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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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„Nein, Catherlieschen, halt sie ja fest.“ „Ach, Friederchen, ich lass sie fallen.“ „Ei“, antwortete Frieder ärgerlich, „so lass sie fallen ins Teufels Namen!“ Da fiel sie herunter mit starkem Gepolter, und die Kerle unten riefen „der Teufel kommt vom Baum herab“, rissen aus und ließen alles im Stich. Frühmorgens, wie die zwei herunter kamen, fanden sie all ihr Gold wieder und trugens heim.
    Als sie wieder zu Haus waren, sprach der Frieder „Catherlieschen, nun musst du aber auch fleißig sein und arbeiten.“ „Ja, Friederchen, wills schon tun, will ins Feld gehen, Frucht schneiden.“ Als Catherlieschen im Feld war, sprachs mit sich selber „ess ich, eh ich schneid, oder schlaf ich, eh ich schneid? hei, ich will erst essen!“ Da aß Catherlieschen und ward über dem Essen schläfrig, und fing an zu schneiden und schnitt halb träumend alle seine Kleider entzwei, Schürze, Rock und Hemd. Wie Catherlieschen nach langem Schlaf wieder erwachte, stand es halb nackt da und sprach zu sich selber „bin ichs, oder bin ichs nicht? ach, ich bins nicht!“ Unterdessen wards Nacht, da lief Catherlieschen ins Dorf hinein, klopfte an ihres Mannes Fenster und rief „Friederchen?“ „Was ist denn?“ „Möcht gern wissen, ob Catherlieschen drinnen ist.“ „Ja, ja,“ antwortete der Frieder, „es wird wohl drin liegen und schlafen.“ Sprach sie „gut, dann bin ich gewiss schon zu Haus“ und lief fort.
    Draußen fand Catherlieschen Spitzbuben, die wollten stehlen. Da ging es bei sie und sprach „ich will euch helfen stehlen.“ Die Spitzbuben meinten, es wüsste die Gelegenheit des Orts und warens zufrieden. Catherlieschen ging vor die Häuser und rief „Leute, habt ihr was? Wir wollen stehlen.“ Dachten die Spitzbuben „das wird gut werden“ und wünschten, sie wären Catherlieschen wieder los. Da sprachen sie zu ihm „vorm Dorfe hat der Pfarrer Rüben auf dem Feld, geh hin und rupf uns Rüben.“ Catherlieschen ging hin aufs Land und fing an zu rupfen, war aber so faul, und hob sich nicht in die Höhe. Da kam ein Mann vorbei, sahs und stand still und dachte, das wäre der Teufel, der so in den Rüben wühlte. Lief fort ins Dorf zum Pfarrer und sprach „Herr Pfarrer, in eurem Rübenland ist der Teufel und rupft.“ „Ach Gott,“ antwortete der Pfarrer, „ich habe einen lahmen Fuß, ich kann nicht hinaus und ihn wegbannen.“ Sprach der Mann „so will ich euch hockeln,“ und hockelte ihn hinaus. Und als sie bei das Land kamen, machte sich das Catherlieschen auf und reckte sich in die Höhe. „Ach, der Teufel!“, rief der Pfarrer, und beide eilten fort, und der Pfarrer konnte vor großer Angst mit seinem lahmen Fuße gerader laufen, als der Mann, der ihn gehockt hatte, mit seinen gesunden Beinen.

Von dem Schneider, der bald reich wurde
    Ein armer Schneider ging einmal zur Winterszeit über das Feld, und wollte seinen Bruder besuchen. Unterwegs fand er eine erfrorne Drossel, sprach zu sich selber: „was größer ist als eine Laus, das nimmt der Schneider mit nach Haus!“, hob also die Drossel auf, und steckte sie zu sich. Wie er an seines Bruders Haus kam, guckte er erst zum Fenster hinein, ob sie auch zu Haus wären, da sah er einen dicken Pfaffen bei der Frau Schwägerin sitzen vor einem Tisch, auf dem stand ein Braten und eine Flasche Wein; indem klopfte es an die Haustüre, und der Mann wollte herein, da sah er, wie die Frau den Pfaffen geschwind in einen Kasten schließt, den Braten in den Ofen stellt, und den Wein ins Bett schob. Nunmehr ging der Schneider selbst ins Haus, und bewillkommte seinen Bruder und seine Schwägerin, setzte sich aber auf den Kasten nieder, darin der Pfaff steckte. Der Mann sprach: „Frau, ich bin hungrig, hast du nichts zu essen?“ „Nein, es tut mir leid, es ist aber heute gar nichts im Haus.“ Der Schneider aber zog seine erfrorene Drossel heraus, da sprach sein Bruder: „mein, was tust du mit der gefrorenen Drossel?“ „Ei! die ist viel Geld wert, die kann wahr sagen!“ „Nun so lass sie einmal wahrsagen.“
    Der Schneider hielt sie ans Ohr und sprach: „die Drossel sagt: es stünde eine Schüssel voll Braten im Ofen.“ Der Mann ging hin und fand den Braten: „was sagt die Drossel weiter?“ „Im Bett stecke eine Flasche Wein.“ Der fand auch den Wein: „ei, die Drossel mögt ich haben, die verkauf mir doch.“ „Du kannst sie kriegen, wenn du mir den Kasten gibst, worauf ich sitze.“ Der Mann wollte gleich, die Frau aber sagte:

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