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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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an.
    »Das Schild ist übrigens neu. Das alte fiel
auseinander und bot ohnehin keinen sehr angenehmen Anblick. Es zeigte
einen armen Kerl, der mit auf den Rücken gefesselten Händen
und heraushängender Zunge an einem Strick baumelte.«
    Während sie losfuhren, drehte Craig sich um und betrachtete
    das Schild. Ein junger Mann hing mit dem Kopf nach unten an einem
Galgen. Sein Gesicht war friedlich, und der Kopf war von einer Art
Heiligenschein umgeben.
    »Wissen Sie, daß das ein Tarotbild ist?« sagte er.
    »O ja, die Haushälterin vom Herrenhaus hat
es in Auftrag gegeben. Madame Legrande. Sie glaubt an okkulte
Dinge.«
    »Legrande? Doch nicht Julie Legrande?« fragte Craig.
    »Ja.« Hare blickte ihn neugierig an. »Kennen Sie sie?«
    »Ich habe vor dem Krieg ihren Mann gekannt. Er
unterrich­ tete Philosophie an der Sorbonne. Später arbeitete
er dann in Paris für die Résistance. Ich habe die beiden
zweiundvierzig kennengelernt. Ich half ihnen rauszukommen, als die
Gestapo ihnen auf den Fersen war.«
    »Na ja, sie ist seit Beginn des Projekts hier.
Sie arbeitet jetzt für den britischen Geheimdienst.«
    »Und Henri, ihr Mann?«
    »Soweit ich weiß, ist er letztes Jahr in London an einem Herzanfall gestorben.«
    Sie fuhren an den letzten Katen vorbei. Hare sagte:
»Das hier ist militärisches Sperrgebiet. Alle Zivilisten
sind evakuiert worden. Wir benutzen die Häuser als
Truppenquartiere. Außer meiner Crew sind noch einige Mechaniker
von der Royal Air Force da, um die Maschinen zu warten.«
    »Sie haben hier Flugzeuge? Wozu?«
    »Für den üblichen Zweck. Um Agenten abzusetzen und rauszubringen.«
    »Ich dachte, dafür sei das Sondergeschwader in Tempsford zuständig?«
    »Ist es auch, wenigstens für
die normalen Fälle. Unser Pro­ jekt liegt ein bißchen
außerhalb der Norm. Ich werde es Ihnen zeigen. Wir kommen gleich
zum Flugfeld.«
    Die Straße wand sich zwischen Baumgruppen
hindurch, und auf der anderen Seite des Waldes war eine große
Wiese mit einer primitiven Start- und Landepiste. An einem Ende stand
ein Hangar aus Fertigteilen. Hare steuerte den Jeep durch das Tor, der
Wagen holperte über das Gras und hielt.
    »Nun, was sagen Sie?«
    Aus dem Hangar rollte gerade ein Fieseler-Storch, ein
klei­ nes Aufklärungsflugzeug, mit den Insignien der Luftwaffe
auf den Tragflächen und am Rumpf; die beiden Mechaniker, die ihm
folgten, trugen schwarze Overalls der Luftwaffe. Im Han­ gar stand
noch ein Nachtjäger, eine Ju 88 G.
    »Mein Gott«, sagte Craig leise.
    »Ich habe Ihnen ja gesagt, hier sei alles ein bißchen unge­ wöhnlich.«
    Der Pilot des Fieseler-Storchs kletterte aus der
Kanzel, wechselte ein paar Worte mit den Mechanikern und kam auf sie
zu. Er trug Fliegerstiefel, bequeme und weite blaugraue Hosen mit
großen Kartentaschen, wie die Piloten der Luftwaf­ fe, und
eine kurze Fliegerbluse, die ihm ein schneidiges Ausse­ hen gab. Er
trug sein silbernes Pilotenabzeichen links, darüber ein Eisernes
Kreuz Erster Klasse, und auf der rechten Brust das Luftwaffenemblem.
    »Fehlt nur noch das verdammte Ritterkreuz«, bemerkte Os­ bourne.
    »Ja, er ist ein Fanatiker«, entgegnete
Hare. »Und er hat et­ was von einem Psychopathen, wenn Sie
meine Meinung hören wollen. Aber er hat bei der Schlacht um
England zwei Flieger­ kreuze bekommen.«
    Der Pilot näherte sich. Er war etwa
fünfundzwanzig und hat­ te semmelblondes, fast weißes
Haar. Er schien oft zu lächeln, aber sein Mund hatte einen
grausamen Zug, und seine Augen blickten kalt.
    »Oberleutnant Joe Edge – Major Craig Osbourne vom OSS.«
    Edge lächelte schief und streckte die Hand aus. »Spezialität Straßenraub, nicht?«
    Craig mochte ihn auf Anhieb nicht, versuchte aber, es
sich nicht anmerken zu lassen. »Sie haben ja einen tollen Laden
hier oben.«
    »Ja, hm, der Fieseler kann überall landen und starten. Ich finde ihn besser als die Lysander.«
    »Ziemlich ungewöhnliche Tarnung, die Insignien der Luft­ waffe.«
    Edge lachte. »Manchmal sehr nützlich. Ich
hatte vor ein paar Wochen ein kleines Problem mit dem Wetter, und der
Saft ging aus. Ich landete einfach auf einem deutschen
Jägerstützpunkt in Granville und ließ volltanken. Kein
Problem.«
    »Wir haben erstklassig gefälschte
Spezialpapiere von Himm­ ler, die uns als Mitglieder eines
Sicherheitsprojekts der SS ausweisen. Da wagt niemand, Fragen zu
stellen«, sagte Hare.
    »Sie haben mir sogar ein Essen in der Messe
serviert«, be­ richtete Edge, an Craig gewandt. »Da
meine

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