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Das grobmaschige Netz - Roman

Das grobmaschige Netz - Roman

Titel: Das grobmaschige Netz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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natürlich. Sozialberater und Schülerin ... und worauf weist das wohl hin?«
    Van Veeteren schwieg einige Sekunden lang.
    »Schule«, sagte er dann.
    »Glaube ich auch«, sagte Reinhart. »Aber ich bin jetzt doch etwas müde. Ich glaube, ich lege mich hin und ziehe den Telefonstecker raus. Ruf mich gegen neun wieder an.«
    »Moment mal!«, sagte Van Veeteren, aber es war zu spät.
     
    Er schrieb den siebten Namen ganz hinten in das Buch.
    Dann betrachtete er erst einmal seine Liste. Drei Frauen
und drei Männer. Ausgeglichen also, auch wenn der eine Mann noch ein Kind gewesen war.
    Er notierte auch das Datum. Versuchte, auch hier eine Art Harmonie zu entdecken, aber das gelang ihm nicht ... die Zeitpunkte verteilten sich über die Jahre und Monate; die einzige Tendenz war wohl, dass die Intervalle immer kürzer wurden ... acht Jahre ... sechs Jahre ... wieder sechs Jahre ... sieben Wochen. . . zehn Tage ...
    Er klappte das Buch zu und legte es ins Regal. Schaute auf die Uhr. Kurz nach fünf. Draußen war es noch immer stockdunkel. Seine gepackten Taschen lagen auf dem Bett, es gab keinen Grund, noch länger zu warten. Also los.
    Wieder würde er alles hinter sich zurücklassen.
    Die Müdigkeit schien ihn mit Nadeln zu stechen, und er beschloss, nicht zu weit zu fahren. Zwei-, dreihundert Kilometer vielleicht. Dann ein Motel und ein Bett.
    Wichtig war, von hier wegzukommen. Fort.
    Wenn er nur schlafen könnte, würde er schon morgen wieder bereit sein, es mit dem Leben aufzunehmen. Und einen neuen Anfang zu machen.
    Ohne das Alte. Das war jetzt vorbei. Er wusste, dass es endlich hinter ihm lag.
    Morgen. An einem neuen Ort.

39
    »Was machen Sie denn hier?«, fragte Suurna mit säuerlicher Miene.
    »Ich sage meiner alten Schule guten Tag«, antwortete Van Veeteren. »Seit wann fluchen Schulleiter übrigens?«
    »Wir möchten einen Mörder abholen«, sagte Reinhart.
    Suurna klappte mehrere Male den Mund auf und zu, brachte jedoch kein Wort heraus. Er hielt sich am Schreibtisch fest,
und Münster hatte wieder den Eindruck, dass der Rektor in Ohnmacht fallen wollte.
    »Setzen Sie sich doch«, sagte er.
    »Es geht um Carl Ferger«, sagte Van Veeteren. »Wissen Sie, wo der sich im Moment aufhält?«
    »Der Hausmeister?«, fragte Suurna. »Sind Sie sich da wirklich sicher?«
    »Restlos«, sagte Reinhart. »Dürfen wir nun erfahren, wo er steckt?«
    »Ja ... sicher«, stammelte Suurna. »Ich bitte Frau Bellevue. . .«
    Er betätigte das Haustelefon.
    »Bitten Sie sie einfach her«, sagte Van Veeteren. »Wir wollen ihn ja schließlich nicht warnen.«
    Eine halbe Minute später erschien Frau Bellevue mit großen Augen und klirrenden Ohrringen.
    »Diese Herren suchen Ferger«, sagte Suurna. »Weißt du, wo der steckt?«
    »Er ist noch nicht gekommen«, antwortete Frau Bellevue und ließ wieder ihre Ohrringe klappern.
    »Nicht gekommen?«, fragte Suurna. »Warum ...«
    »Wann hätte er anfangen sollen?«, fiel Van Veeteren ihm ins Wort.
    »Halb acht«, sagte Frau Bellevue. »Und eine Krankschreibung liegt nicht vor. Ich weiß nicht, was los ist. Mattisen hat schon mehrmals nach ihm gefragt, sie sollten heute doch den Flügel verschieben ...«
    »Verdammt!«, sagte Van Veeteren.
    »Hat jemand versucht, ihn anzurufen?«, fragte Reinhart.
    »Mattisen hat es versucht, aber niemand hat abgenommen. Vielleicht hat er Probleme mit dem Auto oder so.«
    »Zwei Stunden lang?«, fragte Suurna. »Der wohnt doch bloß zehn Minuten von hier.«
    »Verdammt«, sagte Van Veeteren noch einmal. »Geben Sie
mir sofort seine Adresse, Suurna ... du und ich fahren hin, Münster! Reinhart ... du knöpfst dir den Sozialberater vor.«
    »Mit Vergnügen«, sagte Reinhart.
     
    Er klopfte an und trat ein.
    Der Sozialberater war Mitte vierzig. Er hatte einen Bart, trug Sandalen und einen Ohrring.
    »Moment mal ...«, sagte er.
    »Keine Zeit«, erwiderte Reinhart. »Ich schlage vor, Sie kümmern sich später um den Bengel.«
    Der Knabe auf dem Sofa erhob sich widerwillig.
    »Bitte, warte so lange draußen. Was soll das? Hier einfach so hereinzuplatzen?«
    »Ehrlich gesagt habe ich es verdammt eilig. Deshalb gebe ich Ihnen jetzt eine einmalige Chance.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Wer sind Sie überhaupt?«
    »Polizei«, sagte Reinhart. »Wenn Sie sofort gestehen, verspreche ich Ihnen, es nicht an die große Glocke zu hängen. Diesmal nicht. Wenn Sie Ärger machen... ja, dann weiß ich wirklich nicht, wie Sie Ihren Job behalten

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