Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
kochte. Das Lamm war aber schon gahr und der Apostel noch immer nicht zurück, da nahm es der Bruder Lustig aus dem Kessel, zerschnitt es und fand das Herz. „Das soll das Beste sein“, sprach er und versuchte es, zuletzt aber aß er es ganz auf.
Endlich kam der heilige Petrus zurück und sprach „du kannst das ganze Lamm allein essen, ich will nur das Herz davon, das gib mir.“ Da nahm Bruder Lustig Messer und Gabel, tat als suchte er eifrig in dem Lammfleisch herum, konnte aber das Herz nicht finden; endlich sagte er kurz weg „es ist keins da.“ „Nun, wo solls denn sein?“, sagte der Apostel. „Das weiß ich nicht“, antwortete der Bruder Lustig, „aber schau, was sind wir alle beide für Narren, suchen das Herz vom Lamm und fällt keinem von uns ein, ein Lamm hat ja kein Herz!“ „Ei“, sprach der heilige Petrus, „das ist was ganz Neues, jedes Tier hat ja ein Herz, warum sollt ein Lamm kein Herz haben?“ „Nein, gewisslich, Bruder, ein Lamm hat kein Herz, denk nur recht nach, so wird dirs einfallen, es hat im Ernst keins.“ „Nun, es ist schon gut“, sagte der heil. Petrus, „ist kein Herz da, so brauch ich auch nichts vom Lamm, du kannsts allein essen.“ „Was ich halt nicht aufessen kann, das nehm ich mit in meinem Ranzen“, sprach der Bruder Lustig, aß das halbe Lamm und steckte das übrige in seinen Ranzen.
Sie gingen weiter, da machte der heilige Petrus dass ein großes Wasser quer über den Weg floss und sie hindurch mussten. Sprach der heilige Petrus „geh du nur voran.“ „Nein“, antwortete der Bruder Lustig, „geh du voran“ und dachte „wenn dem das Wasser zu tief ist, so bleib ich zurück.“ Da schritt der heilige Petrus hindurch, und das Wasser ging ihm nur bis ans Knie. Nun wollte Bruder Lustig auch hindurch, aber das Wasser wurde größer und stieg ihm an den Hals. Da rief er „Bruder, hilf mir.“ Sagte der heilige Petrus „willst du auch gestehen dass du das Herz von dem Lamm gegessen hast?“ „Nein“, antwortete er, „ich hab es nicht gegessen.“
Da ward das Wasser noch größer, und stieg ihm bis an den Mund: „hilf mir, Bruder“, rief der Soldat. Sprach der heilige Petrus noch einmal „willst du auch gestehen, dass du das Herz vom Lamm gegessen hast?“ „Nein“, antwortete er, „ich hab es nicht gegessen.“ Der heilige Petrus wollte ihn doch nicht ertrinken lassen, ließ das Wasser wieder fallen und half ihm hinüber.
Nun zogen sie weiter, und kamen in ein Reich, da hörten sie, dass die Königstochter totkrank läge. „Holla, Bruder“, sprach der Soldat zum heiligen Petrus, „da ist ein Fang für uns, wenn wir die gesund machen, so ist uns auf ewige Zeiten geholfen.“ Da war ihm der heilige Petrus nicht geschwind genug, „nun, heb die Beine auf, Bruderherz“, sprach er zu ihm, „dass wir noch zu rechter Zeit hin kommen.“ Der heilige Petrus ging aber immer langsamer, wie auch der Bruder Lustig ihn trieb und schob, bis sie endlich hörten, die Königstochter wäre gestorben. „Da haben wirs“, sprach der Bruder Lustig, „das kommt von deinem schläfrigen Gang.“ „Sei nur still“, antwortete der heilige Petrus, „ich kann noch mehr als Kranke gesund machen, ich kann auch Tode wieder ins Leben erwecken.“ „Nun, wenn das ist“, sagte der Bruder Lustig, „so lass ich mirs gefallen, das halbe Königreich musst du uns aber zum wenigsten damit verdienen.“
Darauf gingen sie in das königliche Schloss, wo alles in großer Trauer war: der heilige Petrus aber sagte zu dem König, er wollte die Tochter wieder lebendig machen. Da ward er zu ihr geführt, und dann sprach er „bringt mir einen Kessel mit Wasser,“ und wie der gebracht war, hieß er jedermann hinausgehen, und nur der Bruder Lustig durfte bei ihm bleiben. Darauf schnitt er alle Glieder der Toten los und warf sie ins Wasser, machte Feuer unter den Kessel und ließ sie kochen. Und wie alles Fleisch von den Knochen herabgefallen war, nahm er das schöne weiße Gebein heraus, und legte es auf eine Tafel, und reihte und legte es nach seiner natürlichen Ordnung zusammen. Als das geschehen war, trat er davor und sprach dreimal „im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, tote, steh auf.“ Und beim dritten mal erhob sich die Königstochter lebendig, gesund und schön.
Nun war der König darüber in großer Freude, und sprach zum heiligen Petrus „begehre deinen Lohn, und wenns mein halbes Königreich wäre, so will ich dirs geben.“ Der heilige Petrus aber
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