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Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition)

Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition)

Titel: Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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sein.
    Eher Liebe und Vertrautheit drückt das zärtliche kâ-chan aus, das nicht nur kleine Kinder benutzen. In modernen Familien rufen Kinder ihre Mutter gerne mama , doch oft tun sie es im Wechsel mit o-kâ-san oder kâ-chan .
    Ein ganz anderes Wort für dieselbe Person ist haha-ue oder sogar hahaue- sama . So hat man schon im Mittelalter die eigene Mutter angesprochen. Freilich wird diese veraltete und zutiefst ehrfurchtsvolle Form im heutigen Japan nur noch im Spaß verwendet, doch in Animes kann sie einem noch begegnen – als Zeichen tiefer Verbundenheit mit den Traditionen, bei Figuren, die aus der Vergangenheit kommen oder eng mit dem historischen Japan verbunden sind. Auch in Fantasy-Animes finden solche alten Begriffe gerne Verwendung, da o-kâ-san oder gar mama vor dem geheimnisvollen, magischen Hintergrund dieser Filme zu modern und umgangssprachlich klingen würden.
    Für den Vater gelten exakt dieselben Regeln. Die allgemeinste Form heißt hier o-tô-san , die besonders höfliche Variante o-tô-sama , und wer seinen Daddy ganz doll liebhat, ruft ihn doch glatt tô-chan . Auch das europäische papa ist mittlerweile in Gebrauch, und der Samurai redet seinen Vater ehrerbietig mit chichi-ue oder chichi-ue-sama an. Letzteres ist nun wirklich das Ende der Fahnenstange, höflicher geht es nicht mehr.
    Mitunter hört man auch das Wort oyaji . Man spricht damit von dem eigenen Vater oder von Leuten, die im gleichen Alter sind wie der eigene Vater. Das Wort ist nicht sehr höflich. „Wie sah der Täter aus?“ – „Das war so ein komischer oyaji mit Schnurrbart.“

    Omas und Opas heißen o-bâ-san und o-jî-san . Auch hier gilt: seine Großmutter mit o-bâ-sama anzusprechen, ist besonders höflich, bâ-chan klingt liebevoll und innig.
    Der wichtigste Unterschied zum Deutschen ist, dass in Japan auch fremde Leute häufig mit den obigen Wörtern angesprochen werden. Wir hatten das ja gerade schon bei oyaji (Vater = Mann mittleren Alters). Während es bei uns eher verpönt ist, fremde ältere Leute mit „Oma“ und „Opa“ anzureden, gilt es in Japan als völlig normal. Nicht etwa nur Kinder, auch erwachsene Leute tun das manchmal. Auch in diesem Fall kann man Unterschiede machen und der alten Dame etwa mit o-bâ-sama besondere Hochachtung aussprechen oder ihr mit einem zärtlichen bâ-chan, daijôbu desu ka? (Alles in Ordnung, liebe Oma?) auf die Beine helfen, wenn sie gestolpert und hingefallen ist.
    Ältere Leute genießen in den vom Konfuzianismus beeinflussten Ländern des Fernen Ostens von jeher größere Hochachtung als im Westen, auch wenn in den japanischen Großstädten des 21. Jahrhunderts davon oft nicht mehr viel zu spüren ist und den Alten des Landes mitunter ein eiskalter Wind entgegenbläst. Und weil in Animes nicht nur wohlerzogene, herzensgute Menschen auftreten, soll am Rande erwähnt werden, dass es auch die Begriffe babâ und jijî gibt – zwei Wörter, mit denen alte Leute beschimpft werden. Kono jijî lässt sich ungefähr mit „dieser alte Knacker“ übersetzen.

    Sehr leicht zu verwechseln mit den Wörtern für Oma und Opa sind die Anredeformen für Tanten und Onkel. Ein kleiner Schnitzer bei der Aussprache kann ausreichen, um einen Menschen zu beleidigen, denn das arme Tantchen oba-san wäre durch ein leichtes Dehnen des a im Nu zur o-bâsan , zur Oma, mutiert. Da die japanischen Stimmen der Animecharaktere aber nicht von tollpatschigen Ausländern, sondern glücklicherweise von Muttersprachlern gesprochen werden, darf man sicher sein, dass keine Tante zur Oma und kein Onkel zum Opa gemacht wird. Aber Hinhören muss man schon ganz genau.

    Wenn bei den deutschen Untertiteln plötzlich das Wort „Bruder“ oder „Schwester“ auftaucht, und das nicht etwa im Sinne einer Geheimgesellschaft oder einer Krankenschwester, dann kommt uns das eigenartig vor. Schließlich reden sich Geschwister bei uns normalerweise nicht mit „Bruder“ und „Schwester“ an, sondern mit dem Namen. In Japan ist das etwas anders.
    Während ältere Geschwister die jüngeren beim Namen nennen (wie bei uns auch), sprechen die jüngeren die älteren mit einem speziellen Wort an, das „ältere Schwester“ bzw. „älterer Bruder“ bedeutet. So wie man die eigene Mutter oder Oma gewöhnlich nicht mit dem Namen anspricht, so erhält auch die ältere Schwester ihren eigenen Titel. Sie wird o-nê-san oder nê-chan gerufen, der ältere Bruder o-nî-san oder nî-chan . In vielen Situationen gilt in Japan,

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