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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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den Acker, ein Bündel Klee holen, das aus Versehen war liegen geblieben. Als nun der Junge draußen das Bündel aufheben wollte, war es ihm zu schwer und sah er sich um, ob Keiner da wäre, der ihm dazu helfen wollte. Mit einem Male stand ein dunkler Mann neben ihm, hob ihm das Bündel auf den Kopf und frug dabei – es war schon recht dunkel – ob er sich denn nicht fürchte, so allein auf dem Feld? „Fürchten?“ – der Peter hatte noch nichts davon gehört und wusste nicht was es heißen sollte, also gab er dem Mann keine Antwort und ging ruhig heim. Bei dem Alten aber erzählte er die Geschichte und frug ihn, was denn der Mann wohl damit habe sagen wollen? „weißt du denn nicht, was Fürchten ist?“ sprach der Bauer. „Nein“ sagte der Peter, da schlug der Alte die Hände über dem Kopf zusammen und rief: „Der Schulmeister muss mir mein Geld wiedergeben! Schon ein Jahr geht der Bube zu ihm und weiß noch nicht was Fürchten ist!“
    Des andern Morgens in aller Früh kam er mit seinem Peter an der Hand ins Schulhaus und „wenn ihr ihn bis morgen nicht gelehrt habt was Fürchten heißt“ sprach er zum Schulmeister, „so müsst ihr mir mein Geld wiedergeben!“ „Gebt euch zufrieden“ sprach der Lehrer, „bis morgen früh soll er's aus dem Fundament verstehn.“
    Da es nun gegen die Nacht ging, führte er den Peter in die Kirche und Schloss das große Tor hinter ihm zu. Dadrinnen konnte einer das Fürchten freilich lernen wenn er gesund wieder davon kam, denn es war von Alters her nicht richtig in der Kirche. Der Peter nun stieg wohlgeMut auf die Emporbühne, legte sein Wamms unter den Kopf und fing an zu schlafen – aber nicht lange; denn auf einmal fing es in der alten Kirche zu krachen, zu tappen und zu rumpeln an, als wenn alle Kirchenstühle wären lebendig geworden, dann stiegen drei schwarze Männer hinter dem Altar hervor und kamen hinauf auf die Emporbühne zum Peter. Der Junge hob sich auf dem Ellenbogen in die Höh und war neugierig, was die drei Kerls denn eigentlich wollten – da stellten sie ein Kegelspiel hin, fingen an zu schieben, und Einer rief: „Junger Knabe setz uns die Kegel auf!“
    „Meinetwegen!“ sprach der Peter, stand auf und tat wie ihm geheißen, als aber die Dreie ihre Kugeln alle hinuntergeschoben hatten, rief er: „Wer aufsetzt darf auch kegeln, jetzt bin ich an der Reihe!“ Dabei nahm er die Kugeln und warf eine nach der andern hinauf, den Männern zwischen die Beine, dann erwischte er die Kegel und fing an, sie den Geistern auf die Köpfe zu schleudern, zuerst den König, dann die andern. Sie warteten aber den neunten nicht ab, sondern machten sich aus dem Staub, und nun konnte der Peter ruhig weiter schlafen, bis der helle Morgen zum Kirchenfenster hereinschien.
    Da kam denn auch der Schulmeister um den Tag anzuläuten und war ganz begierig, nachzusehn, ob denn dem Jungen das Genick nicht abgedreht sei. Der Peter aber gähnte ihn recht faul und verdrießlich an, und als ihn der Lehrer frug: ob er jetzt wisse was es mit dem Fürchten zu bedeuten habe? „Nein“ sprach der Bube „es waren so ein paar schwarze Kerls da und haben mich geheißen die Kegel aufsetzen, aber von dem Fürchten hat Keiner was zu mir gesprochen.“ Da hieß ihn der Schulmeister einen vernagelten Dummkopf, tröstete aber den alten Bauern, als der hinzukam, er solle sich nur zufrieden geben und es abwarten bis zum andern Tag, er wollte es noch weiter versuchen mit dem Jungen.
    Sobald es dunkel ward, musste mein Peter wieder allein in der Kirche bleiben. „Dießmal sollen sie mich in Frieden lassen“ sprach er und stieg hinauf, ganz oben auf die Orgel, damit er seine ordentliche Nachtruhe hätte. Es hatte aber kaum eilf Uhr auf dem Turm geschlagen, so ging das Getös wieder los, nur dießmal viel ärger als in der vorigen Nacht, und auf einmal kam eine pechschwarze Dame mit einem großen feuerfarbenen Umhängetuch hinter dem Altar vor und ließ sich auf die Kniee fallen, gleich als ob sie eifrig beten wollte. „Zu unserm Herrgott betet die gewiss nicht“ sprach zu sich selber der Peter, „aber das goldige Umhängetuch sollte meiner Schwester auch nicht schlecht stehen, wenn sie Sonntags darin spazieren ginge.“ Wie er nun trotz seiner Bequemlichkeit doch eigentlich ein naseweiser Bursch war, kletterte er leise von seiner Orgel herab und schlich sich von hinten herbei an das Kniende Weibsbild, riss ihr auch in einem Nu das Tuch von den Schultern herab und sprang wie ein Eichhorn

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