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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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für René voll.
    Grant hatte den Funklautsprecher eingeschaltet. Sie
hörte ein Knistern, und dann sagte eine Stimme: »Lysander
Sugar-Nan. Wolkendecke zweihundert. Dürfte kein Problem für
Sie sein.«
    Munro drehte sich um und sagte: »Alles in Ordnung, Kind?«
    »Ja, danke.«
    Sie log, denn als sie hinuntergingen,
zitterte sie plötzlich wie Espenlaub. Und dann ertönte ein
lautes Brüllen, und die Ly­ sander ruckte heftig im
Luftschraubenstrahl eines großen schwarzen Vogels, der von
irgendwoher aus den Wolken schoß und so dicht an ihnen vorbeikam,
daß sie das Hakenkreuz am Seitenleitwerk sehen konnte.
    »Peng, peng, du bist tot, alter Junge!«
knisterte eine Stimme aus dem Lautsprecher, und die Maschine verschwand
so schnell, wie sie gekommen war.
    Grant drehte sich stirnrunzelnd um. »Tut mir
leid. Joe Edge scheint noch verrückter zu sein als
gewöhnlich.«
    »Dieser verdammte Idiot«, sagte Munro, und
dann, ehe Ge­ neviève fragen konnte, was eigentlich los sei,
waren sie auf zweihundert Metern und durchbrachen die Wolken und den
grauen Dunst. Unter ihnen lagen die Küste von Cornwall, die Bucht
und der schmale Einschnitt von Cold Harbour, die klei­ nen
Häuser, das Schnellboot am Kai. Die Ju 88 G flog bereits dicht
über dem Herrenhaus und dem See dahin und landete unmittelbar
danach auf der Graspiste mit dem Luftsack am Ende.
    »Genau im Ziel«, rief Grant über die
Schulter nach hinten und drückte die Maschine hinter den letzten
Kiefern nach un­ ten, setzte auf und ließ die Lysander zum
Hangar hin ausrollen. Die Ju 88 G hatte bereits neben der Gruppe der
zusammen mit Martin Hare wartenden Mechaniker gehalten. Joe Edge sprang
aus dem Cockpit und trat zu ihnen.
    »Mein Gott, die Uniform«, sagte Geneviève und umklam­ merte Craigs Arm.
    »Schon gut«, entgegnete er. »Wir
sind nicht auf der falschen Seite des Kanals gelandet. Lassen Sie mich
erklären.«
    Sie saß, immer noch ein
bißchen verwirrt von allem, mit dem Brigadegeneral, Craig und
Martin Hare an einem Tisch im Gastraum des »Gehenkten« und
ließ sich die Spiegeleier mit Speck schmecken, die Julie Legrande
hinten in der Küche gebraten hatte, um sie dann von Schmidt
servieren zu lassen. Die Männer von der Lili Marlen saßen in der Nähe des Kamins und unterhielten sich gedämpft, einige von ihnen spielten Kar­ ten.
    Munro sagte: »Sie benehmen sich heute morgen ungewöhn­ lich gut.«
    »Nun, Sir, das liegt an der Gesellschaft.«
Schmidt stellte fri­ schen Toast auf den Tisch. »Wenn ich es
sagen darf … Miss Trevaunce wirkt hier wie ein Vorbote des
Frühlings, Sir.«
    »Alter Schürzenjäger«, sagte
Munro. »Lassen Sie uns in Ru­ he und tun Sie Ihre
Arbeit.«
    Schmidt zog sich zurück, und Martin Hare schenkte
Gene­ viève Tee nach. »All das kommt Ihnen sicher sehr
sonderbar vor.«
    »Das können Sie noch mal sagen.« Sie
hatte ihn gleich ge­ mocht, als sie ihn oben auf dem Flugfeld
kennengelernt hatte, während Edge ihr sofort ausgesprochen
unsympathisch gewe­ sen war. »Sie müssen sich selbst
ziemlich merkwürdig vor­ kommen, wenn Sie in den Spiegel sehen
und diese Uniform erblicken.«
    »Sie hat recht, Martin«, sagte Munro.
»Fragen Sie sich nicht manchmal selbst, auf welcher Seite Sie
wirklich stehen?«
    »In der Tat, das tue ich«, antwortete Hare
und zündete sich eine Zigarette an. »Aber nur, wenn ich mit
Joe Edge zu tun habe. Eine Schande für die Uniform.«
    »Für jede Uniform«,
sagte Craig. »Er ist meiner Meinung nach total aus dem Lot. Grant
hat mir eine ziemlich unappetit­ liche Geschichte erzählt, die
einigermaßen bezeichnend für ihn ist. Bei der Luftschlacht
um England verlor eine Ju 88 G einen Motor und ergab sich zwei
Spitfire-Piloten, die links und rechts von ihr Position nahmen und sie
zum nächsten Flugplatz gelei­ teten. Es wäre ein
großer Coup gewesen.«
    »Und was ist passiert?« fragte Geneviève.
    »Offenbar näherte sich Edge von hinten,
lachte bei einge­ schaltetem Funkgerät wie ein Teufel und
schoß sie ab.«
    »Das ist furchtbar«, sagte sie.
»Sein vorgesetzter Offizier hat ihn doch wohl vor ein
Kriegsgericht gebracht?«
    »Er versuchte es, aber er wurde überstimmt.
Edge war ein As der Schlacht um England. Es hätte sich in der
Presse schlecht gemacht.« Craig wandte sich an Hare. »Wie
ich gesagt habe, der Kriegsheld als Psychopath.«
    »Ich hab’ auch von der Sache gehört«,
sagte Hare zu ihm. »Aber Sie haben eines ausgelassen. Edges
vorgesetzter Offizier war ein Amerikaner.

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