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Das große Hörbe Buch

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Titel: Das große Hörbe Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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weiter, Stunde um Stunde - und sicherlich würde es dabei bleiben: auch für die nächsten Tage, vielleicht eine ganze Woche lang oder länger.
    „Schöne Aussichten!", raunzte Zwottel mit finsterer Miene. „Zum Trübsinnigwerden, mit einem Wort..."
    Gegen Mittag verließ er das Haus und huschte mit eingezogenem Kopf davon.
    Hörbe blickte ihm aus dem Fenster nach. Bald war der Zottelschratz aus den Worlitzer Wäldern im Regen verschwunden wie hinter einem Vorhang aus grauen Wasserfäden.

Der Abend brach heute besonders früh herein. Schon wurde es dunkel im Siebengiebelwald, schon musste der Hutzelmann Licht machen in der Stube - und Zwottel war immer noch nicht vom Mittagessen zurück! Hoffentlich war ihm nichts zugestoßen ... Endlich, als Hörbe schon anfing, sich ernstlich Sorgen um ihn zu machen, kam Zwottel nach Hause: pitschnass und verdrießlich.
    „Was für ein elendes Wetter!", schimpfte er. „Unsereins kann sich da bloß noch schütteln!"
    Er schüttelte sich so heftig den Zottelpelz, dass das Regenwasser nach allen Seiten davonspritzte - mitten in Hörbes Stube!
    „Hör mal", sagte der Hutzelmann. „Hättest du das nicht draußen tun können, unterm Vordach?" „Gewiss", brummte Zwottel. „Aber dann hättest du nicht gemerkt, wie nass ich geworden bin - und das hab ich dir extra zeigen wollen ... Übrigens hast du gut reden, mit deinem großen Hut!"
    „Wie meinst du das?", fragte Hörbe.
    „Wie ich es sage", erwiderte Zwottel mürrisch. „Und dass du's nur weißt: Der Nörgelseff hat es auch gesagt!"
    „Nämlich?"
    „Dass man sich schämen sollte, wenn man an solchen Tagen jemanden ohne Hut hinausschickt ins Regenwetter - zum Beispiel unsereins."
    „Also, nun will ich dir mal was sagen, Zwottel!" Hörbe war auf dem besten Weg sich zu ärgern. „Ich habe dich überhaupt nicht hinausgeschickt, dass das klar ist!"
    „Aber du hast einen Hut!", hielt ihm Zwottel entgegen. „Und ich hab keinen. Und wenn ich schon in das scheußliche Wetter hinausmuss - was wäre dabei gewesen, wenn du mir deinen Hut geliehen hättest?!"
    „Ich?", fragte Hörbe. „Wie käme ich denn dazu? Du solltest doch wissen, Zwottel, dass ich den großen Hut nie abnehme - selbst im Bett nicht!"
    „Ja eben!", rief Zwottel. „Der blöde Hut ist dir tausendmal wi-wa-wichtiger als dein bester Freund!"
    Ein Wort gab das andere. Der Zottelschratz nahm kein Blatt vor den Mund, der Hutzelmann auch nicht. Im Han-dumdrehen hatten die beiden den schönsten Krach miteinander.
    Zu allem Überfluss brannte auch noch die Abendsuppe an: Im Streit hatte Hörbe darauf vergessen sie umzurühren.
    „So was nennt sich nun Suppe!", maulte der Zottelschratz. „Aber mit unsereins kannst du's ja machen, Hutzelmann, weil sich unsereins eben alles gefallen lässt..."
    „Jetzt reicht's mir aber!" Hörbe war wütend und knallte den Löffel hin. „Wem es bei mir nicht passt, der kann ja ..."
    Er unterbrach sich gerade noch rechtzeitig, aber der Zottelschratz führte den Satz zu Ende:
    „Der kann ja weggehen, wie? Das hast du doch sagen wollen, gib es nur zu! Und nun will ich dir auch was sagen! Wenn es draußen nicht so entsetzlich regnen würde, dann wäre ich längst über alle Berge, das darfst du mir ruhig glauben! Aber bei diesem Wetter kann man ja nicht mal weglaufen, wenn man weglaufen möchte - hu-hu-hu-huuuh!"
    Nun fing er tatsächlich zu heulen an: zum einen aus Arger, zum andern aus Mitleid über sich selbst.
    „Unsereins legt sich am besten schlafen, hu-hu-hu-huuuh! Und wenn unsereins könnte, wie unsereins wi-wa-wollte, hu-hu-hu-huuuh, würde unsereins überhaupt nicht mehr aufwachen wollen, hu-hu-hu-hu-hu-huuuuuh!"

In dieser Nacht lag der Hutzelmann lange wach. Das Haus war vom Rauschen des Regens erfüllt und Hörbe stellte sich vor, dass er wieder allein sein müsste tagaus, tagein: kein schöner Gedanke für ihn.
    War es nicht dumm gewesen, dass sie sich wegen des Hutes zerstritten hatten?
    Das musste sich irgendwie wieder einrenken lassen -davon war der Hutzelmann überzeugt. Und dann fiel ihm sogar die Lösung ein.
    Natürlich! Es war ja ganz einfach, den Streit aus der Welt zu schaffen ...
    Am nächsten Morgen wirkte der Zottelschratz still und bedrückt. Es schien, dass auch ihm der Ärger von gestern Abend noch schwer im Magen lag.
    „Weißt du was?", meinte Hörbe beim Frühstück. „Ich hab mir das mit dem Hut noch mal überlegt..."
    „Ach, lass doch!" Der Zottelschratz winkte ab. „Ich weiß, es ist dumm gewesen

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