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Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Titel: Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meike Winnemuth
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nichts so ist, wie es war. Alles wird gerade auf den Kopf gestellt, auch die alten Kategorien von Nähe und Ferne, Fremdheit und Vertrautheit.
    Nähe war am Anfang dieses Monats ja noch das große Problem: Wie ist mir Barcelona unter die Haut gekrochen und auf die Nerven gegangen! Und trotzdem fällt es mir ausgerechnet hier besonders leicht, mir die Stadt zu eigen zu machen. In anderen Städten lag mir immer daran, so viel wie möglich mitzunehmen, hier: so wenig wie nötig. Mir genügt der Born, mein kleines Dorf in der Stadt, und ebenso der tägliche Spaziergang im Park, der Feierabend-Cava im Vinya del Señor. Kann schon sein, dass es irgendwo am anderen Ende der Stadt eine bessere Bar gibt, es ist mir herzlich egal; die Jagd ist für diesen Monat eingestellt. Sicher kein Zufall, dass gerade in Europa die Kreise, die ich ziehe, wieder kleiner werden, die Wege kürzer und die Tage ruhiger. Vielleicht hatte ich nach all den Weltstädten Sehnsucht nach einem kleineren Kosmos, nach Vertrautheit und Überschaubarkeit. Jedenfalls ertappe ich mich dabei, immer wieder dieselben Restaurants und Obststände anzusteuern und sogar immer wieder denselben Armlehnstuhl an der Plaça de la Puntual. Ich stelle meine Einkaufstasche daneben, setze mich und gucke ein bisschen, höre den Frauen beim Plaudern zu und gehe dann nach zehn Minuten weiter.
    Ein Ritual, das ich bislang in fast jeder Stadt gepflegt habe: einen Ort in der Nähe meiner Wohnung zu finden, den ich als Zweitwohnsitz nutze. In Shanghai war es ein Nudelsuppenladen, in London der Pub Prince Alfred, in Barcelona ist es das Grand Hotel Central bei mir um die Ecke. Das Hotel hat einen kleinen Swimmingpool auf dem Dach mit einem Hammerblick über den Born bis zum Meer. Erst kürzlich fiel mir in einem Londoner Club wieder auf, wie wichtig das Prinzip des third place immerfür mich war: einen dritten Ort neben Zuhause und Arbeitsstelle zu haben, eine Art Druckausgleich zwischen dem einen und dem anderen. Ich in meinem Home-Office-Leben brauche also zumindest einen second place, zu dem ich entkommen kann. Ein Café ist gut, eine Eckkneipe besser, ein Hotel am besten. Wahrscheinlich weil ich hier in Gesellschaft von anderen Reisenden bin, die dasselbe suchen wie ich: eine Heimat auf Zeit, ein provisorisches Zuhause.
    Zum Thema Vertrautheit und Fremdheit passt ganz gut, dass mich Katharina für eine Woche besucht hat. In London war es ganz großartig, dass sie übers Wochenende kam, hier… zuerst nicht so sehr. Ich fühlte mich aus meinem Trott gerüttelt. Gute Sache, wirst Du sagen. Stimmt ja auch. Die Sagrada Familia, La Pedrera, Parc Güell, das tolle Konzert im Palau de la Música Catalana hätte ich ohne sie bestimmt geschwänzt. Sie hat außerdem diesen sehr speziellen Blick auf die Dinge, die sie angesichts der engen Altstadt wunderbare Sätze sagen lässt wie » So viel Pracht und dann kein Platz zum Staunen.«
    Gut, dass sie da ist, denke ich dann, sie macht mein Leben reicher. Und trotzdem hat es gedauert, bis wir einen gemeinsamen Rhythmus entwickelt hatten. Wir hatten uns Räder gemietet und ich raste vorweg, in meinem Tempo, ungeduldig. Sie fuhr fluchend hinterher, schäumend über meine Rücksichtslosigkeit.
    Es funktionierte erst, als wir einen Ausflug in den Badeort Sitges gemacht und uns einen Tag lang einfach nur an den Strand geknallt haben. Da waren wir endlich wieder im selben Film: dieselbe Erwartung, dieselbe Erfahrung, und plötzlich war alles wieder entspannt und nah. Trotzdem macht mir das ein bisschen Sorge: Was riskiere ich hier eigentlich gerade, wenn ich mit meiner seit Jahrzehnten allerbesten Freundin fremdele? Entferne ich mich zu sehr von meinem Leben zuhause? Habe ich mich zu gut eingerichtet in diesem Egotrip? Bin ich überhaupt noch resozialisierbar nach diesem Jahr, verliere ich am Ende mehr, als ich gewinne? Fragen, Fragen, Fragen…
    Aber Katharina und ich kriegen doch immer wieder die Kurve. Einfach weil wir so gut im Reden sind. Wenn etwas doof läuft, sagt eine von uns: » Das läuft jetzt doof«– und schon ist das erste Pflaster geklebt, der erste Schritt zur Heilung getan. Es ist wie bei uns, Micha: Wenn eine Freundschaft schon so lange dauert, haut man sie nicht mehr einfach in die Tonne, dazu ist sie viel zu kostbar.
    Ich weiß aber auch, dass ich es Euch oft schwer mache, wenn ich mal wieder meiner Wege gehe und den Eindruck erwecke, niemanden auf der Welt zu brauchen. Ist nicht so, glaub mir. Weißt Du aber auch. Hoffe

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