Das große Hörbe Buch
zurückkehrte in sein Hutzelmannshaus, dem musste was zugestoßen sein unterwegs, irgendwas Schlimmes im Zweifelsfall.
„Was werden sie jetzt daheim wohl denken?", fragte sich Hörbe. „Ob sie sich Sorgen machen um mich? Ob sie vielleicht gar meinen, dass mich der Plampatsch gefressen hat?"
Wurzeldittrich und Humpelkeil und die andern alle: Wie konnten sie ahnen, dass er mit Zwottel Zottelschratz Rücken an Rücken unter dem großen Hut saß? Tief drin in den Worlitzer Wäldern - und dennoch wohlbehalten an Leib und Leben.
„Wenn ich heimkomme, werden sie Augen machen ... Ob sie mir überhaupt glauben werden, wo ich gewesen bin? Na, ich komme ja nicht allein zurück - Zwottel Zottelschratz wird mein Zeuge sein."
Zwottel war unterdessen schon weggeschlafen.
Der Regen rauschte und rauschte. Auch Hörbe stützte den Kopf in die Hände und schlummerte langsam ein.
Da hörte er plötzlich, wie sich von fern etwas näherte aus der schwarzen Nacht.
Er hörte es schnüffeln, er hörte es schnaufen, er hörte es näher und immer näher herankommen.
Was hatte das zu bedeuten?
„Der Plampatsch! Jetzt hat er mich also doch erschnüffelt!" Hörbe erstarrte vor Schreck, er wurde zum Eiszapfen durch und durch. Der Plampatsch!
Er kam aus der Nacht herangetappt. Schniefend und schnaufend, schnarrend und schnuppernd.
„Chrrrrrr - chr-chr - chrrrrrrrrr!"
Dann legte sich etwas um Hörbes Nacken: halb Wolfspfote und halb Drachenschwanz.
„Weg da!", schreit Hörbe. „Ich lass mich von dir nicht auffressen! Weg mit den Pfoten, Scheusal!",
„Chrrrrrr!", schnarrt der Plampatsch mit rostiger Stimme. „Das könnte dir wohl so passen, Hutzelmann? Chrrrrrr - chr-chr - chrrrrrrrrr!"
Da weiß Hörbe sich keinen anderen Rat mehr: Er beißt in die Pfote, die ihn am Hals gepackt hält - verzweifelt schlägt er die Zähne hinein.
Der Plampatsch schreit auf. „Was soll das, verflixt noch mal! Bist du verrückt geworden?"
War das nicht Zwottels Stimme?
„Loslassen, Hörbe! Willst du wohl zur Vernunft kommen! Loslassen!"
Der da schrie, war kein Mittelding zwischen Wolf und Drache: Es war der Zottelschratz! Hörbe hatte ihm in den Schwanz gebissen!
„Oh - Zwottel! Ich dachte, du bist der Plampatsch ..."
„Was für ein Quatsch!", knurrte Zwottel. „Es gibt keinen Plampatsch hier - glaub mir das endlich, Hutzelmann! Und beiß mich gefälligst nicht in den Schwanz, wenn du blödes Zeug träumst!"
„Ich träume kein blödes Zeug", brummte Hörbe. „Wer so schauerlich schnarcht wie du - und wer andern Leuten im Schlaf den Schwanz um die Gurgel schlingt: Der darf sich nicht wundern, wenn man ihn für den Plampatsch hält!"
Was, zum Kuckuck, war eigentlich mit dem großen Hut los? Irgendwas konnte da nicht in Ordnung sein.
„Er hat mir doch böse Träume immer vom Leib gehalten, zu Hause im Siebengiebelwald ...", überlegte Hörbe. „Na, vielleicht liegt es einfach daran, dass wir hier in den Worlitzer Wäldern sind, und da klappt das nicht. - Ach ja, daran liegt es wohl..."
Den Rest der Nacht verbrachten sie friedlich unter dem Obendrüberhut. Und als Hörbe am nächsten Morgen hinausblickte, schien die Sonne. Die Worlitzer Wälder dampften, die Büsche und Beerensträucher am Rand der Wiese troffen vor Nässe.
„Aufstehn, Zwottel! Wir haben noch einen weiten Weg vor uns!" Hörbe krabbelte unter dem Hut hervor. Dann lief er hinüber zum Rabenbach, suchte sich eine flache Stelle am Ufer und stieg hinunter. Am Wasser legte er Rock und Hemd auf den Steinen ab und begann mit der Morgenwäsche.
Zwottel kam auch herzu. Er blieb oben am Ufer hocken und schaute auf Hörbe herunter.
„Was machst du da, Hutzelmann?"
„Was werd ich schon machen? Ich wasche mich!"
„Hm", sagte Zwottel. „Darf man vielleicht erfahren, wozu das gut sein soll, dass du dir überall Wasser hinklatschst? Man wird ja bloß nass davon ..."
„Ja!", sagte Hörbe. „Und munter wird man. Und frisch. Und außerdem dient es der Reinlichkeit. - Du hältst wohl nicht viel vom Waschen, wie?"
„Nö", sagte Zwottel und schüttelte sich. „Vom Waschen halte ich überhaupt nix. Schon gar nicht mit Wasser, verstehst du. Unsereins wuscht sich nicht, unsereins wäscht sich nicht - unsereins leckt sich ab!"
Er streckte die Zunge heraus und begann sich den Zottelpelz abzulecken, wie Katzen das tun. Zwischendurch fuhr er sich ab und zu mit dem sauber geschleckten Handrücken übers Gesicht, über Stirn und Ohren.
Zum Frühstück holte er Brombeeren aus
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