Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
„Nun sind deine beiden Brüder gerettet, thu' nur Alles, was ich dir heißen werde und nimm mich mit. Hier unter meinem Bauer steht eine Flasche, die schöpfe voll aus dem springenden Wasser, auch brich einen Zweig vom singenden Baume, und bewahre Alles gut, denn wenn es in fremde Hände kommt, so ist Alles verloren.“ Als die Jungfrau diese Aufträge erfüllt hatte, wie der Vogel es ihr geheißen, nahm sie den Käfig mit dem sprechenden Vogel und stieg mit den drei Dingen den Berg hinab. Wie sie an die Leichensteine ihrer Brüder kamen, hieß der Vogel sie die Steine mit seinem Speichel bestreichen. Als sie das getan hatte, waren ihre Brüder sogleich wieder lebendig, und stiegen mit ihr den Berg hinab. Wie sie an die Hütte des Greises kamen, lag der unter dem Baume in einem Sarge und neben ihm stand sein Leichenstein, daran war sein letzter Gedanke geschrieben, der hieß: „Ich habe genug gelebt.“
Als die drei Geschwister in ihren Garten nach dem Schlosse zurückkehrten, fanden sie dort den König, der mit Trauer die drei Tücher betrachtet hatte, von denen zwei blutig waren, wiewol er nicht wusste, was es bedeutete. Der sprechende Vogel gab sogleich die Stelle in dem Garten an, wo er hingehängt werden wollte, wo das Wasser hingegossen werden müsse und wo der Zacken vom singenden Baume hingesteckt werden solle. Als das Alles so geschehen war, sprang das Wasser als der köstlichste Springbrunnen in die Luft, und der Baum, der aus dem Zacken sogleich hervorgewachsen war, machte die schönste Musik. Da hatte der König eine große Freude am springenden Wasser und am singenden Baum, aber der kluge Vogel sprach zu ihm: „Erkennst du nicht an den drei goldenen Kreuzen auf der Stirn dieser Kinder wer sie sind? lass nur nachsuchen am Wasser, so wirst du noch die drei Kästchen finden, in denen deine falschen Schwägerinnen deine Kinder ausgesetzt haben. Danke Gott, dass sie noch erhalten sind, und eile, o König! dein unschuldiges Weib, die du hast einmauern lassen, wieder zu dir zu nehmen, drücke die Jünglinge und die Jungfrau als deine leiblichen Kinder ans Herz und lass deine falschen Schwägerinnen von vier Pferden zerreißen.“
Wie die drei Kästchen gefunden waren, da war das Schloss mit dem tiefen Graben verschwunden. Doch der Garten mit dem sprechenden Vogel, dem singenden Baum und dem springenden Wasser blieb, und die Kinder gingen darin oft mit ihrem Vater und ihrer Mutter, die der König wieder zu sich genommen hatte, als in einem schönen Lustgarten spazieren. Seine bösen Schwägerinnen aber ließ der König von vier Pferden zerreißen.
Der Jäger über alle Jäger
Es war einmal ein Tischler und ein Goldschmied, die sprachen, wer wol das beste Kunststück von ihnen machen könne. Da kommt der Meister Goldschmied an und bringt einen goldenen Fisch, der schwimmt immer im Wasser umher. Da kommt der Tischler auch und fliegt zum Fenster herein, und hat sich ein paar Flügel gemacht, mit denen er fliegt, fliegt noch ein Mal zum Fenster hinaus und drei Mal ums Haus herum. Da macht ein Prinz die Flügel an, der will nachher wieder niederfliegen, fliegt aber immer höher und höher und kann nicht nieder. Da fliegt er auf eine Kirche, die hoch in der Luft gewesen ist; in der Kirche wohnt eine Prinzessin, die macht das Fenster auf, da fliegt er hinein, Heirathet die Prinzessin und wohnt mit ihr in der Kirche. Da bekamen sie einen kleinen Knaben, den ließen sie in einer Schachtel auf die Erde nieder.
Da fand eine alte böse Frau den Knaben in der Schachtel und nahm ihn zu sich, wollte ihn aber, als er etwas herangewachsen war, vergiften, um seiner los zu werden. Der Junge ging in den Wald, da kam ein Zwerg und übergab ihm drei Hunde, die hießen Stahl, Eisen und Hille; er empfahl ihm auch, Alles zu tun, was die Hunde wollten, und sie ja nicht zu schlagen.
Als der Waisenknabe nach Haus kam, hatten ihm seine Pflegeältern vergiftetes Essen hingestellt, um ihn damit zu töten. Wie er aber den ersten Löffel voll zum Munde führte, sprang der Hund Stahl auf und schlug mit der Pfote unter den Löffel, sodass die Speise, die darin war, verschüttet wurde. Dasselbe tat der Hund Eisen, als er den zweiten Löffel zum Munde führte. Als er den dritten Löffel füllen wollte, stieß der Hund Hille den ganzen Napf um, und der Waisenknabe musste sich hungrig zu Bett legen.
Am andern Tage ging er mit seinen Hunden wieder in den Wald, da trat der Zwerg wieder zu ihm und führte ihn in eine Höhle, wo
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