Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
Vom Netzwerk:
Schuh gekauft,
     
    da kam die Katz mit der Maus,
     
    mein Märchen ist aus.
     
     

Das Unglaubliche
    Es war ein Edelmann, der fuhr nicht anders, als mit vier Pferden aus und tat dabei so stolz, als ob er der König oder gar der Kaiser von Deutschland wär. Das ärgerte einen Bauern, welcher neben dem Edelhof wohnte und sechs Pferde hatte. Als der Edelmann es ihm zu bunt machte, spannte er seine Sechs an seinen großen Heuwagen und fuhr stets hinter dem Edelmann drein, zwei Knechte vorn, er in der Mitte und vier Knechte hinter ihm. Das erste Mal tat der Edelmann, als bemerke er das nicht, das zweite Mal warf er dem Bauern nur einen giftigen Blick zu, das dritte Mal rief er, wenn das noch einmal geschehe, dann .... Was er weiter sagte konnte kein Mensch verstehn, denn sobald der Edelmann anfing zu sprechen, gab der Bauer den Knechten ein Zeichen und sie knallten mit ihren Peitschen, als ob das wilde Heer heranführe. Am folgenden Morgen verklagte der Edelmann ihn beim Richter. Der setzte seine Brille auf und schlug alle seine Bücher auf, aber ein solcher Fall stand nicht darin. Endlich entschied er also: „Wer von euch Beiden eine Lüge erfindet, die so groß ist, dass der Andre sie nicht glauben kann, der darf mit allen seinen Pferden ausfahren, der Andre muss zu Hause bleiben.“
    Da rieb sich der Edelmann die Hände und dachte, jetzt sei der Bauer verloren, denn der sei keinesfalls so pfiffig wie er. Er zog ein Restchen Brot aus seiner Jagdtasche, hub an zu lügen und sprach: „Gestern haben meine Tagelöhner bis neun Uhr Abends Korn gedroschen, das habe ich säen lassen; es war um elf Uhr reif, um zwei Uhr gemahlen und hier ist das Brot davon.“ „Das glaube ich gern,“ sprach der Bauer. „Ich habe gestern Abend Eicheln gelesen und gesäet, die hatten heute Morgen schon gekeimt; da habe ich mir aus ihrem Holz eine Leiter gemacht, die legte ich an den Himmel an und stieg hinauf. Der Erste, dem ich da begegnete, denkt Herr Edelmann, das war euer Großvater, der saß als Säuhirt hinter der Türe.“ „Das ist gelogen“ schrie der Edelmann zornig; der Richter aber sprach: „Und darum sollt ihr mit euren Pferden daheim bleiben, der Bauer aber darf mit Sechsen ausfahren."
     
     

Vom Stiefelputzer Hinkelbrühe
    Ein Handwerksbursche konnte nirgendwo Arbeit finden, da ging er endlich in das Schloss und verdingte sich dem König als Stiefelputzer Der König frug ihn: „Wie heißt du denn?“ „Ich heiße Vorgestern“ sprach er. „Das ist ein sonderbarer Name“ sprach der König.
    Als er den folgenden Morgen der Prinzessin ihre Schuhe blank gewichst brachte, frug sie ihn: „Wie heißt du denn?“ „Ich heiße Hinkelbrühe“ sprach er. Da lachte sie laut auf und rief: „Ach was ist das ein wunderlicher Name!“
    Im Lauf des Tages begegnete er der Königin im Garten. Als sie den neuen Diener sah, frug sie: „Wie heißt du denn?“ „Ich heiße Gestern“ sprach er. „Das ist ein sonderbarer Name“ sprach die Königin.
    Die andern Bedienten hätten auch gern seinen Namen gewußt und frugen ihn: „Wie heißt du denn?“ „Ich heiße Heute“ sprach er und sie lachten ihn aus, dass er einen so sonderbaren Namen habe.
    Ein Handwerksbursch weiß auch, was lieben ist, das kann man alle Tage hören, wenn sie aus dem Tore ziehen und ihre Abschiedslieder an die Schätze singen, die klingen oft gar betrübt. Der Stiefelwichser wusste das nicht minder, als seine Kameraden und verliebte sich in niemand Geringeres, als in die Königstochter. Mit seinem Lieben allein war ihm aber nicht gedient, die Prinzessin sollte ihn auch wieder lieben und das schien sie nicht zu wollen, denn wenn er meinte, das Herz müsse ihm vor lauter Liebe brechen und oft ein recht betrübtes Gesicht machte, dann frug sie noch nicht einmal: „Was fehlt dir Hinkelbrühe?“ Das trug er eine Zeitlang, aber endlich wurde es ihm zu arg und er sprach zu sich selbst: „Was ich mit Güte nicht erlangen kann, das will ich schon mit List und Gewalt bekommen.“
    Eines Tages sah er in der Küche, wie die Köchin vom Schlosse Hinkel schlachtete und sie in den Kessel warf, um für die Prinzessin Suppe davon zu kochen. „Merkst du, Hinkelbrüh? Sie will dich haben,“ sprach er zu sich selbst, und als es gegen Abend ging, da war sein Plan schon gemacht. Er ging zum Kutscher und sprach: „Du, die Prinzessin hat mir befohlen, ihre Kammerjungfer um zwölf Uhr über die Grenze zu schaffen, denn die ist plötzlich narrig geworden, und du sollst uns

Weitere Kostenlose Bücher