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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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versicherten den König, morgen würde Hans Kühstock in seinen Händen sein.
    Als es gegen Abend ging, sprach der Leinweber: „Das eine Mal war nicht der Mühe werth, komm lass uns mehr holen.“ Da gingen sie zu dem Turm, Hans Kühstock hielt seinen Stock an das Fenster und es sprang auf. „lass mich zuerst hinein,“ sprach er zu dem Leinweber, „es möchte drin nicht richtig sein und du verstehst dich noch schlecht aufs Handwerk.“ „Weg da, ich will dir beweisen, dass ich Mut habe,“ sagte der Leinweber und ging in die Falle. „Da siehst du wer Recht hatte,“ sprach Hans Kühstock. „Aber wart ich helfe uns Beiden, drehe nur den Kopf einmal herum.“ Der Leinweber tat's und ritsch schnitt der Räuber ihm den Kopf ab, nahm sich die Taschen voll Geld und ging mit dem Kopfe seiner Wege zu des Leinwebers Haus zurück. Am Morgen kam der König in die Schatzkammer, da lag der blutige Leichnam. Er ließ die Räuber kommen, welche die Leiche untersuchten. „Das ist er nicht,“ sprachen sie, „aber wenn man die Leiche an den Galgen hängt, dann kann man ihn fangen, denn er wird trachten, dieselbe zu stehlen; darum muss eine starke Wache dabei aufgestellt werden.“
    Dieß geschah, aber Hans Kühstock lachte den König heimlich aus und dachte, so gescheit sei ein guter Spitzbub wohl, dass er nicht in diese dumme Falle gehe. Er zog des Leinwebers alte Kleider an, kaufte sich zwei kleine Fäßchen mit Branntwein, worein er starken Schlaftrunk goß, und lud sie auf seinen Esel; dann ließ er vom Schneider zwölf Pfarrersröcke machen, packte sie ein und lud sie zu den Fäßchen; also zog er als es dunkel wurde dem Galgen zu, indem er schrie: „Lebenstrank! Wer kauft Lebenstrank?“ Als die Soldaten, deren zwölf auf Wache standen ihn sahen, riefen sie ihm zu und ließen sich einschenken und der Branntwein schmeckte ihnen so gut, dass das Fäßchen bald leer wurde. Da sanken sie einer nach dem andern um und schliefen wie die Klötze. „Jetzt ist die Reihe wieder an mir,“ sprach Hans Kühstock, zog ihnen ihre Montur aus und lud sie nebst den Gewehren, Säbeln und dem Leichnam auf seinen Esel, dann zog er ihnen die Pfarrersröcke an und trieb dem Leinewebershäuschen zu.
    Morgens wachten die Soldaten auf und da kann man sich denken, was sie für Augen machten. Anfangs wollten sie alle desertiren, aber da sprach einer von ihnen, der ein durchtriebener Pfiffikus war: „Bleibt ruhig hier, ich mache Alles gut.“ Er ging in seinem Pfarrersrock zum König, warf sich ihm zu Füßen und sprach: „Herr König, ach schenket mir und meinen Mitbrüdern das Leben! Wir haben es nicht verdient, aber wir hoffen, ihr werdet uns gnädig sein.“ Der König war sehr erstaunt und sprach: „Herr Pfarrer, ich schenke es euch gern, weiß aber nicht, was ihr verbrochen haben könnt.“ Da stand der Soldat auf und erzählte Alles. Der König lachte zwar über den neuen Streich des Räubers, aber innerlich ärgerte er sich doch, ließ die zwölf Spitzbuben kommen und drohte ihnen, sie würden sofort Alle an den Galgen gehängt, wenn sie ihm nicht ein sicheres Mittel sagten, den Hans Kühstock zu fangen. Da riethen sie, der König solle die ganze Gegend umzingeln und alle Häuser durchsuchen lassen, wenn man ihn dann nicht finde, dann müssten sie sich in ihr Schicksal ergeben. Der König ließ alsbald seine Befehle ergehn und alle Leute wurden den zwölf Spitzbuben vorgeführt und alle Häuser durchsucht. Aber Hans Kühstock fand sich nicht, der war längst über alle Berge, um anderswo seine Kunst zu betreiben; wo er aber sein Nest gehabt hatte, das erfuhr der König, als man des Leinwebers Haus durchsuchte. Am folgenden Tage mussten die zwölf Spitzbuben baumeln.
     
     

Fürchten lernen
    In einem Dorf war ein Mann, der war nur ein Bauer, aber Geld hatte er genug und einen einzigen Buben dazu. Auf den hielt er große Stücke und dachte, er wolle ihn was Rechtes lernen lassen für sein Geld, damit er einen gelehrten Sohn an ihm bekäme. Also ging er zum Schulmeister und ward einig mit ihm über das Lehrgeld, dass der Peter außer der gewöhnlichen Schule noch alle Tage seine Extra-Stunden haben und selber auf den Schulmeister studiren sollte.
    Von Stund an saß der Junge vom frühen Morgen bis in die Nacht hinein in dem Schulhaus und alle Samstag bekam er ein Zeugnis mit nach Hause, wie viel er's schon weiter gebracht hätte, also dass der Alte ganz zufrieden damit war. Auf einen Abend aber schickte ihn der Bauer noch hinaus auf

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