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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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es sie findet. Da kommt in der Mittagsstunde eine Kutsche mit vier Schimmeln und das weiße Männchen sitzt darin. Es fragt nach dem Mädchen, die Mutter aber sagt: das wäre nicht zu Haus. Das weiße Männchen steigt aus der Kutsche, geht hin wo das Mädchen verborgen ist, nimmt es, setzt es in die Kutsche und wie ein Wind sind sie entflohen. Es bringt das Mädchen in ein großes Schloss, überliefert ihm ein Bund Schlüssel und sagt, wie es sich zu verhalten hat; verbietet ihm aber eine Kammer, auf die es bei Verlust seines Lebens nicht gehen soll. Das junge Mädchen war neugierig, wie nun junge Mädchen sind, hörte auch Musik auf der Kammer, schaute durchs Schlüsselloch, konnte aber so nichts sehen. Am andern Morgen steckte es den Schlüssel ein, Schloss auf und schaute ein wenig hinein, da sah es viele viele Lichter. Die Musik aber ward immer schöner. So steckte es den Kopf tiefer hinein und erblickte viele tote und einen Lebendigen, der mitten unter den toten war und die Lichter besorgte, der war der Tod und die Lichter waren Lebenslichter. Das weiße Männchen aber wusste gleich (denn es wird wol selber der Tod gewesen sein), dass das Mädchen auf der Kammer gewesen war. Nun fragte es das Mädchen dreimal, ob es auf der Kammer gewesen wäre, und das Mädchen sagte immer nein. Da wird das weiße Männchen so ärgerlich, nimmt es und geht mit ihm auf eine hohe Klippe, da stürzt er es herunter.

Elend währt bis an den jüngsten Tag
    Die Apostel Petrus und Paulus machten einmal zusammen eine Reise, und als es Abend wurde, kamen sie miteinander an ein prächtiges steinernes Haus, darin wohnte ein reicher Geizhals. Die Apostel fragten eine Magd, welche im Bache vor diesem Hause Zeug spülte, ob sie dort übernachten könnten. Die Magd sagte, das werde ihr Herr aus Geiz nimmermehr zugeben, erbot sich aber, die Fremden zu ihrem Bruder zu bringen, der ein armes Bäuerlein war. Er hieß Elend, hatte nicht Weib und Kind, und wohnte gleich nebenan in einer dürftigen Hütte.
    Das Bäuerlein hüpfte vor Freuden fast bis an die Decke seiner niedern Stube, weil es einmal zu einem Besuch kam. Es bot den beiden Aposteln sogleich an, dass sie sich Beide in sein Bett legen sollten, und wollte selbst auf dem harten Boden der Stube übernachten. Allein der Apostel Paulus sagte: „Leg du dich nur mit Petrus ins Bett, denn ich muss ohnehin die Nacht aufbleiben, weil ich zwei Briefe zu schreiben habe, den einen an die Korinther und den andern an den Timotheus; der hat einen so schwachen Magen, da will ich ihm schreiben, dass er sich den Durst mit Wein stillen soll.“ Da legte sich der Bauer mit Petrus ins Bett, und der Apostel Paulus schrieb an die Korinther und an den Timotheus. Am andern Morgen aber sagten die Apostel zu dem Bäuerlein, dass es sich eine Gnade ausbitten sollte. Da sagte es: es hätte nichts in seinem ganzen Vermögen als einen Birnbaum und von dem würden ihm so oft Birnen gestohlen. Da hätte es nun den sehnlichen Wunsch, dass Niemand, der auf den Baum heraufstiege, ohne seine besondere Erlaubniß wieder herunter könnte.
    Du wünschest sehr mäßig, sprachen die Apostel, und deine Bitte soll erfüllt werden. Darauf gingen sie ihres Weges.
    Es dauerte aber nicht lange, da saß einmal des Morgens der reiche Geizhals, der dem Bauer gegenüber wohnte, auf dem Birnbaume. Der hatte wollen in der Nacht dem Armen Birnen stehlen und schrie gewaltig, als er sah, dass er von dem Baume nicht wieder herunter konnte. Elend aber klatschte vor Freuden in die Hände, als er seinen reichen Nachbar auf dem Birnbaume erblickte, und rief alle Nachbarn herbei, dass sie ihn dort sitzen sähen. Endlich versprach der reiche Geizhals, dass er ihm jeden Sonntag Mittag durch seine Schwester ein Huhn im Topfe schicken wolle. Da klatschte der Bauer Elend von neuem in die Hände, und ließ den Geizhals sogleich vom Birnbaume herunter. Von dieser Zeit an hat der Bauer auch richtig jeden Sonntag sein Huhn im Topfe gehabt, solange seine Schwester und der reiche Geizhals lebten.
    Die waren aber Beide schon gestorben, als eines Tages auch zu Elend der Tod kam. Das Bäuerlein war jetzt schon ganz zusammengekrümmt, wie nun so ein Bäuerlein auf seine alten Tage eben ist. So saß der Elend auf der Bank vor seinem Hause, und als der Tod erschien, war er ganz freundlich, dass einmal wieder Jemand zu ihm kam. Als nun der aber sagte, dass er der Tod sei, da sprach Elend: „Lieber Tod! ich habe nur den einen Wunsch, dass ich noch vor meinem Ende

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