Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
antwortete „ich verlange nichts dafür.“ „O, du Hans Narr!“, dachte der Bruder Lustig bei sich, stieß seinen Kameraden in die Seite und sprach „sei doch nicht so dumm, wenn du nichts willst, so brauch ich doch was.“ Der heilige Petrus aber wollte nichts; doch weil der König sah, dass der andere gerne was wollte, ließ er ihm vom Schatzmeister seinen Ranzen mit Gold anfüllen.
Sie zogen darauf weiter und wie sie in einen Wald kamen, sprach der heilige Petrus zum Bruder Lustig „jetzt wollen wir das Gold Teilen.“ „Ja“, antwortete er, „das wollen wir tun.“ Da teilte der heilge Petrus das Gold, und teilte es in drei Teile. Dachte der Bruder Lustig „was er wieder für einen Sparren im Kopf hat! Macht drei Teile, und unser sind zwei.“
Der heilige Petrus aber sprach „nun habe ich genau geteilt, ein Teil für mich, ein Teil für dich, und ein Teil für den, der das Herz vom Lamm gegessen hat.“ „O, das hab ich gegessen“, antwortete der Bruder Lustig und strich geschwind das Gold ein, „das kannst du mir glauben.“ „Wie kann das wahr sein“, sprach der heilige Petrus, „ein Lamm hat ja kein Herz.“ „Ei was, Bruder, wo denkst du hin! Ein Lamm hat ja ein Herz, so gut wie jedes Tier, warum sollte das allein keins haben?“ „Nun, es ist schon gut", sagte der heilige Petrus, „behalt das Gold allein, aber ich bleibe nicht mehr bei dir und will meinen Weg allein gehen.“ „Wie du willst, Bruderherz“, antwortete der Soldat, „leb wohl.“
Da ging der heilige Petrus eine andere Straße, Bruder Lustig aber dachte „es ist gut, dass er abtrabt, es ist doch ein wunderlicher Heiliger.“ Nun hatte er zwar Geld genug, wusste aber nicht mit umzugehen, vertats, verschenkts, und wie eine Zeit herum war, hatte er wieder nichts. Da kam er in ein Land, wo er hörte, dass die Königstochter gestorben wäre. „Holla“, dachte er, „das kann gut werden, die will ich wieder lebendig machen, und mirs bezahlen lassen, dass es eine Art hat.“
Er ging also zum König und bot ihm an, die Tote wieder zu erwecken. Nun hatte der König gehört, dass ein abgedankter Soldat herumziehe, und die Gestorbenen wieder lebendig mache, und dachte der Bruder Lustig wäre dieser Mann, doch, weil er kein Vertrauen zu ihm hatte, fragte er erst seine Räte, die sagten aber, er könnte es wagen, da seine Tochter doch tot wäre. Nun ließ sich der Bruder Lustig Wasser im Kessel bringen, hieß jedermann hinausgehen, schnitt die Glieder ab, warf sie ins Wasser und machte Feuer darunter, gerade wie er es beim heiligen Petrus gesehen hatte. Das Wasser fing an zu kochen, und das Fleisch fiel herab, da nahm er das Gebein heraus und tat es auf die Tafel; er wusste aber nicht in welcher Ordnung es liegen musste, und legte alles verkehrt durch einander. Dann stellte er sich davor, und sprach „im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, tote, steh auf“ und sprachs drei mal, aber die Gebeine rührten sich nicht. Da sprach er es noch drei mal, aber gleichfalls umsonst. „Du Blitzmädel, steh auf“, rief er, „steh auf, oder es geht dir nicht gut.“ Wie er das gesprochen, kam der heilige Petrus auf einmal in seiner vorigen Gestalt, als verabschiedeter Soldat, durchs Fenster herein gegangen und sprach „du gottloser Mensch, was treibst du da, wie kann die Tote auferstehen, da du ihr Gebein so unter einander geworfen hast?“ „Bruderherz, ich habs gemacht, so gut ich konnte“, antwortete er. „Diesmal will ich dir aus der Not helfen, aber das sag ich dir, wo du noch einmal so etwas unternimmst, so bist du unglücklich, auch darfst du von dem König nicht das Geringste dafür begehren oder annehmen.“ Darauf legte der heilige Petrus die Gebeine in ihre rechte Ordnung, sprach drei mal zu ihr „im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, tote, steh auf“ und die Königstochter stand auf, war gesund und schön wie vorher.
Nun ging der heilige Petrus wieder durchs Fenster hinaus: der Bruder Lustig war froh, dass es so gut abgelaufen war, ärgerte sich aber doch, dass er nichts dafür nehmen sollte. „Ich möchte nur wissen“, dachte er, „was der für Mucken im Kopf hat, denn was er mit der einen Hand gibt, das nimmt er mit der andern: da ist kein Verstand drin.“ Nun bot der König dem Bruder Lustig an, was er haben wollte, er durfte aber nichts nehmen, doch brachte er es durch Anspielung und Listigkeit dahin, dass ihm der König seinen Ranzen mit Gold füllen ließ, und damit zog er ab. Als er hinaus
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