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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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erzählte ihm was sie für unerwartete Dinge erfahren hätte und setzte dann hinzu „ich freue mich recht dass ich Gelegenheit gefunden habe, meinem armen Mann etwas zu schicken, wer hätte sich vorgestellt, dass er im Himmel an etwas Mangel leiden würde?“ Der Sohn war in der größten Verwunderung, „Mutter“, sagte er, „so einer aus dem Himmel kommt nicht alle Tage, ich will gleich hinaus und sehen dass ich den Mann noch finde: der muss mir erzählen wies dort aussieht und wies mit der Arbeit geht.“ Er sattelte das Pferd und ritt in aller Hast fort. Er fand den Bauer, der unter einem Weidenbaum saß und das Geld, das im Beutel war, zählen wollte. „Habt Ihr nicht den Mann gesehen,“ rief ihm der Junge zu, „der aus dem Himmel gekommen ist?“ „Ja“, antwortete der Bauer, „der hat sich wieder auf den Rückweg gemacht und ist den Berg dort hinauf gegangen, von wo ers etwas näher hat. Ihr könnt ihn noch einholen, wenn Ihr scharf reitet.“ „Ach“, sagte der Junge, „ich habe mich den ganzen Tag abgeäschert, und der Ritt hierher hat mich vollends müde gemacht: Ihr kennt den Mann, seid so gut und setzt Euch auf mein Pferd und überredet ihn dass er hierher kommt.“ „Aha“, meinte der Bauer, „das ist auch einer, der keinen Dacht in seiner Lampe hat.“ „Warum sollte ich Euch den Gefallen nicht tun?“, sprach er, stieg auf und ritt im stärksten Trab fort. Der Junge blieb sitzen bis die Nacht einbrach, aber der Bauer kam nicht zurück. „Gewis“, dachte er, „hat der Mann aus dem Himmel große Eile gehabt und nicht umkehren wollen, und der Bauer hat ihm das Pferd mitgegeben, um es meinem Vater zu bringen.“ 
    Er ging heim und erzählte seiner Mutter was geschehen war: das Pferd habe er dem Vater geschickt, damit er nicht immer herum zu laufen brauche. „Du hast wohl getan“, antwortete sie, „du hast noch junge Beine und kannst zu Fuß gehen.“
    Als der Bauer nach Haus gekommen war, stellte er das Pferd in den Stall neben die verpfändete Kuh, ging dann zu seiner Frau und sagte „Trine, das war dein Glück, ich habe zwei gefunden, die noch einfältigere Narren sind als du: diesmal kommst du ohne Schläge davon, ich will sie für eine andere Gelegenheit aufsparen.“ Dann zündete er seine Pfeife an, setzte sich in den Großvaterstuhl und sprach „das war ein gutes Geschäft, für zwei magere Kühe ein glattes Pferd und dazu einen großen Beutel voll Geld. Wenn die Dummheit immer so viel einbrächte, so wollte ich sie gerne in Ehren halten.“ So dachte der Bauer, aber dir sind gewis die einfältigen lieber.
     
     

Märchen von der Unke.
    I.
    Es war einmal ein kleines Kind, dem gab seine Mutter jeden Nachmittag ein Schüsselchen mit Milch und Weckbrocken, und das Kind setzte sich damit hinaus in den Hof. Wenn es aber anfing zu essen, so kam die Hausunke aus einer Mauerritze hervor gekrochen, senkte ihr Köpfchen in die Milch und aß mit. Das Kind hatte seine Freude daran, und wenn es mit seinem Schüsselchen da saß, und die Unke kam nicht gleich herbei, so rief es ihr zu
    „Unke, Unke, komm geschwind,
    komm herbei, du kleines Ding,
    sollst dein Bröckchen haben,
    an der Milch dich laben.“
    Da kam die Unke gelaufen und ließ es sich gut schmecken. Sie zeigte sich auch dankbar, denn sie brachte dem Kind aus ihrem heimlichen Schatz allerlei schöne Dinge, glänzende Steine, Perlen und goldene Spielsachen. Die Unke trank aber nur Milch und ließ die Brocken liegen. Da nahm das Kind einmal sein Löffelchen, schlug ihr damit sanft auf den Kopf und sagte „Ding, iss auch Brocken.“ Die Mutter, die in der Küche stand, hörte dass das Kind mit jemand sprach, und als sie sah dass es mit seinem Löffelchen nach einer Unke schlug, so lief sie mit einem Scheit Holz heraus und tötete das gute Tier.
    Von der Zeit an ging eine Veränderung mit dem Kinde vor. Es war, so lange die Unke mit ihm gegessen hatte, groß und stark geworden, jetzt aber verlor es seine schönen roten Backen und magerte ab. Nicht lange, so fing in der Nacht der Totenvogel an zu schreien, und das Rotkehlchen sammelte Zweiglein und Blätter zu einem Totenkranz, und bald hernach lag das Kind auf der Bahre.
     
    II.
    Ein Waisenkind saß an der Stadtmauer und spann, da sah es eine Unke aus einer Öffnung unten an der Mauer hervor kommen. Geschwind breitete es sein blau seidenes Halstuch neben sich aus, das die Unken gewaltig lieben und auf das sie allein gehen. Alsobald die Unke das erblickte, kehrte sie um, kam

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