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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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denn ich habe meinen Vater gar nicht lieb und dich mehr als die ganze Welt.“ Da glaubte der Prinz, der ganze Himmel ginge vor ihm auf, so groß war sein Glück. Er warf sich vor ihr auf die Kniee und sprach: „Diesen Wunsch trage ich ja schon so lange heimlich in meinem Herzen und habe Nacht und Tag Kummer und schweres Leid gehabt, weil ich dachte, das könne nie geschehen. Ich verspreche dir nie eine andere Frau zu lieben und dir treu zu sein in Not und Tod.“ Jetzt wurde ihnen jede Minute in dem Schloss zu einer Ewigkeit und schon in der folgenden Nacht entflohen Beide. Sie verwandelte sich in eine Rabe, ihn in einen Tauber und so flogen sie durch das Kellerloch und über den Wald hinweg; das war eine Freude.
    Als der Morgen schon anfing über die Berge zu klettern da schaute die Rabe sich um und rief: „Ach da kommt meine Schwester und eilt uns nach!“ Sie ließen sich rasch nieder und die Jungfrau verwandelte ihn in einen Rosenstock und sich selber in die Rose darauf. Da kam ein großer, großer Sperber geflogen, das war die älteste Schwester, welche Grünus Kravalle ihnen nachgeschickt hatte um sie einzufangen und zurückzubringen; der schaute sich um, setzte sich auf den Rosenstock und roch an die Rose. Dann erhob er sich und flog wieder zurück zum Schloss. Da stand der Jäger schon und fragte: „Nun hast du sie gefunden?“ „Nein“ antwortete sie, „ich fand nur einen Rosenstock mit einer Rose daran.“ „Hatte die Rose ihren natürlichen Geruch?“ fragte er weiter und sie sprach: „Nein sie roch nicht.“ „Ei, Dummes, warum hast du sie nicht mitgebracht,“ schalt er, „der Rosenstock wäre wohl von selbst nachgekommen.“ Da ging er zu seiner Frau, die verwandelte sich in einen Weih und flog aus und ihnen nach.
    Unterdessen waren die Beiden weiter gezogen, sie als Rabe und er als Tauber. Plötzlich schaute sie sich um und rief: „Ach da kommt meine Mutter und eilt uns nach!“ Schnell verwandelte sie sich in einen Felsen und ihn in einen Steinklipper. Indem kam der Weih heran, ließ sich nieder und frug ihn: „Hast du nicht einen Jüngling und ein Mädchen vorbei rennen sehn?“ Er sprach: „Ich stehe um fünf Uhr Morgens auf, da gilt's tüchtig zu schaffen. Das geht klipp, klipp den ganzen Tag und da werden einem die Arme so müde, dass man meint, sie fielen einem grade ab,“ und er klopfte und hämmerte fleißig drauf los. Sie fragte wieder: „Davon spreche ich ja nicht, hast du nicht einen Jüngling und ein Mädchen vorbei rennen sehn?“ „Ach der Verdienst ist gering, oft sechs Batzen, oft mehr, aber auch schon weniger,“ antwortete er. Da wurde das Weib ungeduldig und flog zurück zu dem Schloss. „Hast du sie nicht gefunden?“ fragte Grünus Kravalle. „Ich fand nur einen Steinklipper an einem Felsen, der war taub, oder nicht recht bei Sinnen,“ sprach sie. „Ei, Dummes,“ schalt er, „warum hast du nicht ein Felsbröcklein mitgenommen, der Steinklipper wär schon nachgekommen.“ Da verwandelte er sich in einen Adler und flog ihnen selbst nach.
    Die Beiden hatten sich unterdessen in ihrem Fluge so geeilt, dass sie außerhalb des Waldes gekommen waren, und weiter als der Wald reichte, hatte Grünus Kravalle keine Macht. Da saßen sie ins Gras und freuten sich ihrer Rettung. Als Grünus Kravalle herankam und sah, dass sie ihm entwischt waren, sprach er: „Das hat so sein sollen, aber komm her, mein Töchterlein, ich gebe dir noch ein Andenken mit, dessen wirst du in der Folge sehr bedürfen.“ Und er schenkte der Jungfrau drei Nüsse, wenn sie in Not sei, solle sie eine nach der andern aufklopfen.
    Nun zogen die zwei Lieben fröhlich weiter, bis sie in das Königreich Eiland kamen. An der Grenze des Reiches stand eine Mühle, da sprach sie: „Du musst mich hier als Prinz abholen, weiter darf ich nicht mit dir gehen und hier erwarte ich dich. Küsse aber Niemanden, sonst vergissest du mich und bringst mich in großes Unglück.“ Der Prinz versprach es ihr, nahm Abschied und gelobte ihr, sie noch vor Abend abzuholen.
    Als er in die Nähe des Schlosses kam, lief ihm sein alter treuer Pudel entgegen, sprang an ihm empor und leckte ihn am Munde; da war alles Vergangene aus seinem Sinn verschwunden, seine Gefangenschaft und seine Rettung und er dachte der schönen Jungfrau gar nicht mehr. Das war wohl sehr undankbar, meint ihr, aber es war ihm ja angetan und ohne das hätte er sie gewiss nicht vergessen. Die Freude, welche im Schlosse über seine Rückkehr herrschte, ist

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