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Das große Hörbe Buch

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Titel: Das große Hörbe Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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du zum Beispiel Hilfe brauchst, weil du krank bist; oder du hast dir den Fuß verknackst; oder du kommst nicht zu Rande mit deiner Arbeit: Dann kannst du dich drauf verlassen, dass dir die werten Nachbarn beistehn. Jeder so gut er kann -und so lang es nötig ist."
    „Keine schlechte Sache!" Der Zottelschratz kratzte sich hinterm linken Ohr. „Keine schlechte Sache!" Er legte den Kopf schief und zwinkerte mit den Augen. Dann schniefte er durch die Nase und hob den Zeigefinger.

    „Ich werde dir mal was sagen, Hörbe. Immerzu bloß allein sein, das wird auf die Dauer langweilig, glaub mir das."
    „Kann ich mir vorstellen", meinte der Hutzelmann. „Bloß - was lässt sich dagegen machen?"
    „Ich habe darüber nachgedacht", sagte Zwottel. „Der Rabenbach hat dich hergetragen, dann hab ich dich aus dem Wasser herausgefischt - und jetzt, wo du schon mal da bist, könntest du eigentlich gleich für immer bleiben ..."
    „Hier?", fragte Hörbe.
    „Bei mir in den Worlitzer Wäldern! Dann sind sie im Siebengiebelwald bloß noch zwölfe, das muss wohl reichen. Und wir sind dann immerhin unser zwei hier. Da können wir miteinander reden, wir können uns gegenseitig Geschichten erzählen, wir können zusammen Unsinn treiben, wir können Brot backen - und vor allem: Wir können uns dann und wann miteinander streiten. Was meinst du, wie sehr ich mir immer gewünscht habe, dass ich mich ab und zu mal mit jemandem stri-stra-streiten kann!"
    Was sollte Hörbe ihm antworten?
    „Hier bleiben kann ich nicht", sagte er. „Und ich will's auch gar nicht. Erstens habe ich j a mein Haus dort, das kann ich nicht einfach stehen lassen. Zweitens habe ich meine Vorräte für den Winter dort, das muss auch bedacht sein ..."
    „Und drittens?"
    „Drittens will ich dir einen Vorschlag machen. Umgekehrt wird ein Hut draus. Nicht ich bleibe hier - sondern du, Zwottel, kommst mit mir in den Siebengiebelwald!"
    „Ich? In den Siebengiebelwald, wo der Plampatsch haust? Da bringen mich keine zehn Bären hin!"
    „Unsinn!", erwiderte Hörbe. „Glaub mir doch endlich: Es gibt keinen Plampatsch dort!"
    „Kann man's wissen?"
    „Ich schwör dir's, Zwottel. - Ich schwör dir's bei meinem großen Hut!"
    Der Zottelschratz winkte ab.
    „So groß ist dein großer Hut wieder auch nicht, Hutzelmann!"

    „Nicht?", sagte Hörbe. „Es gibt überhaupt keinen größeren Hutzelmannshut als meinen!"
    Er fasste sich zur Bekräftigung an den Hut - und bekam einen Riesenschrecken.
    „Ach, Zwottel - wie konnte ich das vergessen! Ich hab ja bloß noch den Untendrunterhut..."
    „Und?", fragte Zwottel.
    „Der Obendrüberhut ist mir im Rabenbach weggeschwommen!"
    „Lass gut sein, Hörbe! Was weg ist, ist weg: Damit muss man sich abfinden."
    Hörbe war anderer Meinung.
    „Nein!", rief er. „Ohne den Obendrüberhut bin ich nicht vollständig - der gehört zu mir, wie ... Wie soll ich dir das erklären, Zwottel?"
    „Ganz einfach." Der Zottelschratz klopfte ihm auf die Schulter. „Wenn ich dich recht verstehe, gehört er zu dir wie zum Zwottel der Zi-Za-Zottelschwanz."

Für Zwottel Zottelschratz aus den Worlitzer Wäldern war alles klar. Wenn Hörbe ohne den Obendrüberhut nicht mehr ganz Hörbe war, musste man HÖrbes Hut eben suchen gehen.
    „Wir werden das Ding schon finden - zu zweit kann das nicht so schwer sein ..."
    Zwottel erhob sich und blies die Backen auf.
    „Wollen wir's packen?"
    „Packen wir's!"
    Sie stiegen hinunter zum Rabenbach. Weit und breit nichts zu sehen von Hörbes Hut.
    „Halb so schlimm", meinte Zwottel. „Die Strömung ist ziemlich stark hier, vermutlich hat sie ihn ein Stück mitgenommen ... Wie sieht er denn überhaupt aus?" „Ungefähr wie ein Amselnest."
    „Na, das beruhigt mich, Hörbe. Ein Amselnest ist ja keine Nussschale!"
    Sie folgten dem Rabenbach abwärts, Hörbe am rechten Ufer, der Zottelschratz auf dem linken.
    „Siehst du was, Hutzelmann?"
    „Ja", sagte Hörbe. „Den Wald und den Bach - und sonst nichts wie Steine. Steine und Wurzelwerk."
    „Wenn schon!", rief Zwottel. „Der Rabenbach ist noch lang - und Geduld ist alles! Nur immer die Augen hübsch offen halten und weitersuchen!"
    Das Ufer war steil und felsig. Da hieß es achtgeben, dass man nicht abrutschte und ins Wasser fiel.
    Sie kamen nur langsam vorwärts. Und schließlich gerieten sie an den Rand einer kleinen Wiese im Wald, dort hatte der Sturm einen morschen Baum geknickt.
    Wie ein Steg lag der Baumstamm über dem Rabenbach, die Zweige hingen

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