Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
herum. Sprach der Bruder Lustig „nun tanzt, so lang ihr wollt, aber komm mir keiner zu nah.“ Die Teufel aber drangen immer näher auf ihn ein und traten ihm mit ihren garstigen Füßen fast ins Gesicht. „Habt Ruh, ihr Teufelsgespenster,“ sprach er, aber sie triebens immer ärger. Da ward der Bruder Lustig bös und rief „holla, ich will bald Ruhe stiften!“, kriegte ein Stuhlbein und schlug mitten hinein. Aber neun Teufel gegen einen Soldaten war doch zu viel, und wenn er auf den vordern zuschlug, so packten ihn die andern hinten bei den Haaren und rissen ihn erbärmlich. „Teufelspack,“ rief er, „jetzt wird mirs zu arg: wartet aber! Alle neune in meinen Ranzen hinein!“ Husch, steckten sie darin, und nun schnallte er ihn zu und warf ihn in eine Ecke. Da wars auf einmal still, und Bruder Lustig legte sich wieder hin und schlief bis an den hellen Morgen. Nun kamen der Wirt und der Edelmann, dem das Schloss gehörte, und wollten sehen wie es ihm ergangen wäre; als sie ihn gesund und munter erblickten, erstaunten sie und fragten „haben euch denn die Geister nichts getan?“ „Warum nicht gar“, antwortete Bruder Lustig, „ich habe sie alle neune in meinem Ranzen. Ihr könnt euer Schloss wieder ganz ruhig bewohnen, es wird von nun an keiner mehr darin umgehen!“
Da dankte ihm der Edelmann, beschenkte ihn reichlich und bat ihn in seinen Diensten zu bleiben, er wollte ihn auf sein Lebtag versorgen. „Nein“, antwortete er, „ich bin an das Herumwandern gewöhnt, ich will weiter ziehen.“ Da ging der Bruder Lustig fort, trat in eine Schmiede und legte den Ranzen, worin die neun Teufel waren, auf den Ambos, und bat den Schmied und seine Gesellen zuzuschlagen. Die schlugen mit ihren großen Hämmern aus allen Kräften zu, dass die Teufel ein erbärmliches Gekreisch erhoben. Wie er danach den Ranzen aufmachte, waren achte tot, einer aber, der in einer Falte gesessen hatte, war noch lebendig, schlüpfte heraus und fuhr wieder in die Hölle.
Darauf zog der Bruder Lustig noch lange in der Welt herum, und wers wüsste, könnte viel davon erzählen. Endlich aber wurde er alt, und dachte an sein Ende, da ging er zu einem Einsiedler, der als ein frommer Mann bekannt war und sprach zu ihm „ich bin das Wandern müde und will nun trachten in das Himmelreich zu kommen.“ Der Einsiedler antwortete „es gibt zwei Wege, der eine ist breit und angenehm, und führt zur Hölle, der andere ist eng und rauh, und führt zum Himmel.“ „Da müsst ich ein Narr sein“, dachte der Bruder Lustig, „wenn ich den engen und rauhen Weg gehen sollte.“ Machte sich auf und ging den breiten und angenehmen Weg, und kam endlich zu einem großen schwarzen Tor, und das war das Tor der Hölle. Bruder Lustig klopfte an, und der Torwächter guckte, wer da wäre. Wie er aber den Bruder Lustig sah, erschrack er, denn er war gerade der neunte Teufel, der mit in dem Ranzen gesteckt hatte und mit einem blauen Auge davon gekommen war. Darum schob er den Riegel geschwind wieder vor, lief zum Obersten der Teufel, und sprach „draußen ist ein Kerl mit einem Ranzen und will herein, aber lasst ihn bei Leibe nicht herein, er wünscht sonst die ganze Hölle in seinen Ranzen. Er hat mich einmal garstig darin hämmern lassen.“ Also ward dem Bruder Lustig hinaus gerufen, er sollte wieder abgehen, er käme nicht herein. „Wenn sie mich da nicht wollen,“ dachte er, „will ich sehen ob ich im Himmel ein Unterkommen finde, irgendwo muss ich doch bleiben.“ Kehrte also um und zog weiter, bis er vor das Himmelstor kam, wo er auch anklopfte. Der heil. Petrus saß gerade dabei als Torwächter: der Bruder Lustig erkannte ihn gleich und dachte „hier findest du einen alten Freund, da wirds besser gehen.“ Aber der heil. Petrus sprach „ich glaube gar, du willst in den Himmel?“ „lass mich doch ein, Bruder, ich muss doch wo einkehren; hätten sie mich in der Hölle aufgenommen, so wär ich nicht hierher gegangen.“ „Nein,“ sagte der heilige Petrus, „du kommst nicht herein.“ „Nun, willst du mich nicht einlassen, so nimm auch deinen Ranzen wieder: dann will ich gar nichts von dir haben,“ sprach der Bruder Lustig. „So gib ihn her" sagte der heil. Petrus. Da reichte er den Ranzen durchs Gitter in den Himmel hinein, und der heilige Petrus nahm ihn und hing ihn neben seinen Sessel auf. Da sprach der Bruder Lustig „nun wünsch ich mich selbst in meinen Ranzen hinein.“ Husch, war er darin, und saß nun im Himmel, und der
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