile ganz still da und stützte ihren Kopf mit einer Hand.
    Eine Pause zum Kraftsammeln, dachte er. Um den Widerstand zu überwinden.
    »Das war zu Allerheiligen in der Oberprima«, sagte sie dann. »Ein Junge aus unserer Klasse, Erwin Lange, hatte ein Sommerhaus. . . na ja, das gehörte natürlich seinen Eltern... in der Nähe von Kerran, die Landschaft da draußen ist wirklich umwerfend, Heide und Felsen und Schluchten, ich weiß nicht, ob Sie schon mal dort gewesen sind.«
    Van Veeteren schüttelte den Kopf.
    »Also jedenfalls hatten wir dort ein Fest ... ich glaube, wir waren so an die zwanzig, die meisten aus unserer Klasse und noch ein paar andere. Eva war seit zwei Monaten mit Paul Beisen zusammen... er war ein bisschen älter, hatte im selben Jahr Abitur gemacht. Sie waren richtig zusammen gewesen, das weiß ich.«

    »War er Evas erster Liebhaber?«
    Ulrike de Maas zögerte.
    »Ja, ich weiß nicht, wer das sonst gewesen sein könnte ... obwohl ...«
    »Obwohl?«
    »Obwohl ich irgendwie das Gefühl hatte, dass sie es schon gemacht hatte ... dass sie ziemlich erfahren war.«
    »Warum hatten Sie dieses Gefühl?«
    »Ich weiß nicht. So was spürt man eben. Frauen spüren das auf jeden Fall... wir können einer anderen ansehen, ob sie schon einmal mit einem Mann im Bett war oder nicht ...«
    Van Veeteren nickte. Vielleicht stimmte das ja.
    »Was ist an diesem Abend passiert?«
    »Es war ganz schön viel Alkohol im Spiel, auch einiges an Hasch, aber direkt ausgeschweift sind wir eigentlich nicht ... es war einfach total witzig. Wir saßen den ganzen Abend um ein riesiges Feuer auf dem Hof, wir brieten ein Schwein, wir tranken und sangen ... na ja, Sie wissen schon. Viele Pärchen fanden sich und verschwanden ab und zu ... im Haus oder auf der Heide ... ich weiß mindestens von zwei Mädchen, die in dieser Nacht ihre Unschuld verloren haben ...«
    Sie legte eine kurze Pause ein.
    »Ich war eine davon.«
    Van Veeteren vertauschte seinen Zahnstocher mit einer Zigarette.
    »Ich war schließlich achtzehn, meine Güte! Es war höchste Zeit ... na ja, am nächsten Morgen erfuhren wir, was passiert war, es war schrecklich, Herr Van Veeteren... Sie können sich das sicher vorstellen. Wir wurden von der Polizei geweckt, ich glaube, es war erst halb acht ... zwanzig verkaterte junge Leute, die höchstens zwei Stunden geschlafen hatten ... von der Polizei und einem Nachbarn. Der hatte in einer Schlucht einen Toten gefunden ... ich glaube ... ich glaube, an diesem Morgen sind viele von uns erwachsen geworden.«

    Sie schwieg einige Sekunden lang.
    »Ich auf jeden Fall. Ich habe in ein und derselben Nacht meine Unschuld und einen guten Freund verloren ...«
    »Waren Sie mit Paul Beisen eng befreundet?«
    »Ach, eng vielleicht nicht, aber ich kannte ihn jedenfalls gut. Er war ein netter Junge, sympathisch und begabt ... alle mochten ihn leiden ... und bestimmt waren viele in ihn verliebt.«
    »Sie auch?«
    »Nein, damals nicht. Vielleicht früher einmal ...«
    »Was war denn überhaupt passiert?«
    Ulrike de Maas zuckte mit den Schultern, sie schien plötzlich zu frieren.
    »Sie waren auf der Heide gewesen, er und Eva ... und aus irgendeinem Grund hatte sie Schluss mit ihm gemacht und ihn dann stehen lassen. Ich weiß nicht, er war wohl ziemlich angetrunken ... aber das gehörte zu den Dingen, die später vertuscht werden sollten... auf jeden Fall hat er sich umgebracht. Hat sich von einem Felsen gestürzt. Makabrerweise hat er sich auch noch die richtige Stelle dazu ausgesucht. Dieser Felsen gilt als Selbstmordplatz der ganzen Gegend, angeblich sind in grauer Vorzeit die Alten dort hingegangen, wenn sie merkten, dass ihr Leben zu Ende ging. Um niemandem zur Last zu fallen ...«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Es war eine

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