Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
zufrieden“ sprach der Geiger, „ich will nicht mehr, als mein Geselle Hans tragen kann.“ Sogleich ließ er einige Zimmerleute kommen, die mussten einen großen, großen Kasten aus starkem Holz zusammenschlagen, der wurde vor des Königs Schatzkammer gestellt. Der König wollte sich tot lachen, als er den Kasten sah und ließ einen Sack Gold nach dem andern hineintragen, aber so viel hatte er doch nicht, dass der Kasten voll wurde. Da kam Hans, sah sich den Kasten an und sprach: „Der ist ja halb leer, was soll das heißen? Voll muss er sein, sonst ist's ja nicht der Mühe werth, ihn zu heben.“ Da lachte der König noch mehr, aber der Geiger sprach: „Wir wollen es gut sein lassen, komm Hans.“ Jetzt griff Hans an, wupps, da saß der Kasten auf seiner Schulter und er ging mit dem Geiger und den beiden andern Gesellen fort. Jetzt verging dem König das Lachen und er lief was er konnte in sein Schloss, wo er Befehl gab, die Vier sogleich zu verfolgen und dazu sollte alle Mannschaft, Infanterie und Kavallerie ausrücken.
Also kamen die Vier ans StadtTor, da ging der Kasten nicht durch, denn er war viel größer als das Tor. Hans setzte ihn nieder, schmiß das ganze Tor zusammen und ging weiter der See zu. Kaum hatten sie aber die Stadt im Rücken, da gab es Lärm und die ganze Armee des Königs eilte ihnen nach. „Halt da, das ist ein Spaß für mich,“ sagte der Bläser und öffnete ein Nasenloch ein wenig, da flog die ganze Armee wie eine schwarze Staubwolke in die Luft und über die Stadt hinüber, dass es eine Lust war anzusehn. Ungestört gingen sie jetzt zu Schiffe und in das Königreich zurück.
Jetzt sollte man meinen hätte die Prinzessin zufrieden sein müssen, aber nein, es war als hätte sie einen Haß auf den Geiger geworfen. Als er ihr alle die ungeheuren Schätze brachte sprach sie: „Jetzt ist es gut und ich will dich heiraten, doch musst du mir zum Hochzeitsbraten drei Rehe liefern, die dürfen nicht geschossen, nicht geschlagen und nicht von Hunden gebissen sein.“ „Dann kann die Hochzeit morgen schon stattfinden,“ sagte der Geiger, „denn ich will die Rehe heute noch liefern.“ „Erst will ich sie sehen,“ erwiederte die Prinzessin. Da ging er zu seinen Gesellen und schickte den Bläser an das Ende des Waldes, welcher vor der Hauptstadt lag, da musste er zuerst mit einem, dann mit beiden Nasenlöchern blasen. Dem Laufer band er die Beine zusammen, so dass er nicht so große Sprünge machen konnte und blieb mit ihm und Hans, der einen großen Sack trug vor dem Wald stehn. Als der Bläser anfing zu blasen, da kam das Wild zu Tausenden aus dem Walde; der Laufer sprang den Rehen nach und fing sie ein und wenn er ein halb Dutzend hatte trug er sie zu Hans, der sie in seinen Sack steckte. Als der Sack voll war, ging der Geiger mit seinen Dienern wieder zum Schlosse und der Laufer sprang voraus übers StadtTor und zwei Reihen Häuser weg. Vor dem Schlosse wurden die Straßen abgesperrt und Hans öffnete seinen Sack, da liefen wohl achtundert Rehe heraus. Der Geiger aber ging zur Prinzessin und sprach: „Jetzt könnt ihr euch drei zum Hochzeitsbraten wählen.“
Nun war nichts mehr zu machen, die Prinzessin musste den Geiger nehmen und sogleich ernannte ihr Vater ihn zum Vicekönig. Die drei Diener aber erhielten sehr gute Besoldung auf Lebenszeit. Nun hätte der Geiger gern auch dem Greise seinen Dank abgestattet und dachte: „Wäre er doch jetzt hier!“ Da stand der Greis neben ihm und er fiel ihm zu Füßen und bat ihn zu sagen, wie er sich ihm dankbar beweisen könne? Sprach der Greis: „Räume mir eine Kammer in deinem Schlosse, wo ich jede Neujahrsnacht schlafen kann, denn nur einmal im Jahr komme ich hierher, das ist dein Dank und mein Lohn.“ Solches geschah und das Glück wohnte im Schlosse und wich nicht draus.
Der Jüngling im Feuer und die drei goldnen Federn
Zwei blutarme Leute hatten ein Kind, das war ein Knäbchen und war gar schön und gut, so dass sie ihre größte Freude an ihm erlebten. Das dauerte aber nicht lange, da starb der Mann und der armen Frau ging es herzlich schlecht und sie kam in bittere Not. Darüber grämte sie sich so sehr, dass sie sich hinlegte und ihrem Manne nachstarb. Also stand das arme Kind ganz mutterseelenallein in der Welt und hatte Niemanden, der sich seiner annahm. Es bettelte sein Brot an den Türen und kam so jeden Tag in des Königs Schloss, da gab ihm der Koch die Reste, welche auf den Tellern übrig geblieben waren, die aß
Weitere Kostenlose Bücher