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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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weggegangen.“ Da sah der Greif sie einmal scharf an mit seinen durchdringenden Augen, aber sie ließ sich nicht irre machen und fragte: „Willst du zu Nacht essen?“ „Ja wohl und zwar schnell, ich bin müde und will zu Bette,“ sprach der Greif. Da trug sie die Speisen auf und sie aßen zusammen, dann legten sie sich schlafen. Gegen elf Uhr riss die Frau dem Greif eine seiner goldnen Federn aus. „O weh!“ schrie er, „was machst du denn?“ „Mir träumte ein König habe einen Baum, der immer schöne Früchte getragen habe und jetzt keine mehr trage, darüber traure der ganze Hof,“ sprach die Frau. Der Greif sagte: „Das ist Wahrheit und kein Traum, der Baum würde schon tragen, wenn kein ermordetes Kind unter ihm begraben läge.“ Nach einiger Zeit, als es gegen zwölf Uhr ging, riss die Frau ihm abermals eine Feder aus. „O weh!“ schrie der Greif, „was hindern dich meine Federn?“ Die Frau sprach: „Ich hatte einen Traum, in einem Königreiche herrsche GeldNot, weil der König den Schlüssel zu seiner Schatzkammer verloren habe.“ „Das ist Wahrheit und kein Traum,“ erwiederte der Greif. „Der Schlüssel liegt unter der Türschwelle, denn der König hat ihn fallen lassen und an der Schwelle ist ein Spalt im Fußboden. Jetzt lass mich in Ruhe.“ Gegen ein Uhr nahm die Frau ihm die dritte Feder. „Au, was fällt dir denn ein, dass du mir meine Federn ausreißest?“ schrie der Greif. „Ich griff im Traum hinein“ sprach die Frau. „Was träumte dir denn wieder?“ „Mir träumte, ein Königreich sei in WasserNot, weil der Brunnen vor des Königs Schloss nicht mehr springe.“ „Das ist Wahrheit und kein Traum,“ sagte der Greif. „Eine Schildkröte sitzt im Rohr, die muss mit einer Kanone herausgeschossen werden. Wenn du mich aber ferner quälst, geht es dir schlecht.“ „Es ist ja meine Schuld nicht, wenn ich schwer träume,“ sprach die Frau. Als der Greif Morgens erwachte, brummte er: „Das war eine schöne Nacht. dass du dich nur nicht unterstehst, noch einmal so zu träumen.“ „Ich kann doch nicht dafür, wenn ich bis zum Morgen ängstlich träume, das ist keine Freude für mich,“ erwiederte die Frau. „Bis zum Morgen? Was hat dir denn noch geträumt?“ fragte der Greif. „Ich sah einen Riesen, welcher Leute über ein großes Wasser tragen musste und nicht erlöst werden konnte.“ „Das ist Wahrheit und kein Traum,“ sprach der Greif. „Er wäre aber erlöst, wenn er einen, den er herübertragen soll, mitten im Wasser absetzte.“ Jetzt aß der Greif sein MorgenBrot und dann flog er aus. Der Jüngling kam unter dem Bett hervor, da gab die Frau ihm die drei Federn und das war ein Glanz! „Du hast Alles wohl verstanden, was mein Mann gesagt hat,“ sprach sie und er dankte ihr von Herzen für all ihre Güte, die er ihr nie vergessen werde.
    Als der Riese ihn über das Wasser getragen hatte, sagte der Jüngling ihm, wie er erlöst werden könne. „Hättest du mir das doch drüben gesagt!“ murrte der Riese in seinem Undank, aber das war nun zu spät. Von da reiste der Jüngling weiter zu den drei Königen und gab jedem seinen Rath, wie er ihn von dem Vogel Greif gehört hatte. Der Erste ließ die Schildkröte aus dem Rohr des Brunnens herausschießen, da sprang das Wasser so reichlich, dass alle Straßen überschwemmt wurden. Der zweite König fand den Schlüssel zur Schatzkammer richtig in der Spalte an der Türschwelle. Der dritte König ließ das ermordete Kind an dem Baume herausgraben und sogleich trieb der Baum Blätter und Blüthen. Der Jüngling aber erhielt von jedem der Könige einen Sack Gold, so schwer als ein Pferd tragen konnte und von dem letzten auch noch ein Reitpferd für sich. Also ritt er mit seinen drei Rossen der Hauptstadt zu, wo seine Liebste wohnte. Als er in die Nähe der Stadt kam, zog er seine drei goldnen Federn heraus und steckte jedem der Pferde eine an den Kopf und das leuchtete und glänzte, wie lauter Diamanten, wenn die Sonne darauf schien; etwas Prächtigeres kann man sich gar nicht denken. Aber noch weniger kann man sich die Freude denken, welche die Prinzessin hatte, als sie den Jüngling so stolz heranreiten sah. Sie hatte ja auch so manchen Monat und so manchen Tag mit ihren sehnlichen Blicken die Straße herunter geschaut und immer vergebens geschaut. Jetzt war auf einmal Alles erfüllt, was sie so lange gehofft hatte und außer sich vor großer Wonne flog sie die Treppen hinab und ihrem lieben Bräutigam entgegen. Als

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