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Das große Hörbe Buch

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Titel: Das große Hörbe Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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dich hier nicht stecken ..."
    Hörbe legte sich Zwottels Beine über die Schultern, er holte tief Atem und stemmte sich auf der Leiter nach oben: Das reichte gerade für einen winzigen Ruck.
    „Ich fürchte, so geht's nicht, Zwottel... Rausziehen kann ich dich leider beim besten Willen nicht - du musst durch den Schornstein runter!"
    „Obör üch wüll nücht, Hürbü! Üch höbe Ongst!"
    „Trotzdem, Zwottel! Mach dich so dünn wie möglich -ich will versuchen, dich festzuhalten, so lang es geht..."
    Zwottel, der Zottelschratz aus den Worlitzer Wäldern, sah ein, dass es keinen anderen Ausweg gab.
    „Obör fürsüchtüg, Hürbü! Fürchsüchtig, hürst du?"
    „Bloß keine Bange, Zwottel - du wirst dir nicht gleich den Hals brechen!"
    Vorsichtig drückte Hörbe den Zottelschratz in den Schornstein hinab, bis Zwottel allmählich von selber ins Rutschen kam.
    „Na also! Der Anfang wäre gemacht - den Rest schaffst du auch noch!"
    Hörbe ließ Zwottel schön langsam hinabgleiten in den Schornstein. Anfangs hielt er ihn an den Beinen fest, dann an den Fußgelenken, zuletzt am Zottelschwanz. Nun konnte es nicht mehr weit sein bis unten.
    „Erschrick nicht, Zwottel - jetzt muss ich loslassen. Guten Rutsch!"

Der Hutzelmann hörte, wie Zwottel das letzte Stück durch den Schornstein rumpelte und in den Backofen plumpste. Dann rührte sich drin eine Weile nichts mehr. Eiligst stieg Hörbe die Leiter hinab und rannte zum Feuerloch.
    „Zwottel! Um Himmels willen, du hast dir doch nichts gebrochen?!"
    Hörbe bekam keine Antwort, das konnte nichts Gutes bedeuten. Dann hörte er endlich, wie Zwottel laut und vernehmlich nieste.
    „Gesundheit!" Dem Hutzelmann fiel ein Stein von der Seele. „Gesundheit, Zwottel!"
    Der Zottelschratz aus den Worlitzer Wäldern nieste ein zweites, er nieste ein drittes Mal, dass der Backofen nur so wackelte. Schließlich kam er auf allen vieren heraus ge-krabbelt: von oben bis unten schwarz, noch viel schwärzer als Mörtelmöller an seinen allerschwärzesten Tagen.
    „Ach, Zwottel, was ist dir bloß eingefallen! Musstest du unbedingt da hinaufsteigen?"
    „Warum nicht? Ich hab einfach wissen wollen, wie es in solch einem Schi-Scha-Schornstein von oben aussieht. Unsereins ist eben von Natur aus neugierig ..."
    „Allerdings!", brummte Hörbe. „Und hinterher strotzt euereins dann von Ofenruß!"
    „Macht nix", erwiderte Zwottel. „Unsereins braucht da bloß schlibber-schlabber zu machen - und fertig!"
    Er streckte die Zunge heraus und dann machte er schlibber-schlabber - aber was half es ihm, außer dass seine Zunge nun auch noch schwarz wurde!
    „Zwecklos, Zwottel! - Da gibt's nur eines ..."
    Hörbe holte den großen hölzernen Waschzuber aus dem Schuppen, dann machte er auf dem Herd einen Kessel voll Wasser heiß und bereitete Zwottel ein warmes Bad.
    „Hinein mir dir, Zwottel - nun sollst du mal staunen, wie rasch wir dich wieder sauber kriegen!"
    Der Zottelschratz sträubte sich.
    „Unsereins - und ins Wasser? Das kann nicht dein Ernst sein, Hutzelmann! Wasser ist viel zu nass - und für unsereins viel zu kalt!"
    „Das Wasser in diesem Zuber ist warm", versicherte  Hörbe. „Du brauchst bloß den Finger hineinzutunken!"
    „Recht hast du, Hutzelmann! Ich muss sagen, das fi-fa-fühlt sich nicht übel an ..."
    Der Zottelschratz überlegte noch, was zu tun sei: Da gab ihm der Hutzelmann einen Schubs - und platsch! war die Sache erledigt. Zwottel ruderte mit den Armen, er strampelte mit den Beinen, verdrehte die Augen und schluckte Wasser.
    „Rauslassen, rauslassen! Ich ertrinke!"

    Hörbe hatte sich eine große Wurzelbürste zurechtgelegt. Nun hielt er den Zottelschratz mit der Linken fest und schrubbte ihm mit der Rechten das Fell.
    „Schön stillhalten, Zwottel - dann geht es am aller-schnellsten!"
    Der Hutzelmann scheuerte Zwottels Fell mit der Wurzelbürste, er schrubbte und schrubbte. Das Wasser im Zuber färbte sich langsam schwarz, mit der Zeit wurde Zwottels Zottelpelz wieder zwottelfarben.
    „Ich glaube, das reicht! Und jetzt raus da - ich muss dich abgießen!"
    Zwottel stieg aus dem Zuber, Hörbe goss ihm drei Eimer Wasser über den Kopf. Dann hüllte er ihn in ein großes Wolltuch und rieb ihn trocken.
    „Glaub mir, so war's am besten. Und wenn du ehrlich bist: Es war halb so schlimm!"
    „Doch", sagte Zwottel, „das muss ich zugeben. Warmes Wasser ist eigentlich eine feine Sache, auch wenn es nass ist..." Er legte den Kopf schief und blinzelte Hörbe zu. „Ich

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