Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
einmal Birnen von meinem Birnbaume essen kann. Hättest du nicht auch ein Lüstchen darauf?“ (Hier schmunzelte der Tod ein wenig, denn er hatte wirklich ein Lüstchen zu Birnen.) „Nun denn“, fuhr der Bauer Elend fort, „so steige hinauf auf den Birnbaum und hole uns ein Gericht Birnen herunter, ich selber bin schon steif und kann nicht mehr hinaufkommen.“
Der Tod kletterte nun auf den Birnbaum und wollte die Birnen herunter holen. Als er aber oben war und sich die Taschen voll gesteckt hatte, merkte er, dass er nicht wieder herunter konnte. Da kam der Bauer aus seinem Hause und klatschte wieder vor Freuden in seine Hände, dass er den Tod auf seinem Birnbaume gefangen halte. Endlich aber ließ er ihn laufen unter der Bedingung, dass er zu ihm nicht wieder kommen dürfe.
Darum lebt Elend noch bis auf den heutigen Tag, und stöhnt und seufzt, lässt sich's dann aber auch einmal wohl sein an seinen Birnen. Und ich fürchte sehr, der Vetter Juchheidom stirbt und Elend lebt bis an den jüngsten Tag, obschon ihm doch am Ende im Grabe wohler wäre als hier auf der Erde.
Der alte Fritz und der Schnappsack
Es war einmal ein alter Soldat, der wurde genannt der alte Fritz, der hatte nur noch drei Sechser in seinem ganzen Vermögen und damit ging er in die Welt. Nun wollte Petrus einmal prüfen, ob der alte Fritz wol ein gutes Herz hätte, setzte sich als Krüppel an den Weg, wo dieser alte Soldat vorbeikam und streckte ihm die Hand entgegen. Da gab ihm der sogleich den ersten Sechser. Wie er dann wieder eine Strecke weit fort ist, sitzt da Petrus wieder am Wege und hat die Gestalt eines noch jämmerlichern Krüppels angenommen. Gleich Fasst der alte Fritz in die Tasche und gibt ihm den zweiten Sechser. Darauf hat Petrus noch einmal am Wege gesessen, und das dritte Mal hat er am allerjämmerlichsten ausgesehen. Da ist der alte Fritz nicht faul und gibt den letzten Sechser hin. Nun steht auf einmal Petrus selbst vor ihm und gibt ihm die Macht, drei Wünsche zu tun. Und wiewol er zugleich von Petrus ermahnt wurde, das Beste nicht zu vergessen, so wünschte er sich doch nichts als eine Pfeife Toback, ein Spiel Karten und einen Schnappsack, wo er hinein wünschen konnte, was er wollte. Seine Pfeife brannte sogleich, wie er sich das gewünscht hatte, und das Spiel Karten und der Schnappsack waren auch sogleich vorhanden. Der alte Fritz aber verirrte sich noch am Abend desselbigen Tages im Walde, und kletterte endlich, um sich umzuschauen, auf einen hohen Baum. Da sah er nicht sehr weit davon in einem alten Schlosse mitten im Walde ein Licht brennen, und damit er die Richtung nicht verfehlte, so warf er den alten dreieckigen Hut, den er auf dem Kopfe hatte, in der Richtung, in der das Schloss lag, vom Baume herunter. So fand er sich glücklich nach dem Schlosse; das war ganz leer und darin wollte er übernachten. Das Licht, das ihm von Ferne den Weg gezeigt hatte, stand auf dem Tische, daneben setzte er sich auf einen Stuhl und wartete ab, was geschah, wie sehr auch eine alte Frau, die in dem Schlosse war, ihn ermahnte, weiter zu gehen, weil es sonst sein Tod sein würde. Nach einiger Zeit klopfte es an die Thür, und der alte Fritz rief: „Herein, wenn es Solo spielen kann.“ Sogleich kamen zwölf Geister herein, davon setzten sich drei mit ihm zum Spiel, einer davon hatte einen Pferdefuß und einen Menschenfuß, und im Gesicht Knopfaugen; dazu trug er einen dreieckigen Hut, einen großen Mantel und einen großen Stock; das war der Oberste der Teufel. Als das Solospiel aus war, fassten ihn alle zwölf Geister an und wollten ihn erwürgen, er aber wünschte sie alle in seinen Schnappsack, darin fingen sie an sich zu prügeln. Da holte er einen Pfahl herein und schlug die zwölf Geister in dem Schnappsack windelweich. Dann ließ er sie fliegen und sie flogen alle nach der Hölle zu.
So ging er weiter, und endlich kam der Tod zu ihm und wollte ihn holen. Da wünschte er den Tod auch in den Schnappsack. Als er den aber nach vielen Jahren einmal wieder öffnete, um zu sehen, ob der Tod gestorben sei, sprang er heraus, denn er hatte sich von einigen Brotkrumen genährt, die in dem Ranzen waren. Die Menschen hatten unterdessen oft gesagt: was heißt doch das, dass gar keine Leute mehr sterben? Kaum aber war der Tod aus dem Schnappsack, so brachen hier und da große Seuchen aus, und er raffte alle Menschen hinweg, die er durch seine Gefangenschaft zu töten verhindert gewesen war. Nur zum alten Fritz kam er niemals
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