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Das große Buch vom Räuber Grapsch

Das große Buch vom Räuber Grapsch

Titel: Das große Buch vom Räuber Grapsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Pausewang
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baden. Alle zehn auf einmal." Er zog den Handkarren in die Höhle, kippte ihn dort aus und wollte wieder mit ihm fort.
    „Warte", rief Olli, „du musst doch erst was essen! Sicher wirst du schon halb tot vor Hunger sein. Seit gestern Nachmittag -"
    „Oh doch", sagte Grapsch hastig. „Heute Morgen hab ich ausgiebig gefrühstückt. In einem Bauernhof am Rand von Juckendorf."
    „Die haben dich doch nicht eingeladen", sagte Olli finster. „Hast du etwa wieder -?"
    Grapsch räusperte sich laut und machte, dass er davonkam. „Aber ich hab ihnen noch was übrig gelassen!", rief er über die Schulter zurück. „Und noch eine Neuigkeit: Die Juckenauer Polizei hat jetzt einen Hubschrauber!"
    Olli war wie vom Donner gerührt. Einen Hubschrauber! Damit konnten die Polizisten über dem Wald herumfliegen und heruntergucken !
    „Tassilo", rief sie hinter ihrem Mann her, „dann können wir doch kein Haus bauen! Das sehen sie ja von oben!"
    „Warte nur ab", rief er aus der Ferne. „Einen Hubschrauber kaufen ist eine Sache. Mit ihm klarkommen eine andere!"
    Am nächsten Vormittag kam Grapsch todmüde heim. Sechsmal war er nun hin- und hergetrabt. Vom Waldrand bis zur Höhle brauchte man etwa drei Stunden! Dazu kam, dass der Räuber ein gewaltiges Schwein auf dem Rücken schleppte. Es grinste, hatte ein vierblättriges Kleeblatt im Maul, einen Schlitz im Rücken und war aus Ton. Olli kannte solche Schweine gut. Die stammten aus der Sparschweinfabrik Fleiß & Preis AG in Juckenau, in der sie früher gearbeitet hatte. Und dieses Schwein, das allergrößte, das je in der Fabrik hergestellt worden war, hatte seit Jahren im Fenster der Juckenauer Bank gestanden! Jeden Tag, wenn sie dort vorbeigegangen war, hatte es sie angegrinst. Besonders die beiden rosa Nasenlöcher auf dem Rüssel kannte sie genau. Die hatte sie nämlich selber mit dem Pinsel draufgetupft.
    „Tassilo", schrie sie, „hast du etwa in der Bank eingebrochen?"
    „Schrei doch nicht so", knurrte Grapsch. „Dort im Fenster ist es ja doch nur verstaubt. Flier aber können unsere Kinder damit spielen. Darauf reiten zum Beispiel -"
    „Schaff's weg, ich will's nicht sehen!", rief Olli. „Schmeiß es in den Sumpf!"
    Verstört trug Tassilo es hinaus und stellte es hinter der Höhle in den Wald. Nein, in den Sumpf wollte er es nicht werfen, nachdem er sich drei Stunden lang damit abgeschleppt hatte. Er hatte es unterwegs richtig lieb gewonnen! Gewiss würde es sich irgendwann irgendwie verwenden lassen.
    Mit Tassilo war auch Max angekommen, der diesmal den Karren gezogen hatte. Der Karren brach fast auseinander unter einem Berg von Äxten, Hobeln, Sägen, Türschlössern, Bohrern, Feilen, Klinken, Riegeln, Haken, Tischlerleim und Farbeimern. Und dahinter, schwitzend unter einer mächtigen Leiter, tauchte noch ein Gesicht auf, ein rundes, freundliches mit Lachfältchen: Anton Specht, der Zimmermann.

    „Viertausendsechshundertzehn Mark sind noch übrig", sagte Max und wollte Grapsch einen Packen Geldscheine reichen. Der aber winkte ab und sagte: „Was soll ich damit? Behaltet das Zeug, wenn ihr was damit anzufangen wisst!"

Olli haut ab

    Anton sah aus wie ein Igel, fand Olli. Er hatte breite Schultern, einen dicken Bauch und kurze Beine. Auf seinem Kugelkopf wuchsen nur kurze Stoppeln.
    Als er kam, trug er ein kariertes Hemd und eine blaue Latzhose, die hatte eine besondere Tasche auf der rechten Seite. Darin steckte immer ein gelber Zollstock.
    Anton war tatsächlich stumm. Aber an seinem Gesicht konnte man leicht ablesen, wie er sich fühlte. Hier im großen Rabenhorster Wald schien er sich wohl zu fühlen, denn er grinste unablässig. Und schon kurz nachdem er angekommen war, zog er ein Schnitzmesser aus der Hosentasche und machte sich an dem großen Schrank zu schaffen.
    „Der gute Schrank!", rief Olli erschrocken.
    „Lass ihn", sagte Grapsch. „Der Schrank kann nur schöner davon werden."
    So war's auch: Anton schnitzte den ganzen Abend, dass die Späne nur so flogen, und die drei anderen saßen auf dem Laubbett und sahen ihm gebannt zu. Da erschien doch tatsächlich auf der Schranktür immer deutlicher der Räuber Grapsch mit wehendem Bart und geballten Muskeln! „Wie du leibst und lebst!", rief Olli ihrem Mann zu. „Was für ein Zufall", sagte der Räuber und staunte sein Bild an. „Ich sehe doch tatsächlich so aus, wie ich's mir vorgestellt hab!"
    „Anton", sagte Max, „du bist ein Künstler." Anton grinste breit, nickte heftig, steckte das

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