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Das große Hörbe Buch

Das große Hörbe Buch

Titel: Das große Hörbe Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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Nähe des Siebengiebelfelsens. Dort fand er
    auf einer sonnigen Lichtung die prächtigsten aller Brombeeren, die er im Siebengiebelwald und den Worlitzer Wäldern jemals gefunden hatte. Wie süß sie waren, wie prall und saftig!
    Zwottel füllte den Korb damit, das war rasch getan. Dann pflückte er fleißig weiter: von jetzt an in seinen Bauch - und er hörte erst wieder auf, als er nicht mehr konnte.
    „Schade!", seufzte er, viel zu rasch satt geworden. „Es geht einfach nix mehr ri-ra-rein ... Und wenn ich mich eine Weile ausruhe?"
    Zwottel streckte sich neben den Brombeersträuchern ins Moos. Er blinzelte in die Sonne, es wurde ihm angenehm warm und wohl unterm Zottelpelz. „Ein Tag wie im Sommer!", musste er denken und schloss die Augen.
    Nun lag er wie unter einem roten Zelt. Wenn er ganz ruhig atmete, hörte er in der Brust etwas klopfen und spürte, wie ihm das Blut durch die Adern rann: vom Kopf bis hinunter zum Zi-Za-Zottelschwanz.
    Er lag auf dem Rücken - es dauerte keine drei Atemzüge, da war er eingeschlafen.
    Der Zottelschratz träumte von einer riesigen Brombeere, die er pflücken wollte: Aber die Brombeere war in Wirklichkeit eine Himbeere - und die Himbeere war die Sonne.
    Zwottel konnte sie nicht erreichen. Der Himmel war viel zu hoch für ihn: Da begann er zu hüpfen.
    Er hüpfte und hüpfte - und hüpfte bei jedem Hupf er ein wenig höher empor zu der himbeerfarbenen Sonne, bis er sie fast schon zu fassen bekam ... Doch plötzlich schob sich ein schwarzer Schatten dazwischen und jemand rief ihn mit lauter Stimme beim Namen. „He, Zwottel, du alte Schlafmütze! Du verschläfst noch das Mittagessen!"
    Zwottel rieb sich verdutzt die Augen und hob den Blick. „Ach - du bist das, langer Ginzel?"
    Der Wegmacher nickte: Nicht zufällig war er an dieser Stelle vorbeigekommen.
    „Wenn du magst, kannst du heute bei uns zu Mittag essen - bei Mörtelmöller und mir. Jedenfalls bist du herzlich eingeladen."
    „Und Hörbe? Wenn ich nicht heimkomme, wird er sich Sorgen machen ..."
    „Bestimmt nicht!", beruhigte ihn der lange Ginzel. „Hörbe ist einverstanden, er weiß Bescheid."
    „Tja, wenn das so ist..." In Zwottels Bauch war schon wieder Platz für die nächste Mahlzeit: Das mochte wohl daran liegen, dass er im Traum so eifrig herumgehopst war. - „Was gibt es denn heute bei euch, wenn man fragen darf?"
    „Meine und Möllers Leibspeise", sagte Ginzel. „Aufgebratene Knödelscheiben mit Wurzelgemüse und brauner Tunke."

Von jetzt an war Zwottel Zottelschratz jeden Mittag in einem anderen Hutzelmannshaus zu Gast, das hatte der alte Zimprich mit Hörbes Nachbarn so abgemacht. Bloß sonntags blieb er zum Mittagessen daheim, weil Hörbe darauf bestanden hatte.
    So ging der Oktober ins Land, der November brach an, die Birken und Buchen, die Ahornbäume und Haselsträu-cher mussten im Herbstwind die letzten Blätter lassen. Da kam eines Mittags, als Zwottel gerade bei Wollepietsch und beim bunten Hoffmann zu Tisch war, der alte Zimprich bei Hörbe vorbei.
    „Ob du wohl einen Augenblick Zeit hast? Wir möchten dir gern was zeigen."
    Hörbe hatte gerade zwei Knöpfe an seinem Winterrock festgenäht. Nun legte er Nadel und Zwirn beiseite und folgte dem alten Zimprich hinaus in den grauen Tag.
    „Worum geht's denn?"
    „Du wirst es gleich selber sehen."
    Sie gingen ein Stück durch den Wald, zwischen braunem Farnkraut und welken Schachtelhalmen dahin - dann hörten sie jemand mit heiserer Stimme krächzen: „Kch-na endlich! Ich hab schon gedacht, ihr lasst mich hier Kch-Wurzeln schlagen ..."
    Hustenplischke steckte den Kopf hinter einem Baumstrunk hervor und schmunzelte vielversprechend.
    „Kch-wetten, mein Lieber? - jetzt kch-wirst du gleich Augen machen!"
    Hinter dem Baumstrunk stand eine kleine Hütte. Hörbe sah sie zum ersten Mal, sie musste ganz neu sein.
    „Eigentlich ist es ja bloß eine Erdhütte", meinte der alte Zimprich. „Eine Art Keller mit einem Dach drauf, das ging am schnellsten."
    „Aha", sagte Hörbe und überlegte, wozu eine solche Hütte hier draußen wohl gut sein mochte. „Ihr zwei habt sie also gebaut?"
    „Kch-wir zwölfe gemeinsam!", hüstelte Hustenplischke. „Du kch-wirst dir wohl denken können, für kch-wen."
    Hörbe war völlig ahnungslos - selbst dann noch, als ihn der alte Zimprich einlud: „Wirf mal einen Blick hinein!"
    Kaum hatte Hörbe die Tür einen Spalt geöffnet, da stieg ihm ein köstlicher Duft in die Nase. Roch das nicht wie daheim in der

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