Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
drüben sitzen ein paar große Katzen mit feurigen Augen, die sollen ihn bewachen.“ Da sagten die andern „geh nur wieder hinein und warte bis der Herr im Bett liegt und schläft, dann schleich dich durch ein Loch hinein und kriech aufs Bett und zwick ihn an der Nase und beiß ihm seine Haare ab.“ Die Maus kroch wieder hinein und tat wie die andern gesagt hatten. Der Herr wachte auf, rieb sich die Nase, war ärgerlich und sprach „die Katzen taugen nichts, sie lassen die Mäuse herein, die mir die Haare vom Kopf abbeißen“ und jagte sie alle beide fort. Da hatte die Maus gewonnen das Spiel.
Wie nun der Herr die andere Nacht wieder eingeschlafen war, machte sich die Maus hinein, knusperte und nagte an dem roten Band, woran der Stein hing, so lange bis es entzwei war und der Stein herunter fiel: dann schleifte sie ihn bis zur Haustür. Das ward aber der armen kleinen Maus recht sauer, und sie sprach zum Affen, der schon auf der Lauer stand „zieh ihn mit deiner Pfote vollends heraus.“ Das war dem Affen ein Leichtes, er nahm den Stein in die Hand, und sie gingen mit einander bis zum Fluss. Da sagte der Affe „wie sollen wir nun zu dem Kasten kommen?“ Der Bär antwortete „das ist bald geschehen, ich gehe ins Wasser und schwimme: Affe, setz du dich auf meinen Rücken, halt dich aber mit deinen Händen fest und nimm den Stein ins Maul: Mäuschen, du kannst dich in mein rechtes Ohr setzen.“ Also taten sie und schwammen den Fluss hinab.
Nach einiger Zeit gings dem Bären zu still her, er fing an zu schwätzen und sagte „hör, Affe, wir sind doch brave Kameraden, was meinst du?“ Der Affe aber antwortete nicht und schwieg still. „Ist das Manier?“, sagte der Bär, „willst du deinem Kameraden keine Antwort geben? Ein schlechter Kerl, der nicht antwortet!“ Da konnte sich der Affe nicht länger zurückhalten, er ließ den Stein ins Wasser fallen und rief „dummer Kerl, wie konnt ich mit dem Stein im Mund dir antworten? Jetzt ist er verloren, und daran bist du schuld.“ „Zank nur nicht“, sagte der Bär, „wir wollen schon etwas erdenken.“ Da beratschlagten sie sich und riefen die Laubfrösche, Unken und alles Getier, das im Wasser lebt, zusammen und sagten „es wird ein gewaltiger Feind über euch kommen, macht dass ihr Steine zusammen schafft, so viel ihr könnt, so wollen wir euch eine Mauer bauen, die euch schützt.“
Da erschraken die Tiere und brachten Steine von allen Seiten herbeigeschleppt, endlich kam auch ein alter dicker Quackfrosch aus dem Grund heraufgerudert und hatte das rote Band mit dem Wunderstein im Mund. Da war der Bär froh, nahm dem Frosch seine Last ab, sagte es wäre alles gut, sie könnten wieder nach Hause gehen, und machte einen kurzen Abschied. Darauf fuhren die drei den Fluss hinab zu dem Mann im Kasten, sprengten den Deckel mit Hilfe des Steins, und waren zu rechter Zeit gekommen, denn er hatte das Brot schon aufgezehrt und das Wasser getrunken, und war schon halb verschmachtet. Wie er aber den Wunderstein wieder in die Hände bekam, wünschte er sich eine gute Gesundheit und versetzte sich in sein schönes Schloss mit dem Garten und Marstall; da lebte er vergnügt, und die drei Tiere blieben bei ihm und hattens gut ihr Lebelang.
Die klugen Leute
Eines Tages holte ein Bauer seinen hagebüchnen Stock aus der Ecke und sprach zu seiner Frau „Trine, ich gehe jetzt über Land und komme erst in drei Tagen wieder zurück. Wenn der Viehhändler in der Zeit bei uns einspricht und will unsere drei Kühe kaufen, so kannst du sie losschlagen, aber nicht anders als für zweihundert Taler, geringer nicht, hörst du.“ „Geh nur in Gottes Namen“, antwortete die Frau, „ich will das schon machen.“ „Ja, du!“, sprach der Mann, „du bist als ein kleines Kind einmal auf den Kopf gefallen, das hängt dir bis auf diese Stunde nach. Aber das sage ich dir, machst du dummes Zeug, so streiche ich dir den Rücken blau an, und das ohne Farbe, bloß mit dem Stock den ich da in der Hand habe, und der Anstrich soll ein ganzes Jahr halten, darauf kannst du dich verlassen.“ Damit ging der Mann seiner Wege.
Am andern Morgen kam der Viehhändler, und die Frau brauchte mit ihm nicht viel Worte zu machen. Als er die Kühe besehen hatte und den Preis vernahm, sagte er „das gebe ich gerne, so viel sind sie unter Brüdern wert. Ich will die Tiere gleich mitnehmen.“ Er machte sie von der Kette los und trieb sie aus dem Stall. Als er eben zum Hoftor hinaus wollte,
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