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Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition)

Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition)

Titel: Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Junge fühlt (oder noch zu jung ist, um den Unterschied zu kapieren).
    Ore ist viel ruppiger als boku . Männer demonstrieren damit eine gewisse Coolness und ein starkes Selbstvertrauen. Während boku noch etwas Kindliches anhaften kann, ist ore ganz und gar auf den erwachsenen Mann gemünzt. Für raue Burschen, einsame Streiter oder finstere Gangster kommt natürlich nur ore in Frage.
    Wenn jemand washi benutzt, diese veraltete Form von watashi , ist es meist ein weißhaariger Greis. Diese schon bei den Samurai übliche Bezeichnung symbolisiert heute meist hohes Alter und wird nur von Männern gebraucht.
    All diese Konventionen sind ein gefundenes Fressen für scharfsinnige Anime- Texter und erlauben viele interessante Nuancen, die in der deutschen Übersetzung zwangsläufig verloren gehen: Der schwächliche Grünschnabel, der sich ore nennt, versucht damit verzweifelt, erwachsen zu wirken, und der Bandit, der boku verwendet, würde sich vielleicht lieber zu Hause von der Mutter bekochen lassen als mit der Knarre in der Hand unschuldige Menschen zu bedrohen …
    Bezieht der Sprecher noch andere Leute mit ein, steht ihm wiederum ein ganzes Arsenal an Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung. Für die Mehrzahlform von Personen verwendet man gewöhnlich die Endung -tachi . Dadurch entstehen die Wörter:

    Alle diese Begriffe bedeuten „wir“. Die oben genannten Unterschiede bleiben natürlich bestehen.
    Nehmen wir an, die brävsten Schüler einer Klasse würden dem Lehrer ein gemeinsames Weihnachtsgeschenk übergeben – falls der Sprecher ein Junge ist, würde er mit stolzgeschwellter Brust verkünden, dass boku-tachi ihre Spardosen geknackt haben, um dem verehrten sensei eine Freude zu machen. Ein Mädchen würde stattdessen von watashi-tachi oder atashitachi reden – und den Blick beschämt gen Boden senken. Der Streber der Klasse wird seine Ehrerbietung dem Lehrer gegenüber verdeutlichen, indem er von sich und den anderen artig als watakushi-tachi spricht. Die aufmüpfigen Kerle aus der letzten Reihe werden sich damit herauszureden versuchen, dass ore-tachi viel zu wenig Taschengeld bekommen, um davon auch noch etwas für den ohnehin viel zu gut bezahlten Pauker abzuzwacken.
    Neben der Endung -tachi gibt es noch die ältere Endung -ra , die heute noch oft in der Umgangssprache zu hören ist. Watashi-ra , boku-ra und ore-ra sind in Gebrauch, doch für das formelle und bescheidene watakushi verwendet man in der Mehrzahl lieber die wohlklingende Endung - domo und spricht von watakushi-domo , was dann wunderbar gespreizt anmutet.
    Aber damit noch nicht genug. Die feinfühligen Japaner kennen noch andere Wörter für „wir“, für ganz besondere Fälle:

    Wenn die Rede von „wir zu Hause“, „unsere Familie“ ist, verwendet man den Begriff uchi . Das bedeutet ursprünglich „Haus“. Ein erfreulicher Satz wie „Bei uns in der Familie sind alle Manga-Fans“ würde das Wort uchi enthalten: Uchi wa minna manga-fan desu.
    Die Wörter wareware oder ware-ra bezeichnen meist eine größere, allgemeinere Gruppe von Menschen, der man sich zugehörig fühlt, zum Beispiel „wir Österreicher“ oder „wir Frauen“. Denken wir uns den Angehörigen einer Organisation, der in der Kneipe beim Bier einem Kumpel von den Aktivitäten dieser Organisation erzählt. Verwendet er watashi-tachi , boku- tachi oder ore-tachi , so meint er eher die beiden Anwesenden, sich und den Freund; spricht er dagegen von wareware , weist er damit auf seine Gruppe, seine Organisation hin.
    Auch für die Anrede des Gesprächspartners gibt es viel mehr Möglichkeiten als nur „du“ und „Sie“:

    Anata wird heute allgemein im Sinne von „du“ oder „Sie“ verwendet. Allerdings wird man nur selten hören, dass ein Untergebener seinen Vorgesetzten mit anata anredet. Auch wenn jüngere Leute ältere Menschen so ansprechen, gilt es als unhöflich. Anata setzt eine gewisse Vertrautheit oder Vertraulichkeit voraus. Kein Wunder: Ursprünglich war anata mal ein Kosewort, mit dem sich Liebende ansprachen …
    Am höflichsten ist es witzigerweise, wenn man gar keine dieser Anredeformen verwendet, sondern statt dessen den Namen des Angesprochenen ins Spiel bringt. Herrn oder Frau Suzuki würde man auch mitten im Satz einfach mit Suzuki-san anreden, im Stile von „Möchte Suzuki-san etwas essen?“, anstatt zu sagen: „Möchten Sie etwas essen?“ Die älteren unter uns kennen das aus Karl May-Filmen: „Reitet Winnetous Bruder mit seinem roten

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