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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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seine Neugier nicht mehr bändigen, trat hinzu und Schloss kurz und gut die Türe auf. Da sah er tief, tief hinab und unter sich die Welt, auf der Welt aber seines Vaters Schloss. Alsbald überfiel ihn ein schmerzliches Heimweh und er musste immer denken: „Ach wäre ich doch nur Einmal wieder zu Hause, sähe ich meine Eltern doch nur Einmal wieder.“ Anfangs ließ er sich nichts davon merken, denn er schämte sich, sein Versprechen gebrochen zu haben, aber er wurde von Tag zu Tage stiller und betrübter. Da bat ihn seine Frau eines Morgens, er solle ihr doch sagen, was ihm fehle und sofort wolle sie es ihm gewähren. „Ich möchte meine lieben Eltern einmal wiedersehn, ich habe sie so lange nicht gesehn,“ sprach er. Da seufzte sie tief auf und sagte: „So hast du dein Versprechen nicht gehalten. Da es nun aber nicht anders sein kann, so fahre hin und besuche sie, nur merke dir das Eine: Wenn du in Not geraten solltest, dann rufe mich bei meinem Namen Katharina Magdalena, so bin ich alsbald bei dir. Hüte dich jedoch, es ohne Not zu tun, denn dann würdest du mein und dein Unglück vollenden und uns Beide in bitteres Leiden bringen.“ Der Prinz versprach ihr in seiner Freude Alles, was sie wollte und wie bald er wieder zurückkehren werde. Dann nahm er Abschied von ihr, setzte sich in einen prächtigen Wagen mit sechs Schimmeln bespannt und fuhr hinab zur Erde und geraden Wegs nach seines Vaters Schloss.
    Ach da fand er unterdessen gar vieles verändert. Seine liebe Mutter war gestorben und sein Vater hatte eine andere Frau genommen, welche noch sehr jung und dabei überaus schön war. Der alte König war über alle Maaßen glücklich, als er seinen Sohn nach so langer Zeit wiedersah und veranstaltete ein Fest über das andere zur Feier seiner Rückkehr. Als nun alle Gäste bei Tische saßen und die junge Königin gar so schön in ihrem Schmuck glänzte, da sprach der König: „Du bist nun viel in der Welt herumgekommen und hast manche schöne Frau gesehn, gib aber einmal der Wahrheit die Ehre und sage mir, ob du je ein so schönes Weib gesehen hast, wie meine Gemahlin ist.“ Der Prinz sprach: „Deren gibt es wohl wenige, aber ich weiß doch eine, welche noch tausendmal schöner ist.“ „Das ist nicht möglich!“ rief der König, „und das glaubt dir kein Mensch, bevor er sie sieht. Ich möchte aber wissen, wo sie denn zu finden wäre.“ „Das will ich dir sagen,“ sprach der Prinz, „es ist meine Frau, und die hat ihres Gleichen nicht und neben ihr kann keine andere aufkommen.“ Das ärgerte den König und er bestand darauf, es sei unmöglich und wenn es wahr wäre, dann hätte Ferdinand sie wohl mitgebracht. Also stritten sie und erhitzten sich immer mehr, bis der Prinz rief: „Nun so muss sie herbei und mag es gehn wie es will. Katharina Magdalena!“ Da trat die wunderschöne Frau herein, und Alle verstummten, weil sie so überschön war, dass ihr nichts verglichen werden konnte; aber sie sah gar blass und traurig aus. Sie kam schweigend an den Tisch und schrieb mit ihrem feinen schneeweißen Finger darauf; das gab goldene Buchstaben und lautete also:
    ›Es ist dir unmöglich, ein Paar eiserne Stiefel zu zer reißen
    Und ebenso unmöglich, wieder ins himmlische Para dies zu reisen.‹
    Und als sie das geschrieben hatte seufzte sie tief auf und verschwand. Der Prinz war schon erschrocken, als sie so blass und traurig hereintrat und seine Schuld lag ihm schon in dem Augenblick schwer auf dem Herzen. Jetzt aber, wo er sah dass er durch seinen Leichtsinn sein ganzes Glück verscherzt und seine liebe Frau verloren hatte, war er ganz trostlos. Er fasste sich aber bald einen Mut und sprach zu sich selber: Was ich verbrochen habe, dafür will ich auch Buße tun, und ging aus dem Saal, ohne einem der Gäste Lebewohl zu sagen. Diese waren Alle so sehr von der Erscheinung getroffen, dass ihnen die Lust zum Essen und Trinken ganz vergangen war und einer nach dem andern sich leise fortschlich.
    Ferdinand ging aber zu einem Schmied, der musste ihm ein Paar eiserne Stiefel an die Füße schmieden, damit wanderte er in die weite Welt hinaus. Jahr aus, Jahr ein zog er also herum, von Land zu Land, von Stadt zu Stadt und gönnte sich kaum die allernötigste Ruhe. Da war ihm kein Sommer zu heiß und kein Winter zu kalt, kein Berg zu steil und kein Weg zu schlecht, er wanderte immer und immer zu und war da kein Halten an ihm. 
    Als nun einmal nach einem gar harten und kalten Winter, worin er viel Mühsal

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