Das große Doppelspiel
ebenfalls.
»Wir sind Ihnen sehr dankbar, Major.«
»Danke, Euer Majestät.«
Er drehte sich um und ging die Stufen hinunter, als der näch ste Name gerufen wurde.
Es regnete immer noch, als sie den Palast
verließen. Viele Leute machten Fotos, freudige Ausrufe
ertönten, alle waren bewegt.
Während sie zum Wagen gingen, sagte Geneviève zu Craig: »Was hat er gesagt?«
»Nur, daß er dankbar sei.«
»Sie sahen fabelhaft aus.« Sie hob die
Hand und zupfte mit einer ein klein wenig besitzergreifenden Geste sein
Halstuch zurecht. »Fanden Sie nicht auch, General?«
»Oh, doch, in der Tat«, antwortete Munro griesgrämig.
Als sie die Limousine erreicht hatten, blickte
Geneviève sich noch einmal zu der Menge um. »Sie sind alle
so glücklich. Wenn man es nicht besser wüßte,
würde man nie auf den Ge danken kommen, daß wir Krieg
haben.«
»Aber wir haben ihn«,
bemerkte Munro und öffnete ihr den Wagenschlag. »Machen wir
also, daß wir zum Flugzeug kom men.«
6
Der Flugplatz von Croydon lag in dichtem Nebel, und
der Regen war wieder stärker geworden. Überall standen
Maschi nen herum, weil Croydon als Jägerbasis für die
Verteidigung der Hauptstadt benutzt wurde. Doch als Geneviève
aus dem Fenster der primitiven Wellblechbaracke schaute, in die man sie
und die anderen nach ihrer Ankunft gebracht hatte, konnte sie kein
Flugzeug ausmachen, das startete oder landete. Nur die Lysander, eine
gedrungene, häßliche einmotorige Maschine mit hoch
angesetzten Tragflächen, stand draußen, und einige
RAFMechaniker machten sich an ihr zu schaffen.
René saß am Ofen und trank Tee, und Munro
kam zu Gene viève, während der Regen an die Scheibe
prasselte. »Sauwet ter.«
»Sieht nicht gut aus, nicht wahr?« sagte sie.
»Gott sei Dank, daß die Dinger bei jedem
Wetter fliegen können.« Er wies auf die Lysander.
»Eigentlich für zwei Pas sagiere konstruiert,
natürlich außer dem Piloten, aber wenn wir ein bißchen
zusammenrücken, passen wir alle vier rein.«
René brachte ihr einen Emailbecher mit Tee. Sie
legte die Hände um den Becher, um sie zu wärmen, und in
diesem Mo ment wurde die Tür geöffnet, und Craig kam mit
dem Piloten herein. Letzterer war ein überraschend junger Mann mit
blon dem Schnurrbart, im Blau der Royal Air Force, in Fliegerjacke
und Stiefeln. Er hatte eine Kartentasche in der Hand und legte sie auf
den Tisch.
»Oberleutnant Grant«, sagte Craig zu Geneviève.
Der junge Mann lächelte und nahm
ihre Hand. Munro be merkte säuerlich: »Werden wir
Verspätung haben, Grant?«
»Das Problem ist nicht das Wetter, General. Wir
können bei Erbsensuppe starten, solange es oben klar ist. Das
Schwierige ist das Landen, und in Cold Harbour ist die Sicht
beschränkt. Sie sagen uns Bescheid, sobald es besser wird.«
»Verdammt!« schimpfte Munro, öffnete die Tür und ging hinaus.
»Seine Leber macht ihm sicher wieder zu
schaffen«, bemerkte Grant, trat zum Ofen und schenkte sich einen
Becher Tee ein.
Craig sagte zu Geneviève: »Grant wird Sie
auch Donners tagnacht rüberbringen. Sie sind in guten
Händen. Er hat das schon oft gemacht.«
»Wirklich kinderleicht, wenn man gewisse Regeln
beachtet.« Er schob sich eine Zigarette in den Mundwinkel,
zündete sie jedoch nicht an. »Schon mal geflogen?«
fragte er Geneviève.
»Ja, vor dem Krieg, nach Paris.«
»Wird diesmal ein bißchen anders, glauben Sie mir, Miss.«
»Eigentlich könnten wir den Terminplan
für Donnerstag nacht durchgehen«, sagte Craig.
»Um die Zeit auszufüllen. Wir starten um halb zwölf in
Cold Harbour. Geschätzte Ankunfts zeit gegen zwei, nach
unserer Zeit. Ich werde erklären, wie es läuft.« Er
faltete eine Karte auseinander, und sie traten näher, während
er mit einem Bleistift über den Kanal fuhr, von Corn wall bis
zur Bretagne.
»Major Osbourne wird mitkommen. In diesen Kisten
ist nicht viel Platz, aber sie sind sehr zuverlässig. Lassen einen
nie im Stich.«
»In welcher Höhe überqueren Sie den Kanal?« fragte Craig.
»Nun ja, manche fliegen gern sehr
tief, um unter dem Feind radar zu bleiben, aber ich fliege lieber
die ganze Strecke in ungefähr zweitausendfünfhundert Metern
Höhe. So bleiben wir ein ganzes Stück unter etwaigen
Bomberformationen, auf die die Nachtjäger der Deutschen es
abgesehen haben.«
Er war so gelassen, so entnervend lässig,
während Geneviève spürte, daß sie ein wenig
zitterte.
»Wir werden auf einem Feld gut zwanzig Kilometer
von
Weitere Kostenlose Bücher