Das große Buch der Lebenskunst
kann. Ich bin ganz in der Gegenwart. Ich bin nicht
geteilt, nicht »zwiefältig«, sondern eins. Und wer eins ist mit sich und dem Augenblick, der ist gefeit vor Zweifel und Verzweiflung.
Wach auf zur Wirklichkeit
S eine Träume verwirklichen kann man erst, wenn man aus ihnen erwacht«, hat ein lebenskluger Realist
einmal gesagt. Jeder von uns kennt Lebensträume. Als Kind wollten wir einen ganz bestimmten Beruf ergreifen. In der Jugend träumten wir von einer großen
Liebe. Auch heute träumen wir immer wieder, nicht nur von einem schönen Urlaub, sondern davon, dass unser Leben gelingt. Träume bringen uns mit den
eigenen Möglichkeiten in Berührung. Das gilt nicht nur von den Nachtträumen, in denen wir unserer inneren Wirklichkeit begegnen, aber zugleich auch
entdecken, welche Schritte wir gehen sollten, damit unser Leben stimmig wird. Vor allem gilt es von den Tagträumen, in denen wir uns in ein gelingendes
Leben hineinträumen. Manchmal träumen wir uns da Luftschlösser zurecht. Sie bewegen nichts. Wir fliehen in die Tagträume, um der tristen Welt zu
entrinnen. Doch solche Träume verwandeln uns nicht. Wir müssen erst aus den Träumen aufwachen. Wir müssen erst erkennen, dass wir geträumt haben und was
sich uns in den Träumen dargeboten hat, welche Sehnsucht da zum Ausdruck kam. Dann können wir nüchtern überlegen, was sich von unseren Träumen realisieren
lässt und wie wir es anstellen können, dass sie Wirklichkeit werden.
Mystik heißt Aufwachen zur Wirklichkeit. Manchmal schlafen und träumen wir, wir lullen uns ein in unsere Tagträume. Aber wir weigern uns
aufzuwachen. Doch nur der Wache kann den Tag gestalten. Der andere lebt wie in einem Traum. Er lebt in einer eigenen Welt, ohne dass er die Wirklichkeit
beeinflussen und formen kann. Träume sind nicht Schäume. Sie zeigen uns Wesentliches in unserer Seele auf. Aber verwirklichen können wir sie nur, wenn wir
bereit sind, aufzuwachen und uns der Wirklichkeit zu stellen, wie sie ist.
Die Kunst gesunden Lebens
Z u einer gesunden Lebenskultur gehören ganz alltägliche Dinge. Zum Beispiel, dass wir genügend an die
frische Luft gehen. Manchmal ist das Gefühl von Depression, unter dem manche leiden, einfach dadurch bedingt, dass wir unsern Leib zu wenig spüren. Wir
brauchen aber auch eine kultivierte Wohnung. Wenn wir nicht mehr die Kraft haben, unser Haus in Ordnung zu halten und unsere Wohnung wohnlich zu
gestalten, dann müssen wir anderswo Heimat und Geborgenheit suchen. Auch Essen und Trinken gehören zu den Bereichen, die geformt werden müssen. Ich rede
nicht einem übertriebenen Kreisen um gesunde Ernährung das Wort, sondern einer Kultur des Essens. Viele nehmen sich nicht mehr die Zeit, in aller Ruhe zu
essen. Sie schlingen zwischendurch etwas herunter. Aber wenn wir nicht mehr Mahl halten können, wie sollten wir dann angemessen Gemeinschaft erfahren
können? Auch das ausbalancierte Verhältnis von Bewegung und Ruhe ist zu bedenken: Manchmal haben wir das Gefühl, ausgesaugt zu werden von den vielen
Menschen, die etwas von uns wollen. Da brauchen wir als Gegengewicht gesunde Rituale. Ich gestalte zum Beispiel den Morgen bewusst so, wie es mir gut
tut. Die ersten Stunden des Tages gehören mir. Und ich beschließe den Tag mit einem Ritual und drücke damit aus, dass es mein Tag war, ein Tag, der mir
geschenkt wurde und den ich dem wieder zurückgebe, der mir die Zeit meines Lebens schenkt. Viele kommen aus einem stressreichen und hektischen Arbeitstag
nach Hause und haben nicht Kraft und Lust zu etwas Sinnvollem. Sie stopfen dann den Ärger zu mit Essen, Trinken oder Fernsehen und gehen müde ins
Bett. Das ist zwar auch ein Abendritual. Aber es tut uns nicht gut. Der unterdrückte Ärger wird sich im Schlaf im Unbewussten austoben. Und wir amnächsten Tag aufstehen mit einem diffusen Gefühl von Unzufriedenheit. Ein gesundes Abendritual gibt uns das Gefühl für das Geheimnis der
Nacht, dass wir im Schlaf eintauchen in den göttlichen Wurzelgrund, dass Gott selbst zu uns im Traum reden möchte. Jeder Tag, ja das ganze Leben ist also
Teil dieser Kunst des rechten Lebens. Alles ist von einer spirituellen Kraft zu formen, einer Kraft, die uns gut und gesund leben lässt.
Spüre, was ist
A uch unser Alltag ist nicht immer aufregend. Lass dich auf das Gewöhnliche deines Alltags ein. Vertraue
darauf, dass du dort alles findest, was du suchst. Es geht nicht um interessante Neuigkeiten,
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