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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Erdgeschoß. Vor der Wohnungstür blieben sie stehen.
    Geneviève sagte: »Und Sie müssen in den Keller. Das klingt nicht sehr verlockend.«
    »Es ist ein Souterrain zum Garten hin, sehr hübsch eingerichtet. Ich hab’ schon mal dort gewohnt.«
    »Buckingham-Palast. Ich bin beeindruckt.«
    »Keine große Sache. Ich werde nur einer
von vielen sein.« Er wandte sich ab und hielt inne.
»Normalerweise nimmt man ein paar Gäste zu diesen
Feierlichkeiten mit. Ich werde nie­ manden haben, der mich
begleitet. Ich habe mich gefragt …«
    Sie lächelte. »Ich habe den König noch
nie aus der Nähe ge­ sehen, und soweit ich weiß, ist es
an der Strecke nach Croy­ don.«
    »Wäre ziemlich langweilig, draußen im Wagen zu warten«, meinte er.
    Sie fuhr mit dem Finger an seinem Uniformrock hinunter.
    »Ich will Ihnen was sagen. Sie gehen jetzt
runter und ziehen sich um, und dann bringen Sie mir die Uniform. Ich
bin sicher, ich kann sie mit einem feuchten Schwamm und einem
Bügelei­ sen wieder einigermaßen hinbekommen.«
    »Jawohl, Ma’am.« Er salutierte und eilte ins Untergeschoß hinunter.
    Sie trat in die Wohnung, machte die Tür zu und
lehnte sich, nun nicht mehr lächelnd, dagegen. Sie konnte nichts
dagegen tun, daß Craig Osbourne ihr gefiel, so einfach war das,
und was konnte es schaden? Ein klein wenig Wärme im Dunkel. Irgend
etwas, das das verwüstete Gesicht ihrer Schwester verdecken
konnte.

    Es regnete in Strömen, und der St. James’s Park
war in feuchtkalten Nebel gehüllt, als die Limousine in Pall Mall
ein­ bog und zum Buckingham-Palast fuhr. Dougal Munro und Ge­
neviève saßen im Fond. Da sie keinen Hut besaß,
hatte sie eine alte schwarze Samtbaskenmütze aufgesetzt, die sie
in ihrem Koffer gefunden hatte. Sie trug einen Regenmantel mit
schwarzem Gürtel und ihr letztes Paar gute Strümpfe.
    »Ich komme mir nicht besonders elegant vor«, sagte sie ner­ vös.
    »Unsinn, Sie sehen sehr hübsch aus«, versicherte Munro ihr.
    Craig Osbourne saß, seine Offiziersmütze im
vorschriftsmä­ ßigen Winkel auf dem Kopf, gegenüber
von ihnen auf dem Klappsitz. Sie hatte wirklich ein wahres Wunder mit
der oliv­ grünen Kampfuniform vollbracht. Seine Hosenbeine
steckten in blankgewienerten Fallschirmspringerstiefeln, und anstelle
einer Krawatte hatte er ein weißes Seidentuch um den Hals, eine
Marotte, der viele Offiziere und Mannschaften vom OSS frönten.
    »Er sieht richtig schneidig aus, unser kleiner Junge, nicht
    wahr?« bemerkte Munro aufgekratzt.
    »Ich freue mich, daß Sie das finden. Ich
selbst komme mir aufgetakelt vor«, sagte Craig, als sie um das
Denkmal der Kö­ nigin Viktoria rollten. Sie hielten am
Haupttor des Palasts, um sich auszuweisen, und wurden dann in den Hof
gewunken.
    Eine beträchtliche Menschenschar drängte
sich zum Haupt­ eingang der Residenz, Männer in Uniformen
aller Waffengat­ tungen, viele Zivilisten, die meisten von ihnen
offensichtlich Ehefrauen oder Verwandte. Alle hatten es eilig, ins
Trockene zu kommen.
    Die Atmosphäre war alles andere als zeremoniell.
Die mei­ sten Leute blickten erwartungsvoll oder ein bißchen
aufgeregt, als sie die Treppe zur Gemäldegalerie hinaufgingen, wo
lange Reihen von Stühlen standen und Hofbeamte die Militärs
und ihre Gäste plazierten. Die Kapelle, die am anderen Ende der
Galerie leichte Musik spielte, war von der Royal Air Force.
    Das gespannte Gefühl der Erwartung und Vorfreude
schien sich noch zu verstärken, und dann intonierte die Kapelle
»God Save the King«. Kurz darauf traten König Georg
und Königin Elisabeth ein, und alle Anwesenden erhoben sich von
ihren Plätzen. Das Königspaar nahm auf dem Podium Platz. Alle
setzten sich wieder.
    Die Auszuzeichnenden wurden in der Rangfolge der
Verlei­ hungen aufgerufen. Craig Osbourne staunte darüber, wie
ner­ vös er auf einmal war. Er hörte die Namen, die
gerufen wur­ den, einen nach dem anderen, holte tief Luft, um sich
zu wapp­ nen, und war sich plötzlich bewußt, daß
Geneviève ihre be­ handschuhte Hand auf die seine gelegt
hatte. Er wandte sich ihr überrascht zu, und sie lächelte ihn
ermutigend an. Munro, der auf ihrer anderen Seite saß,
lächelte ebenfalls, und dann rief der Zeremonienmeister seinen
Namen.
    »Major Craig Osbourne, Office of Strategic Services.«
    Und dann stand Craig dort oben auf dem Podium, und der
König lächelte, als er ihm das silberne Kreuz an dem
weißen und purpurnen Band an den Uniformrock heftete, und die
Kö­ nigin lächelte

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