Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
nicht
gehalten hätte, wäre sie in namenlosem Grauen zu Boden
gesunken.

    Sie gaben ihr Cognac, und sie saß wie Espenlaub
zitternd an dem Kamin und umklammerte das Glas wie einen letzten Halt,
während Baum besorgt im Hintergrund wartete.
    »Sie stieg am Bahnhof wie vereinbart aus dem
Rolls«, sagte Craig. »René fuhr weiter, um den Wagen
irgendwo abzustellen und sich mit den Leuten von der Résistance
zu treffen. Ihre Schwester zog sich um und ging dann zu Fuß
über die Felder zum vereinbarten Treffpunkt.«
    »Und dann?« flüsterte Geneviève.
    »Sie wurde von einer SS-Streife
angehalten, die nach Wider­ standskämpfern suchte. Sie merkten
nicht, daß ihre Papiere gefälscht waren. Für sie war
sie nichts weiter als ein gutausse­ hendes Mädchen aus dem
Dorf. Sie zerrten sie in die nächste Scheune.«
    »Wie viele?«
    »Spielt das eine Rolle? René und ein paar
Männer von der Résistance fanden sie dann, als sie die
Umgebung absuchten. Das heißt, sie fanden das, was die Lysander
zwei Tage später zurückbrachte.«
    »Sie haben gelogen«, sagte Geneviève. »Sie alle, sogar Re­ né.«
    »Um Sie zu schonen, sofern das möglich war, aber Sie haben uns keine Wahl gelassen, nicht wahr?«
    »Kann man denn gar nichts machen? Muß sie wirklich in diesem … diesem Verlies bleiben?«
    Nun antwortete Baum. »Nein. Sie steht im Moment
unter starken Medikamenten, die ihre gewalttätigen Schübe
lindern und abbauen sollen, aber es wird wenigstens zwei Wochen dauern,
bis sie voll wirken. Dann werden wir natürlich dafür sorgen,
daß sie in eine Spezialklinik kommt, wo sie von Fach­ leuten
behandelt wird.«
    »Gibt es eine Hoffnung?«
    Er wischte sich wieder den Schweiß von der Stirn
und rieb sich, wie um seine Nervosität zu unterstreichen, die
Hände an dem feuchten Taschentuch ab. »Mademoiselle, bitte
… Was soll ich Ihnen sagen?«
    Sie holte tief Luft. »Mein Vater darf nichts
davon erfahren, verstehen Sie? Es würde ihn umbringen.«
    »Natürlich nicht«, sagte Craig.
»Er hat seine Version von der Geschichte. Es ist nicht
nötig, sie zu ändern.«
    Sie starrte in ihr Glas. »Ich habe von Anfang an
keine Wahl gehabt, nicht wahr? Und Sie wußten es.«
    »Ja«, sagte er ernst.
    Sie trank den Rest Cognac, der wie Feuer
in ihrer Kehle brannte, stellte das Glas vorsichtig wieder hin.
»Was geschieht nun?«
    »Ich fürchte, wir müssen wieder zu Munro.«
    »Dann bringen wir es hinter uns.« Damit stand sie auf und schritt als erste zur Tür.

    Carter machte ein ernstes Gesicht, als er sie ins
Wohnzim­ mer der Wohnung am Haston Place führte. Munro, der
immer noch am Schreibtisch saß, erhob sich und kam ihr entgegen.
    »Jetzt wissen Sie also alles?«
    »Ja.« Sie verschmähte es, sich zu setzen.
    »Es tut mir sehr leid, Miss Trevaunce.«
    »Sparen Sie sich das, General.« Sie hob
die Hand. »Ich mag Sie nicht, und ich mag auch nicht die Art, wie
Sie arbeiten. Was passiert jetzt?«
    »Wir haben die Wohnung im Erdgeschoß
für Gäste vorgese­ hen. Sie können heute dort
schlafen.« Er wandte sich an Craig. »Und Sie können
bei Jack im Untergeschoß wohnen.«
    »Und morgen?« fragte Geneviève.
    »Wir fliegen Sie von Croydon nach Cold Harbour.
Das ist unten in Cornwall. Mit der Lysander dauert es nur eine Stunde.
Wir haben dort ein Haus, Grancester Abbey. Eines der Zentren, wo wir
Leute auf unsere Arbeit vorbereiten. Major Osbourne und ich kommen
mit.« Er drehte sich zu Carter. »Sie halten hier die
Stellung, Jack.«
    »Wieviel Uhr, Sir?« sagte Carter.
    »Gegen halb elf von Croydon, weil der Major vorher noch einen Termin hat.«
    Craig fragte: »Darf ich wissen, wo und mit wem?«
    »Offenbar hat jemand Sie für
das Militärkreuz vorgeschla­ gen, mein Sohn. Für den Job,
den Sie als letztes für die SOE erledigt haben, ehe Sie zu Ihren
eigenen Leuten gegangen sind. Seine Majestät pflegt die Dinger
höchstpersönlich an die Brust der Auserwählten zu
heften, und man erwartet Sie um Punkt zehn im Buckingham-Palast zur
feierlichen Verleihung.«
    »Mein Gott!« stöhnte Craig.
    »Dann gute Nacht.« Sie wandten sich zur
Tür, und Munro fügte hinzu: »Noch etwas, Craig.«
    »Sir?«
    »Die Uniform, mein Sohn. Versuchen Sie bitte, irgend etwas damit zu machen.«
    Sie traten auf den Treppenabsatz hinaus. Jack Carter
sagte: »Die Tür ist nicht verschlossen, und Sie werden alles
finden, was Sie brauchen, Miss Trevaunce. Wir sehen uns dann mor­
gen früh.«
    Er ging vor ihnen die Treppe hinunter, und sie folgten
ihm ins

Weitere Kostenlose Bücher