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Das große Heinz Erhardt Buch

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Titel: Das große Heinz Erhardt Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Erhardt
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mir; doch die meisten
der weitgereisten
Raketen gehen daneben
und lassen mich leben.
Eben
kam wieder so eine–
    Kein Pärchen mehr, das sich in meinem Lichte umschlingt …
Kein Dichter mehr — außer diesem hier — der mich besingt …
Ich frage mich, was ich hier oben eigentlich soll!
Man nimmt, auch als Vollmond, mich nicht mehr für voll.
    Wem soll ich noch leuchten? Wen soll ich bewachen?
    Ich hänge am Himmel und scheine —
gar keinen besonderen Eindruck zu machen …
    Himmlischer Käse
    Der Mond hing neulich oben
wie’n Camembert,
genauso gelb und schimmlig
und rund wie der.
Doch wie ich heute hinguck,
seh ich, o Schreck,
da ist er gar nicht rund mehr,
ein Stück ist weg.
Es haben sicher Englein
an ihm genascht!
Daß so was Englein dürfen,
das überrascht.
Ode an den Neumond
    Scheine wieder, liebe Scheibe!
Bleibe
das, was wir von dir gewohnt:
Mond!
    Wir, die wir dich sehen möchten,
fragen
uns seit Tagen
— oder besser noch — seit Nächten;
»Fürchtest du dich etwa vor den vielen
Projektilen,
die man auf dich unverdrossen
abgeschossen?«
    Schön, man traf dich! — Doch wir hoffen,
Mond, du fühlst dich nicht getroffen!
    Scheine wieder, liebe Scheibe!
Bleibe!
Wolken
    Die Wolken, die vorm Monde ziehn,
verdunkeln ihn,
und auch die Sonne unsrer Breiten
hat mit den Wolken Schwierigkeiten.
    Wie soll der Mensch nun auf der bösen
Welt kämpfen und Probleme lösen
mit seinem kleinen dummen Hirn,
wenn selbst das göttliche Gestirn,
die Sonne, täglich resigniert
und ihren Kampf
verliert
gegen ein bißchen Wasserdampf …?!



In eigner Sache
    Ich häng oft den Gedanken nach,
die teilweis stürmisch, teils gemach
die Gänge meines Hirns erfüllen.
Doch denken kann ich nur im stillen.
    Im Wald zum Beispiel! Zwischen Bäumen,
dort kann ich dichten, kann ich träumen.
In Gegenwart von Baum und Tier,
da kommen die Gedanken mir.
    Allein, inmitten jener Wesen,
die schreiben können und auch lesen,
die lieben könnten, doch nur hassen,
fällt mir nichts ein, da muß ich passen!
Das Konzert
    Frau Fauna und Frau Flora
spieln am Pianoforte
vierhändig und nach Noten
»Lieder ohne Worte«.
    Frau Fauna hat die Melodie.
Frau Flora rankt sich drumherum.
Der Mensch hört zu und applaudiert.
Und Gott blättert die Seiten um.
Die Lore
    Die Lore fuhr ums Morgenrot
hinab zu ihrer Sohle.
Nach kurzer Zeit kam sie zurück
bis obenhin mit Kohle.
    Und gleich drauf fuhr sie wieder los
und holte neue Ware.
Das machte sie tagein, tagaus
und nachts und viele Jahre –
    Nun ruht sie aus, nach vorn gekippt;
zu Ende ist die Reise.
Fragt nicht nach Dank, nicht nach Gewinn,
sie rostet langsam vor sich hin
auf einem toten Gleise …
Schicksal
    Er war ein großer General
und außerdem einsachtzig,
und kam’s zum Kampf, und er befahl,
dann wendete die Schlacht sich.
    Er stürmte immer vorneweg,
selbst gegen schwerste Panzer,
und oft lag er im selben Dreck
wie nebenan der Landser.
    Er hat in Afrika geschwitzt,
in Norwegen gefroren.
Er hat dem Feind den Sieg stibitzt,
den Krieg jedoch verloren. —
    Er war ein großer General!
Sein Ruhm ging in die Binsen;
man kennt ihn heute nicht einmal
dort, wo er wohnt: in Winsen.
    Schüchternheit
    Als Kind — zu meiner Eltern Leid —
litt ich an großer Schüchternheit.
Als Gymnasiast dann — farbumbändert —
hatte sich darin nichts geändert.
Auch nach dem ersten Kuß — mit Ellen —
war keine Beßrung festzustellen.
Im Alter erst — beim Kampf ums Leben —
hat sich die Schüchternheit gegeben!
    Doch weiß ich: tritt der Tod herein
und spricht zu mir: »Komm mit, mein Sohn!«
und führt mich vor des Höchsten Thron,
werd ich wieder ganz schüchtern sein–
    Es ist nicht alles Gold, was glänzt
    Oft glänzt der Himmel strahlendblau,
und oft glänzt eine Hose,
oft glänzt die Nase einer Frau
vor dem Gebrauch der Puderdose.
Durch Abwesenheit glänzt das Glück!
    Durchs Bohnern glänzt die Diele —
man rutscht drauf aus und bricht’s Genick!
(Zu großer Glanz ist nichts für viele!)
Langes Wochenende
    Nicht alle, aber viele streben
danach, nach Gottes Wort zu leben.
    Man geht zur Kirche, liest die Bibel
und weiß dadurch, was gut, was übel,
und ist bemüht von ganzem Herzen,
die Sünde restlos auszumerzen.
    Doch ein Gebot, trotz Büß und Beten,
hat man schon öfter übertreten,
und dies Gebot, das man verletzt,
heißt so — von Luther übersetzt —:
    »Sechs Tage lang sollst du was tun,
am siebten aber sollst du ruhn!«,
doch nie und nirgends wird gesprochen
von unseren Fünf-Tage- Wochen!

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