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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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gar nicht zu beschreiben. Es wurden sogleich große Feste veranstaltet und da gerade eine sehr schöne Prinzessin am Hofe zu Besuch war, welcher der Prinz nicht übel gefiel, so konnte der König ihn leicht bereden, das Fest mit einer Hochzeit zu krönen und zu beschließen.
    Die Jungfrau hatte also vergebens gewartet, dass ihr Bräutigam sie an der Mühle abhole. Als es gegen Abend ging, trat sie in die Mühle und fragte, ob sie wohl Dienst haben könne. „Was kannst du denn?“ fragte der Müller. „Spinnen und nähen“ antwortete sie und da eben eine Magd fortgegangen war, so nahm sie der Müller an. Jeden Tag fuhren die Mühlbursche Mehl in des Königs Schloss und wenn sie heimkamen, erzählten sie, was in der Stadt vor sich ging. Also erfuhr die Jungfrau, wie der Prinz eine andere Braut habe, wie er in Freude lebe und in drei Tagen zu heiraten gedenke. In dieser großen Not öffnete sie eine der drei Nüsse, welche sie von ihrem Vater bekommen hatte, da war ein prächtiges silbernes Kleid drin, das zog sie an und ging zur Stadt und vor das Schloss, wo sie auf und ab spazierte. Die Braut schaute just zum Fenster hinaus und als sie das Kleid sah, sprach sie zu ihren Dienerinnen: „Geht schnell hinunter und fragt das Mädchen, ob ihr das Kleid feil sei, ich will es teuer bezahlen.“ Als die Dienerinnen zu der Jungfrau kamen und sie fragten, antwortete sie: „Geld und Gut will ich nicht, aber wenn ich eine Nacht in der Kammer des Prinzen schlafen kann, gebe ich das Kleid her.“ Das gefiel der Braut nicht, doch ersann sie bald einen Ausweg, denn das Kleid hätte sie um Alles nicht fahren lassen. Sie mischte dem Prinzen einen Schlaftrunk in seinen Wein, davon schlief er so fest, dass ihn ein KanonenSchuss nicht hätte aufwecken können. Als nun die arme verlassene Jungfrau in der Kammer war, wo er lag, da weinte und klagte sie die ganze Nacht: „Hast du denn ganz vergessen, wie ich dich aus dem Eiskeller erlöst habe und wie du mich als eine Rose an deinem Herzen getragen hast und wie du als Steinklipper mit dem schweren Hammer auf mein Herz geschlagen hast, und wie ich in der Mühle auf dich warte und weißt nicht, dass ich um dich mit meinen armen Fingern den groben Hanf spinne, dass das Blut herunter lauft. Ach wie groß ist doch die Falschheit in dieser Welt!“ So jammerte sie fort und fort, bis zum hellen Morgen, aber der Prinz hörte nicht ein Wort davon. Um so besser hatten es die Schildwachen gehört, welche vor der Thür standen und das arme Mädchen dauerte sie so sehr, dass sie ihr gern geholfen hätten, nur wussten sie nicht wie? Sie glaubten nicht anders, als der Prinz habe Alles gehört und gar keine Acht darauf gegeben, darum fassten sie einen wahren Haß gegen ihn.
    Die Jungfrau war zu Tode betrübt, als sie des Morgens aus der Kammer musste, ohne dass der Prinz sie gehört hatte. Sie ging in den Wald, da fiel ihr ein, dass sie noch zwei Nüsse habe und sie klopfte die zweite Nuß auf. Da kam ein Kleid von purem Gold heraus, das war noch viel, viel schöner, wie das erste und gar nicht mit ihm zu vergleichen. Sie zog es an und ging damit vor dem Schlosse auf und ab. Als die Braut aus ihrem Zimmer sah, wie das kostbare Kleid in der Sonne glänzte, sprach sie zu ihren Dienerinnen: „Das Kleid muss ich haben, es mag kosten, was es will. Geht zu dem Mädchen und fragt es, wie viel es dafür fordert.“ Die Dienerinnen kamen zu der Jungfrau und fragten sie; sie sprach: „Um Geld und Gut ist mir das Kleid nicht feil, aber wenn ich eine Nacht in der Kammer des Prinzen schlafen kann, so gebe ich es her.“ Die Braut war das zufrieden und mischte Abends dem Prinzen wieder einen Schlaftrunk unter seinen Wein, der war so stark, dass ihn zehn Kanonenschüsse, die zugleich losgingen, nicht hätten aufwecken können. Als die verlassene Jungfrau wieder zu ihm in die Kammer kam, da klagte sie wiederum die ganze Nacht: „Hast du denn ganz vergessen, wie ich dich aus dem Eiskeller erlöst habe und wie du mich als Rose an deinem Herzen getragen hast und wie du als Steinklipper mit dem schweren Hammer auf mein Herz geschlagen hast und wie ich in der Mühle auf dich warte. Ach und du weißt nicht, dass ich um dich mit meinen armen Fingern den groben Hanf spinne, dass das Blut herunterlauft. Ach wie groß ist doch die Falschheit in dieser Welt!“ Also jammerte sie fort, bis die Sonne in die Kammer schaute, da musste sie weg und der Prinz hatte kein Wort gehört. Die beiden Schildwachen hatten aber jedes Wort

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