Das große Buch vom Räuber Grapsch
Tränen sind nur so gespritzt. Mit dem Bart hab ich ihm das Gesicht abgewischt und hab ihn heimgeschickt zu seinen Kindern."
„Was hast du doch für ein gutes Herz, du mein Schnüssenschnöcker-chen!", rief Olli gerührt.
„Früher hätte mir so ein Geheule nichts ausgemacht", sagte der Räuber. „Aber seit ich selber Vater bin, geht mir so was an die Nieren."
„Komm, setz dich zu mir", sagte sie.
Er ließ sich fallen und versank tief im Laub. Olli und Quarka versanken mit ihm.
„Kannst du dich nicht langsam setzen ?", schimpfte Olli und wühlte nach Quarka. „Ich hab dir's doch schon so oft gesagt!" Plötzlich horchte sie. „Dort drüben im Wald ist jemand", flüsterte sie. Grapsch wollte aufstehen und nachsehen, aber Olli drückte ihm Quarka in den Arm und sagte: „Du erschreckst alle. Lass mich nachsehen."
Da rief auch schon von der anderen Seite des Sumpfes eine Stimme herüber: „Hallo, wie geht's? Helfen Sie mir doch mal hinüber!"
„Der Feuerwehrmann!", rief Olli voller Freude, half ihm über den Sumpf und schob ihn in die Höhle, wo ihn Tassilo grinsend auf einen der zwölf Stühle drückte, die rund um den Tisch standen. Gerührt schmetterte er: „Endlich kann ich mich bei dir bedanken! Dafür, dass du bei Quarkas Geburt Hebamme warst."
„Gern geschehen", sagte der Feuerwehrmann und killerte Quarka unterm Kinn. „Das Fräulein gedeiht ja prächtig."
„Und dass du meinem Tassilo aus dem Gefängnis geholfen hast", rief Olli.
„Deswegen haben sie mich bei der Feuerwehr rausgeworfen", sagte der Feuerwehrmann trübe. „Ich bin kein Feuerwehrmann mehr."
„Wie sollen wir dich dann nennen, wenn du nicht mehr der Feuerwehrmann bist?", fragte Grapsch.
„Nennen Sie mich Max", sagte der Feuerwehrmann. „So heiße ich nämlich. Max Hopperdiezel."
„Red mich doch nicht so geschwollen an, als ob ich der Graf von Juckenau wäre", knurrte Grapsch. „Hier wird sich geduzt."
„Und was hast du jetzt vor, Max?", fragte Olli. Max hob die Schultern und seufzte.
„Bleib doch bei uns und hilf uns das Haus bauen", rief Olli. „Wir wollen nämlich aus der Höhle heraus."
„Ja", sagte Grapsch, „Proviant haben wir genug, einen halben Güterzug voll. Und du kannst mit uns im Laubbett schlafen." Olli trug den Suppenkessel auf den Tisch. Der Eintopf duftete und dampfte. Max konnte es kaum erwarten, bis Olli ihm den Teller voll geschöpft hatte. Er aß mehr als Grapsch, der sechs Teller Suppe verdrückte. Mitten im Gelöffel entdeckte er die Zeichnung an der Höhlenwand. Mit vollem Mund starrte er sie an. „Unser Hausplan", sagte Olli stolz. „Das Braune ist Fledermausdreck, mit Kaffee angerührt. Das Weiße ist Mehl mit Spucke." Und sie erklärte Max den ganzen Plan. Max schluckte und staunte.
„Unerhört modern, dieses Eigenheim", meinte er. „In dem. Haus wird's nie langweilig! Habt ihr denn schon einen guten Maurer und einen Zimmermann ?"
„Wir mauern und zimmern selber", sagte Grapsch und rülpste tief. „Und jetzt geht's los!"
Er spuckte in die Hände und schlug Max so freundschaftlich auf die Schulter, dass er vom Stuhl fiel und Nasenbluten bekam. „Herrje", rief Olli ärgerlich, wischte Max das Blut mit dem Geschirrlappen unter der Nase weg und half ihm wieder auf den Stuhl, „musst du denn alle Leute, die dir nahe kommen, fast umbringen ?"
„Er darf mir auch mal auf die Schulter hauen", sagte Grapsch. Aber Max verzichtete darauf.
Die Geheimschublade klemmt nicht mehr oder: Helfer mit Grips und Macken
Grapsch stürmte hinaus, um den Keller auszuheben, und Max half ihm dabei. Aber sie hatten nur einen einzigen Spaten. Nicht einmal eine Schaufel war da. So blieb Max nichts anderes übrig, als die Erdklumpen mit den Händen aus der Grube zu werfen und die lose Erde wie ein Hund hinauszuscharren.
„Siehst du", rief der Räuber seiner Frau vorwurfsvoll zu, „ich hätte im vergangenen Herbst doch lieber zehn Spaten rauben sollen statt einem einzigen. Aber das hol ich nach. Jetzt. Sofort. Max, grab weiter, ich geh rauben. Kram mir den großen Beutesack raus, Olli!" Er warf Max seinen Spaten zu. Max sprang erschrocken zur Seite, sodass der Spaten über Ollis Kopf in die Höhle hineinflog und dort genau gegen die Geheimschublade des riesigen Räuberschranks donnerte.
„Bist du noch bei Trost, du Unhold ?", kreischte Olli. „Um ein Haar wärst du jetzt Witwer! Und der schöne Schrank!"
„Deinen Dickkopf kriegt keiner klein", sagte Grapsch. „Und die Geheimschublade hat schon
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