Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)
und Irak, vom Khyber Pass immer südlich der russischen Grenze über Kabul, Teheran und Bagdad bis nach Istanbul, in einem ganz normalen Kombi. » Und was machen Sie, wenn Ihr Auto kaputt geht?«, wird er vor der Abfahrt gefragt. » Kein Problem, ich nehme meine Frau zum Reparieren mit.«
Und tatsächlich gibt es jede Menge Fotos von seiner Frau Mercedes, einer kleinen kompakten Blondine vom Typ Miss Ellie, wie sie im Kleid unterm Wagen liegt und schraubt, assistiert von einer mitreisenden Freundin der Familie.
Wie aufregend das damals gewesen sein muss, wie mutig man sein musste!
Jetzt liege ich also hier in meiner Koje und inhaliere die mehr als 50 Jahre alten Reportagen über Kaschmir, Polen und die Ägäis, über die Navajo und die Eisfischer in Minnesota. Und schon beginnt es wieder zu prickeln, schon beginnt mein Herz, das jetzt doch eigentlich endlich mal Ruhe geben sollte, wieder zu klopfen. Es mag verrückt sein unter diesen Umständen, ich bin ja noch nicht mal wieder zuhause. Aber ich merke: Ich bin noch längst nicht fertig.
Mach weiter, sagt das Buch, du hast gerade erst angefangen. Es gibt noch viel zu tun.
Kann sein, dass ich auf das Buch höre. Diese Dinger haben ja meistens recht.
Lieber John, wir hören voneinander, wenn ich wieder in meinen Heimathafen eingelaufen bin, ja? Ich bin sehr gespannt, in welcher Ecke der Erde wir uns wiedersehen werden. Ich freue mich jedenfalls sehr darauf.
Rolling home, Deine Meike
Sieben Dinge, die ich in Havanna gelernt habe. Und drei auf hoher See.
1. Weltweit nerven Männer häufiger, als dass sie nicht nerven.
2. Nichts finde ich mittlerweile alberner als den ideologischen Grabenkrieg zwischen globetrottenden » Travellern« und pauschalbuchenden Touristen, der selbstverständlich nur vom hohen Ross der angeblich so coolen Globetrotter herab geführt wird. Wie fließend bis nonexistent die Grenzen sind, habe ich an mir selbst gemerkt, am meisten auf Kuba.
3. Ich bin resozialisierbar. Nach elf Monaten überwiegenden Alleinreisens waren die zwei Wochen mit Annette, in die ich mit zwiespältigen Gefühlen gestartet war, erleichternd harmonisch und sehr bereichernd. Man muss sich einfach mal auf jemand anderen einlassen, das wird immer gut.
4. Ich bin Nichtraucherin, immer schon gewesen. Und hatte trotzdem großes Vergnügen daran, eine von Annettes lässigen » Senior Service«-Zigaretten zu rauchen, einfach nur so. Ich werde garantiert nicht zur Raucherin. Aber ich könnte und ich dürfte, und nur darum geht es. Was für ein Vergnügen, sich immer wieder entscheiden zu dürfen.
5. Beim Nachdenken darüber, wie das Leben weitergehen soll, hilft ein gewisser Abstand. Sehr gut: 8000 Kilometer weit weg sein. Noch besser: ein Jahr nicht zuhause gewesen sein. Am allerbesten: vor einem Glas Rum sitzen. Am allerallerbesten: die ganze Sache durch die Augen eines anderen betrachten.
6. Ich arbeite besser im Bikini. Wenn ich mich schon im Swimmingpool-Outfit an den Schreibtisch setze, bin ich schneller fertig. Empirisch bewiesen. Versuchsreihe wird zuhause im Sommer fortgesetzt.
7. Der beste kubanische Rum ist der Santiago de Cuba Ron Extra Añejo 20 Años. Und er schmeckt am besten auf einem Sofa der Außenterrasse des Hotel Nacional. In Deutschland kostet er 170 Euro die Flasche– und kann zu dem Preis dort gar nicht so gut schmecken. Wobei… einen Versuch ist es wert.
8. Auf einer Schiffsbrücke gibt es einen Geschwindigkeitsregler von » stop« bis » volle Kraft voraus«. Die erste Stufe nach » stop« heißt » dead slow«. Das ist eine Geschwindigkeit, die man sich zu Herzen nehmen sollte.
9. Bei Windstärke 9 schläft man am besten, wenn man in der Koje die Form eines Seesterns einnimmt, alle Glieder von sich gestreckt, um mit maximaler Lakenhaftung möglichst wenig umherzurollen.
10. Meer sieht von Stunde zu Stunde anders aus. Um das nicht zu verpassen, muss man Stunde um Stunde darauf starren. Es ist dead slow , aber die bestgenutzte Zeit, die man sich vorstellen kann.
Und jetzt?
Hamburg. Der erste Tag
Ich wache auf, es ist schon hell, mein erster Blick fällt auf einen Stapel Bücher neben mir auf dem Nachttisch. Eine schön gebundene Ausgabe von Thoreaus Walden liegt da auf einem halb gelesenen 700-Seiten-Thriller und Wie ich die Dinge geregelt kriege von David Allen (mit einem Fahrschein als Lesezeichen zwischen den Seiten 40 und 41: » Die wichtigste Änderung: Alles aus Ihrem Kopf verbannen«).
Meine Bücher. Mein Nachttisch. Mein
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