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Das grobmaschige Netz - Roman

Das grobmaschige Netz - Roman

Titel: Das grobmaschige Netz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Sklave, dachte Münster. Der falkenäugige Minister stand in strammem Habacht vor dem blassblauen Hintergrund, flankiert von Flagge und Löwen auf der einen und dem Schreibtisch mit Gesetzbuch und Hammer auf der anderen Seite.
    Jung seinerseits sah aus wie ein Berufsverbrecher ... in sich zusammengesunken, müde, unrasiert und mit schwarzen Rändern unter den Augen.
    »Aha«, sagte Münster und räusperte sich. »Soweit ich das sehen kann, ist die Sache klar.«

    »Hm?«, fragte Jung.
    »Noch einer übrig. Also muss er das sein.«
    »Was redest du da eigentlich?«, fragte Jung und rieb sich mit den Fäusten die Augen. »Gibt’s noch Kaffee?«
    Münster füllte zwei Becher.
    »Setz dich und hör zu, dann gehe ich das alles noch einmal durch.«
    Jung nahm am Schreibtisch Platz.
    »Hier haben wir die Namen der Leute, die für den Eva-Mord kein Alibi haben«, sagte Münster und schob ihm ein Blatt Papier hin. »Das sind natürlich ziemlich viele.«
    »Gilt das für die gesamte Weltbevölkerung oder nur für die von Europa?«, fragte Jung.
    »Für die Bungianer und andere Bekannte«, antwortete Münster.
    Jung nickte und trank einen Schluck Kaffee.
    »Hier sind die, die höchstens seit zwei Jahren in der Stadt sind«, sagte Münster und reichte ihm noch ein Blatt.
    »Und hier sind die, die kein besonders gutes Alibi für den Mitter-Mord haben.«
    »Die, die in der Anstalt ein und aus gegangen sein können«, sagte Jung.
    »Und wieder rein«, sagte Münster. »Um ihn zu erschlagen.«
    »Erstechen«, korrigierte Jung.
    »Tranchieren«, sagte Münster. »Übrigens hat mir de Bries vorhin seinen Bericht hereingereicht. Es sieht so aus ... ja, er sagt, dass es wirklich so aussieht, als sei irgendwer mehrmals an der Regenrinne heruntergeklettert.«
    »Wie hat er das denn festgestellt?«
    Münster lachte.
    »Er und Moss haben das ausprobiert.«
    »Wie viel wiegt Moss?«, fragte Jung.
    »Um die neunzig, schätze ich«, sagte Münster. »Er spielt mit dem Gedanken, den Dienst zu quittieren, sagt de Bries, aber
Patienten und Ärzte hatten offenbar einen lustigen Nachmittag... Egal, sieh dir die Listen an und vergleiche die Namen. Wie viele stimmen überein?«
    Jung vertiefte sich in die Unterlagen.
    »Einer«, sagte er.
    »Genau«, sagte Münster. »Damit haben wir ihn. Und es gibt noch etwas, siehst du das?«
    »Den Brief?«, fragte Jung.
    »Ja«, sagte Münster. »Wenn er es war, dann stimmt auch die Brieftheorie. Gehen wir?«
    Jung schaute auf die Uhr.
    »Wohin denn?«, fragte er.
    »Nach Hause natürlich«, sagte Münster. »Ich sage morgen früh Van Veeteren Bescheid.«
    »Du, Münster«, sagte Jung, als sie schon im Fahrstuhl standen. »Was steckt wohl hinter dem Ganzen? Das Motiv, meine ich.«
    »Keine Ahnung«, sagte Münster.
     
    »Hier ist Reinhart«, sagte Reinhart.
    »Zum Teufel«, sagte Van Veeteren. »Weißt du, wie spät es ist?«
    »Halb fünf«, sagte Reinhart. »Hab ich dich geweckt?«
    »Scher dich zur Hölle«, bat Van Veeteren. »Was willst du eigentlich?«
    »Hast du von der Frau im Leisnerpark gehört?«
    »Ja ... ein bisschen. Was ist damit? Ist sie aufgewacht?«
    »Ich glaube, es gibt eine Verbindung.«
    »Eine Verbindung?«
    »Ja, eine Verbindungslinie.«
    »Womit denn?«
    »Mit deinem Mörder natürlich. Habe ich nicht das Vergnügen, mit dem scharfsinnigen Hauptkommissar Van Veeteren zu sprechen?«

    »Nein, das hier ist sein Nachlassverwalter«, sagte Van Veeteren. »Jetzt sag schon, was du meinst, sonst haben wir gleich noch einen Fall!«
    »Ich habe allerlei Leute verhört ...«
    »Das will ich auch hoffen.«
    »Unter anderem eine Freundin des Opfers, Johanna Görtz. Offenbar hat Liz Hennan ihr einiges anvertraut.«
    »Hennan? Ist das das Opfer?«
    »Ja, Liz Hennan. Sie hat Johanna Görtz erzählt ... am Donnerstag, dass sie einen Mann kennen gelernt hat. Für Samstag war sie mit ihm verabredet ... ich meine den vergangenen Samstag ... und sie fürchtete sich ein bisschen. Sie hat auch ein wenig über ihn erzählt ... nicht allzu viel, so viel wusste sie ja selber nicht. Nicht einmal seinen Namen. Er nannte sich John, aber das hielt sie nicht für seinen richtigen Namen ... bist du noch da?«
    »Ja«, sagte Van Veeteren. »Komm zur Sache, Reinhart!«
    »Gleich, sofort«, sagte Reinhart. »Auf jeden Fall scheint er Liz Hennan eine seltsame Geschichte erzählt zu haben... er hat gesagt, dass er einmal den Sozialberater mit einer Schülerin erwischt hat.«
    »Was?«
    »Ja, in flagranti

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