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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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es Ihnen übergeben. Sie brauchen nur ein
oder zwei Dokumente zu unterschreiben, für unsere Unterlagen, und
dann können Sie die ganze Angelegenheit vergessen.
Selbstverständ­ lich fällt alles, was Sie heute abend
hier gesehen und gehört haben, unter das
Geheimhaltungsgesetz.«
    Er klappte eine Akte auf und nahm einen
Füllhalter, wie um ihr zu verstehen zu geben, sie könne
gehen. Nun außer sich vor Zorn, drehte sie sich um, schritt an
Osbourne vorbei und eilte hinaus.

    Das Haus in Hampstead war ein spätgeorgianisches
Bauwerk auf einem einige Morgen großen Grundstück mit hohen
Mau­ ern und einem Stahltor, das von einem Mann in einer blauen
Uniform geöffnet wurde. Auf einem Schild am Tor stand
»Ro­ sedene-Rehabilitationsklinik«. Sie konnte wegen
der Dunkel­ heit nicht viel von dem Garten erkennen. Als Craig sie
die Ein­ gangstreppe hinaufführte, beleuchtete er die Stufen
mit einer Taschenlampe. Er zog an einem altmodischen Glockenring, und
sie warteten.
    Sie hörte das Geräusch sich nähernder
Schritte. Eine Kette rasselte, ein Riegel wurde zurückgezogen. Die
Tür öffnete sich, und in der Öffnung stand ein junger
Mann mit blonden Haaren, der einen weißen Kittel anhatte. Er trat
zurück, und Craig ging wortlos voran.
    Die schwachbeleuchtete Eingangsdiele
hatte cremefarben gestrichene Wände und einen gebohnerten
Dielenbelag, und in der Luft hing ein antiseptischer Geruch, der sie an
eine Kran­ kenhausstation erinnerte. Der junge Mann verriegelte die
Tür hinter ihnen und legte die Kette vor, und als er sich umdrehte
und sprach, stellte sie fest, daß seine Stimme ebenso farblos war
wie sein Äußeres.
    »Herr Dr. Baum wird sofort bei Ihnen sein. Wenn Sie bitte hier entlang kommen würden.«
    Er öffnete eine Tür am Ende der Diele,
ließ sie in den Raum dahinter eintreten und machte die Tür
wieder zu. Es war wie das Wartezimmer eines Arztes, schäbige
Armstühle, ein paar alte Zeitschriften, und ungeachtet eines
elektrischen Kamins herrschte eine feuchte Kälte. Sie spürte,
daß mit Craig Osbour­ ne plötzlich irgendeine
Veränderung vorgegangen war, er hatte eine Unruhe an sich,
strahlte eine innere Spannung aus, wäh­ rend er sich eine
Zigarette anzündete und zu den Verdunke­ lungsvorhängen
ging, die einen Spalt weit offen waren. Er zog sie zu.
    »Dr. Baum«, sagte sie. »Sicher ein Deutscher?«
    »Nein, er ist Österreicher.«
    Die Tür ging auf. Der Mann, der hereinkam, war
klein und glatzköpfig und trug eine weiße Ärztejacke
und hatte ein Ste­ thoskop um den Hals. Seine Kleidung hing lose an
ihm hinun­ ter, als hätte er viel Gewicht verloren und sich
keine neuen Sachen gekauft.
    »Hallo, Baum«, sagte Craig Osbourne. »Das ist Miss Tre­ vaunce.«
    Die kleinen Augen blickten gespannt, und
plötzlich hatten sie den gleichen furchtsamen Ausdruck, den sie
bei René und davor bei ihrem Vater registriert hatte. Er
befeuchtete seine trockenen Lippen und bemühte sich um ein
Lächeln, das die Atmosphäre entkrampfen sollte, aber es
geriet zu einer Grimas­ se.
    »Miss Trevaunce.« Er verbeugte sich leicht und streckte die Hand aus. Seine Handfläche war feucht.
    »Ich muß einen Anruf machen«, sagte Craig. »Ich bin gleich wieder da.«
    Er machte die Tür hinter sich zu. Ein langes
Schweigen trat ein. Baum schwitzte nun sichtlich, und er zog ein
Taschentuch und wischte sich die Stirn ab.
    »Major Osbourne hat mir gesagt, sie hätten
ein paar Sachen für mich, die meiner Schwester gehört
haben.«
    »Ja, so ist es.« Sein Lächeln war
jetzt noch verzerrter als eben. »Und wenn er zurückkommt
…« Seine Stimme verlor sich, und dann setzte er noch
einmal an. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken holen? Vielleicht ein
Glas Sherry?« Er stand bereits an einer kleinen Anrichte in der
Ecke des Zimmers und kam mit einer Flasche in einer Hand und einem Glas
in der anderen zurück. »Ich fürchte, es ist keiner von
den guten. Aber heutzu­ tage muß man zufrieden sein, wenn
überhaupt etwas da ist.«
    Auf dem Kaminsims stand ein schwarz gerahmtes Foto von
einem etwa sechzehn- oder siebzehnjährigen Mädchen, das
zaghaft lächelte. Sie strahlte eine beinahe ätherische
Schönheit aus.
    Geneviève sagte, ohne zu überlegen: »Ihre Tochter?«
    »Ja.«
    »Sie geht sicher noch zur Schule?«
    »Nein, Miss Trevaunce. Sie ist tot.« Der
Klang der traurigen, wie leblosen Stimme schien in ihren Ohren zu wider
hallen, und im Zimmer war es jetzt wirklich eiskalt. »Die Gestapo
… Wien 1939. Wissen Sie,

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