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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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aus dem Hause streckten. Es dauerte einen ganzen Tag und eine ganze Nacht, ehe das Holz all verbrannt war und an dem Tage und in der Nacht wurde viel geweint und blieb nicht manches Auge trocken. Die Hitze war so groß, dass das eiserne Tor an dem Hause schmolz und am Schlosse des Königs alle Fenster zersprangen. Als aber die Flammen kleiner und kleiner wurden und das Prasseln und Knistern aufhörte, da klang mitten in der Feuersgluth die Stimme des Jünglings hell und klar, wie vordem in dem Scheiterhaufen. Jetzt jauchzte das Volk lautauf, so dass der König nicht hätte wagen dürfen, dem Jüngling ferner Leid anzutun. Als die Gluth fast ganz erloschen war, ging er aus dem Feuerhaus hervor und war schöner als je, so dass die Leute ordentlich Furcht vor ihm hatten und sprachen: „Man meint, einen Engel aus dem Himmel zu sehn.“ Er winkte der Prinzessin mit seinem Hut und sie winkte ihm mit ihrem Tuch und jetzt hätte nichts in der Welt die Beiden von einander trennen können. Man sollte meinen, ein so großes Wunder hätte den König rühren müssen, aber er hatte ein Herz, wie von Stein und sann nur auf einen neuen Anschlag, den Jüngling zu verderben. Er ließ ihn zu sich rufen und sprach: „Ich will euch Beide in Gottesnamen zusammengeben, zuvor musst du mir aber drei goldne Federn vom Vogel Greif holen.“ Der Jüngling sprach: „Hat mich der liebe Gott zweimal aus dem Feuer gerettet, so werde ich auch dieß noch erfüllen können; soll ich aber umkommen dabei: ei nun, ich bin Gott nur einen Tod schuldig und will ihn gern erleiden wo er will.“ „Geh du nur, du kommst nicht wieder,“ dachte der König, denn der Vogel Greif ist ein Menschenfresser, dem man nicht so mir nichts dir nichts drei Federn ausrupfen kann.
    Das Haus des Vogels Greif lag aber hinter drei Königreichen und einem großen Wasser. Als der Jüngling nun fortreiste und an das erste Königreich kam, war da große Trauer bei Hofe, denn des Königs Lieblingsbaum trug keine Früchte mehr. Der König hörte nicht sobald, dass der Jüngling zum Vogel Greif reise, als er ihn zu sich kommen ließ und ihn bat, von dem Vogel zu erforschen, warum der Baum so krank sei; er wolle es ihm gut lohnen. „Das will ich gern, so ich es kann,“ sprach der Jüngling. Im zweiten Königreich, wodurch er kam, war große GeldNot, denn der König hatte den Schlüssel zu seiner Schatzkammer verloren. Als der König von dem Jüngling hörte, der zum Vogel Greif reise, ließ er ihn kommen und bat ihn, den Vogel Greif zu fragen, wohin der Schlüssel gekommen sei, er werde es ihm reichlich lohnen. „Das will ich gern, wenn ich es kann“ sprach der Jüngling. In dem dritten Königreiche war große WasserNot, denn der Brunnen vor des Königs Schlosse wollte kein Wasser mehr geben. Als der König hörte, dass ein Jüngling da sei, der zum Vogel Greif reise, ließ er ihn kommen und bat ihn, den Vogel Greif zu fragen, warum der Brunnen nicht mehr laufe. „Wenn ich kann, tue ich es gern“ sprach der Jüngling. Also kam er zu dem großen Wasser. Da stand ein Riese, welcher die Leute hinübertrug. Als er den Jüngling am andern Ufer absetzte, sprach er: „Zum Lohne für meine Mühe frage den Vogel Greif, wie ich hier erlöst werden kann.“ „Von Herzen gern,“ sprach der Jüngling.
    Als er am Schlosse des Vogels Greif ankam, war dessen Frau allein zu Hause. „Ach dass du dich hierher verirrt hast! Eile, dass du wegkommst, denn mein Mann ist ein Menschenfresser,“ sprach sie. Der Jüngling erwiederte: „Das wusste ich wohl, aber ich vertraue auf Gott und ich musste Alles wagen, da ich sonst meine liebste Braut verloren hätte.“ Das freute des Greifen Frau, dass er seine Braut so sehr liebte, und sie versprach, ihm gegen ihren Mann beizustehn. Er erzählte ihr jetzt Alles und sie sprach: „Verstecke dich unter dem Bette und gib genau Acht, was er sagt; morgen gebe ich dir die drei Federn.“ Während sie so sprach, erhob sich vor dem Schloss ein Brausen gleich dem eines Sturmes und es wurde ganz finster in dem Zimmer. „Eile dich, da kommt mein Mann!“ rief die Frau Greifin und der Jüngling kroch unter das Bett. Bald darauf kam der Vogel Greif herein und zugleich ging ein großer Glanz durch das Zimmer, denn seine Federn waren aus purem Gold. „Wen hast du heim? Ich rieche Menschenfleisch,“ sprach der Vogel Greif, und die Frau antwortete: „Ja du hast recht, es war ein armer Handwerksbursche hier, der hat auf dem Stuhl da gesessen, ist aber bald wieder

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