Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
er, „das ist also Corpum Kuhkleeum.“ Dann kam er auf den Weg, wo eine alte Frau saß. „Jetzt hab ich den Text,“ sprach er; „Corpum Kuhkleeum diealta Mameum.“ Ging nach Hause zurück, ließ vier Zimmerleute kommen, die mussten den andern Morgen vor der Predigt auf den Boden gehn jeder mit einer Axt. Was sie da zu tun hatten, sagte er ihnen ins Ohr.
Morgens als die Gemeinde in der Kirche saß, bestieg er die Kanzel und sprach: „Meine lieben Zuhörer, jetzt fange ich meine Predigt an, deren Text ist schon so kräftig, dass Holz und Stein in der Kirche sich darüber erbarmen und krachen und bersten vor lauter Rührung und ihr alle werdet weinen und jammern, als wenn das jüngste Gericht anbräche.“ „Ah das ist einmal ein Prediger für uns“ sagten die Bauern einer zum andern, als sie husteten und sich schneuzten. „Der versteht's.“ Jetzt fuhr der Pfarrer fort: „Mein Text lautet aber also: Corpum Kuhkleeum.“ Da schlugen zwei Zimmerleute mit ihren Aexten wider die Decke, dass es Kalk und Lehm regnete. „Die alta Mameum!“ schrie der Pfarrer weiter und da handhabten sie die Aexte alle vier, so dass große Stücke von der Decke herniederfielen und die Bauern alle aus der Kirche flohen, denn sie glaubten nicht anders als sie stürze ein. Er aber ging zufrieden nach Hause.
Da kam der Bürgermeister mit dem Gemeinderath zu ihm und sprach: „Lieber Herr Pfarrer, unsere Kirche ist nicht für so kräftige Predigten gebaut. Da wir aber einen Mann wie euch um alles in der Welt als Pfarrer behalten wollen, so bitten wir euch um Erlaubniß, euch noch einen Pfarrgehülfen geben zu dürfen.“ „Daran tut wie euch gefällt, liebe Pfarrkinder,“ sprach der Pfarrer. Er bekam jetzt einen Gehülfen, brauchte nicht mehr zu predigen und hatte gute Tage bis an sein Ende.
Das allzeit zufriedene Knäbchen
Zwei Bauersleute hatten ein Kind und wie es denn in der Welt geht, wo nur eins ist, da wird's verzogen. Die Eltern hatten aber kein Auge für die Fehler des Bübchens und nannten es immer nur ihr allzeit zufriedenes Kind. Eines Tages war eine Hochzeit im Ort, dazu waren die Bauersleute auch eingeladen und da sie nirgendwo allein hingingen, so nahmen sie auch ihr allzeit zufriedenes Kind mit. Als das Essen vorbei war, kamen Birnen, Nüsse und Anisgebackenes auf den Tisch, von jedem hohe Teller voll. Die Gäste ließen es sich wohl schmecken und der Bräutigam gab den Kindern von allem so viel wie sie haben wollten. Als die Gäste aufstehn und zum Tanze gehn wollten, kam das allzeit zufriedene Kind, stellte sich neben den Bräutigam und weinte bitterlich. Sogleich sprangen die Eltern von ihrer Bank herbei, um zu sehn, was das sei. Der Bräutigam frug das Knäbchen, was ihm fehle, aber es weinte immer bitterlicher und endlich weinte seine Mutter mit und es verschlug kein Haar, dann hätte der Vater auch geweint. Da frug der Bräutigam wieder: „Hast du denn Hunger?“ und das Kind schrie: „Ach ich bin ja schon satt.“ „Das dachte ich mir, ach mein Kind ist ja immer so gern zufrieden“ schluchzte die Mutter. Der Bräutigam sprach: „Dann komm her, ich stopfe dir die Hosentasche voll Anisgebackenes,“ aber das Kind schrie noch ärger: „Sie sind ja schon Beide voll!“ „Dachte ich mir's nicht,“ schluchzte die Mutter, „unser Kind ist so gern zufrieden, es muss ihm etwas andres fehlen.“ Der Bräutigam sprach: „Dann gehe nach Hause, leere sie aus und komm wieder, dann bekommst du mehr.“ Da schrie das Kind noch viel ärger: „Ich war ja schon dreimal zu Hause.“ „Nein das ist es auch noch nicht, unser Kind ist so bald zufriedengestellt, Kindeshand ist bald gestillt, es muss ihm etwas andres fehlen,“ schluchzte die Mutter und weinte bittere Tränen. „Dann geh nach Hause und komm noch einmal wieder,“ sprach der Bräutigam; doch da schrie das Kind, wie verzweifelt: „Wenn ich wieder komme, haben die Andern alles gegessen.“ „Wir heben dir Alles auf und essen nichts mehr“ sagte der Bräutigam und da lachte das Kind ihn an und lief weg. Die Mutter rief aber: „Ach es ist doch rührend, wie unser Kind ein allzeit zufriedenes Gemüth hat.“ „Ja das weiß der Himmel,“ sprach der Vater, „so gibt's keines mehr.“
Wie der Teufel auf der Flöte blies
Dem Teufel fiel einmal in der Hölle die Zeit lang und er wollte eine Lustfahrt auf die Erde machen. Damit er aber nicht allein sei (denn das ist seine Leidenschaft nicht, er liebt die Gesellschaft sehr) nahm er sein jüngstes
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