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Das große Buch der Lebenskunst

Titel: Das große Buch der Lebenskunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Grün
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für die Gegenwart lernen. Aber wenn sie zur Flucht vor der
     gegenwärtigen Auseinandersetzung wird, dann hindert sie uns, uns den heutigen Aufgaben zu stellen und daran zu reifen.
    Was vorbei ist, ist vorbei. Das gilt für vergangene Ereignisse; wir sollen nicht ständig über unsere Vergangenheit nachdenken. Das gilt aber auch für
     unsere Fehler, für unsere Sünden. Auch ihnen sollen wir nicht nachtrauern. Sie sind vorbei. Wir sollen weniger auf uns und unser Versagen schauen, sondern
     auf Gott: »Gott ist größer als unser Herz. Und er weiß alles.« (Joh 3,20).
Entscheide dich heute fürs Leben
    O b man sein Leben lachend oder weinend verbringt – es ist die gleiche Lebenszeit«, sagt man in
     Japan. Hinter diesem Sprichwort steht eine ganz allgemeine Lebenserfahrung. Jeder hat seine Lebenszeit. Wie er diese Zeit gestaltet, das ist seine
     Sache. Ob er sie lachend oder weinend verbringt, das liegt allein an ihm. Viele sagen, das würde nicht stimmen. Ich kann mir nicht aussuchen, ob mich ein
     Unglück trifft, ob mir ein lieber Mensch entrissen wird. Natürlich übertreibt jedes Sprichwort. Es geht nicht darum, das Weinen zu vermeiden. Es gibt auch
     eine Zeit zum Weinen.
    Das japanische Sprichwort meint: Es liegt an uns, ob wir den größten Teil unseres Lebens lachend oder weinend, in depressiver Stimmung oder mit
     positiver Haltung, verbringen. Die Reaktion auf das, was uns zugemutet wird, liegt in unserer Hand. Wer den Mut hat, seine Trauer auszuweinen, wird auch
     wieder lachen können. Wer jedoch im Weinen stecken bleibt, der wird weinerlich durchs ganze Leben gehen. Und das ist dann seine eigene Entscheidung. Seine
     Lebenszeit ist ihm angeboten.
    Manchen, die mir im Gespräch immer wieder vorsagen, wie schlimm alles ist, gebe ich den Rat: »Wenn morgens der Wecker schellt, dann entscheide dich für
     das Leben. Entscheide dich heute für das Leben. Danke Gott, dass du lebst. Und versuche, den heutigen Tag so anzunehmen, wie er ist. Es muss nicht lauter
     Freude sein. Aber wenn du dich für das Leben entscheidest, wirst du auch mit deiner Kraft, mit deiner Lebendigkeit und mit deiner Freude in Berührung
     kommen, selbst wenn dich manches trifft, was du beweinen musst.«
Lach darüber
    H eiterkeit lässt sich nicht verordnen. Habe den Mut, dich wegen deiner Fehler und Schwächen nicht mehr
     anzuklagen, sondern darüber zu lachen. Sie sind längst in Gottes Barmherzigkeit aufgehoben. Du kannst über dich lachen, wenn du dich nicht so wichtig
     nimmst. Du kannst heiter sein, wenn du die Leichtigkeit des Seins verspürst, die ihren Grund hat in einem abgrundtiefen Vertrauen in Gottes grenzenlose
     Barmherzigkeit. Wenn dir seine barmherzige Liebe aufgegangen ist, dann wirst du über vieles, was dich heute noch bedrückt, lachen können und in heiterer
     Freiheit deinen Weg voll Vertrauen weitergehen.
Jeder ist seines Glückes Störenfried
    D as Sprichwort sagt: »Jeder ist seines Glückes Schmied.« Jeder ist für sein Glück selbst
     verantwortlich. Es liegt an ihm, ob er sich selbst bejaht und sich einverstanden erklärt mit dem, was Gott ihm gegeben hat.
    Ein pfiffiger Anonymus hat das Sprichwort umgedeutet und an eine Häuserwand seine überraschende Variante der Lebensphilosophie gesprayt: »Jeder ist
     seines Glückes Störenfried.«
    Vielleicht hat er sich von Watzlawicks berühmtem Buch inspirieren lassen: »Die Kunst, unglücklich zu sein«. Es gibt Menschen, die es immer wieder
     fertig bringen, das Glück, das ihnen das Leben bietet, zu stören, zu zerstören. Sie stören den Frieden, wenn sie sich einmal gut finden. Sie können es
     kaum aushalten, dass es ihnen einmal gut geht. Das ist für sie eine so ungewohnte Erfahrung, dass sie sie sofort wieder zunichte machen müssen. Es ist in
     ihnen wie ein inneres Lebensmuster, dass sie nicht glücklich sein können oder sein dürfen. Daher müssen sie jede positive Er fahrung sofort madig
     machen. Sie haben sich so mit ihrer Rolle des Unglücklichen identifiziert, dass sie es nicht fertig bringen, diese Rolle vom Spielplan zu streichen. Sie
     weigern sich, aus ihrer Tragödie eine Komödie zu machen. Doch sie sind zum großen Teil selber der Autor und der Regisseur ihres Lebens. Es liegt an ihnen,
     wie sie ihr Drehbuch schreiben. Und vor allem liegt es an ihnen, ob sie glückliche Augenblicke genießen möchten oder ob sie sie lieber zerstören mit dem
     Hinweis, dass das doch nur eine Ausnahme ist, während das übrige Leben doch eine

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