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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ich verstehen. Ein Gefecht würde alles verderben. Wessen Operation ist es?«
    »Sie wird offiziell von Abteilung S
der SOE geleitet, aber sie ist ein Gemeinschaftsunternehmen. Und Sie
sind beim OSS, wenn ich recht verstehe?«
    »So ist es.«
    »Schwierige Art, seinen Lebensunterhalt zu verdienen.«
    »Das können Sie zweimal sagen.«
    Hare grinste. »Sehen wir mal nach, ob Sandwiches
in der Kombüse sind. Sie sehen aus, als könnten Sie ein paar
Kalorien gebrauchen.« Sie gingen hinaus.

    Kurz vor Morgengrauen ging Osbourne hinauf an Deck. Es
war ziemlich schwere See, und Gischt spritzte ihm ins Gesicht. Als er
die Leiter hochstieg und das Ruderhaus betrat, fand er dort Hare,
allein, mißmutig ins Kompaßlicht starrend. Er setzte sich
an den Kartentisch und zündete sich eine Zigarette an.
    »Können Sie nicht schlafen?« sagte Hare.
    »Das Boot ist ein bißchen viel für mich, aber für Sie doch si­ cher nicht?«
    »Nein, Sir«, entgegnete Hare. »Ich kann mich nicht erinnern, daß Boote irgendwann mal keine Rolle
in meinem Leben ge­ spielt haben. Ich war acht, als mein
Großvater mich in meinem ersten Dingi aufs Meer
hinausfuhr.«
    »Man sagt, der Ärmelkanal sei etwas Besonderes?«
    »Nicht zu vergleichen mit den Salomon-Inseln, das kann ich Ihnen sagen.«
    »Dort waren Sie vorher?«
    Hare nickte. »Ja.«
    »Ich habe immer gehört, Torpedoboote seien
etwas für junge Männer«, bemerkte Osbourne neugierig.
    »Hm, wenn man jemanden braucht, der Erfahrung
hat und zugleich als Deutscher durchgehen soll, muß man nehmen,
was man kriegt.« Hare lachte.
    Ringsum war nun alles in ein hellgraues Licht getaucht, und
    vor ihnen ragte Land auf.
    »Lizard Point«, sagte Hare.
    Er lächelte wieder, und Osbourne fragte: »Die Sache hier ge­ fällt Ihnen, nicht wahr?«
    Hare zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, ja.«
    »Nein, ich meine, es gefällt Ihnen
wirklich. Sie würden nicht mehr das tun, was Sie früher
gemacht haben. Wieder in Har­ vard unterrichten.«
    »Vielleicht nicht.« Hare blickte sehr
ernst drein. »Aber weiß irgend jemand von uns, was er tun
möchte, wenn es vorbei ist? Wie ist es mit Ihnen?«
    »Es gibt nichts, wohin ich zurück kann.
Sehen Sie, ich habe ein spezielles Problem«, antwortete Osbourne.
»Ich habe of­ fenbar ein Talent für das, was ich jetzt
mache. Ich habe gestern einen deutschen SS-General getötet. In
einer Kirche, nur um zu demonstrieren, daß es mir an edleren
Regungen mangelt. Er war der Geheimdienstchef für die ganze
Bretagne. Ein Mörder, der es verdiente zu sterben.«
    »Was ist dann Ihr Problem?«
    »Ich habe ihn getötet, also nehmen sie
zwanzig Geiseln und erschießen sie. Der Tod scheint mir auf den
Fersen zu folgen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Hare antwortete nicht, sondern drosselte nur das Tempo
und öffnete ein Fenster, so daß der Wind Regen hereintreiben
konn­ te. Sie fuhren um ein Vorgebirge, und Osbourne sah einen
Ein­ schnitt in der dahinterliegenden Bucht, einen Einschnitt
unter­ halb eines bewaldeten Tals.
    Am Ende des Einschnitts lag ein kleiner
grauer Hafen mit zwei Dutzend ärmlichen Häusern. Etwas weiter
oben stand ein altes Herrenhaus zwischen Bäumen. Die Mannschaft
war in­ zwischen an Deck gekommen.
    »Cold Harbour, Major Osbourne«, sagte Martin Hare und steuerte die Lili Marlen in die Bucht.

    3

    Die Crew vertäute das Boot, und Hare und Osbourne
spran­ gen auf den gepflasterten Kai und gingen zum Dorf.
    »Die Häuser sehen alle mehr oder weniger gleich aus«, be­ merkte Craig.
    »Ja«, sagte Hare. »Der ganze Ort
wurde Mitte des 18. Jahr­ hunderts praktisch komplett von dem
Besitzer des Herrenhau­ ses erbaut, einem Sir William Chevely. Die
Häuser, der Hafen, der Kai, alles. Man erzählt sich,
daß er sein Geld größtenteils mit Schmuggeln verdient
hat. Man nannte ihn Schwarzer Bill.«
    »Ich verstehe. Er baute sein Fischerdorf als Tarnung für an­ dere Dinge?« sagte Craig.
    »Genau. Das ist übrigens der Pub. Die Jungs benutzen ihn als Messe.«
    Es war ein langes, niedriges Haus mit hohen Giebeln,
Fach­ werkeinsätzen und Sprossenfenstern, was es ein wenig
elisabe­ thanisch wirken ließ.
    »Das Kellergewölbe stammt noch aus dem
Mittelalter. Hier stand schon in alten Zeiten ein Gasthaus«,
bemerkte Hare wei­ ter und stieg in einen Jeep, der vor dem Haus
stand. »Kommen Sie, wir fahren zum Herrenhaus.«
    Craig blickte auf das Schild über der Tür. »Zum Gehenk­ ten.«
    »Ein passender Name«, sagte Hare und ließ den Motor

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