Das grosse Muminbuch
Eierkuchen, ein halbes Butterbrot und ein Apfel lagen. Mumintroll schnitt alles in kleine Stückchen und legte sie rund um den Drachen auf den Tisch. Der schnupperte ein wenig, gab Mumintroll einen verächtlichen Blick und sauste plötzlich mit unglaublicher Geschwindigkeit aufs Fensterbrett, wo er auf eine große und fette Augustfliege losging.
Die Fliege hörte auf zu summen und fing an zu schwirren. Der Drache hatte ihr mit seinen kleinen grünen Tatzen einen Hieb in den Nacken versetzt und spie ihr Rauch in die Augen.
Und dann gab es nur noch einen Schnicks und einen Schnacks, der Rachen öffnete sich, und die Augustfliege fuhr hinein. Der Drache schluckte und schluckte, leckte sich die Nase, kratzte sich hinter den Ohren und blinzelte Mumintroll verächtlich an.
«Nein, was du nicht kannst!» sagte Mumintroll. «Mein kleiner Bubu-labu-dubu!»
In diesem Augenblick schlug unten die Muminmutter den Gong zum Frühstück.
«Jetzt musst du ganz lieb auf mich warten», sagte Mumintroll. «Ich komme gleich wieder zurück.»
Er zögerte einen Augenblick und schaute den Drachen sehnsüchtig an, der ihn nicht besonders liebenswürdig anblickte.
Mumintroll sprang die Treppe hinunter und hinaus auf die Veranda.
My hatte noch nicht einmal den Löffel in den Brei getaucht, als sie auch schon anfing: «Es gibt solche, die sogenannte Geheimnisse in sogenannten Marmeladengläsern umhertragen.»
«Halt den Schnabel», sagte Mumintroll.
«Es sieht fast so aus», fuhr My fort, «dass gewisse Personen Blutegel sammeln oder Kellerasseln, oder riesengroße Tausendfüßler, die sich hundertmal in der Minute vermehren.»
«Mutter», sagte Mumintroll, «du weißt doch, dass, wenn ich irgendwann irgendein kleines Tier haben sollte, das mich lieb hat, dann würde ich, wäre es, wenn...»
«Würde-wenn und wäre-es», sagte My und gurgelte mit der Milch.
«Wie?» fragte der Vater und schaute von der Zeitung auf.
«Mumintroll hat ein neues Tier gefunden», erklärte die Mutter. «Beißt es?» «Es ist zu klein dazu, man merkt es nicht, wenn es beißt», murmelte Mumintroll.
«Und wie schnell wird es größer?» fragte die Mymla. «Wann darf man es sehen? Kann es sprechen?»
Mumintroll antwortete nicht. Nun war wieder alles zerstört. Es sollte doch so sein: Erst hat man ein Geheimnis, und dann kommt man mit einer Überraschung! Wenn man aber in einer Familie wohnt, dann gibt es weder das eine noch das andere. Alle wissen immer schon alles, und dann macht es keinen Spaß mehr.
«Ich möchte nach dem Essen hinunter an den Fluss gehen», sagte Mumintroll langsam und verächtlich. Verächtlich wie ein Drache. «Mutter, sag ihnen, dass sie nicht in mein Zimmer gehen; ich übernehme keine Verantwortung.»
«Gut», sagte die Mutter und schaute My an. «Keine lebendige Seele darf in sein Zimmer gehen.»
Mumintroll löffelte gelassen seine Suppe aus. Dann ging er durch den Garten hinab zur Brücke.
Der Mumrik saß vor dem Zelt und malte einen Angelkorken an. Im Augenblick, da Mumintroll ihn erblickte, freute er sich auch wieder über seinen Drachen.
«Oh», sagte Mumintroll, «Familien sind schon manchmal eine Plage!»
Der Mumrik brummte zustimmend und ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen. Sie saßen eine Weile lang da und schwiegen, in freundschaftlichem und männlichem Einverständnis.
«Also wegen dem nichts!» begann Mumintroll plötzlich. «Bist du auf deinen Reisen mal auf einen Drachen gestoßen?»
«Du meinst weder einen Salamander, Eidechsen, noch Krokodile», sagte Mumrik nach einer langen Pause. «Du meinst natürlich einen Drachen. Nein. Die gibt es nicht mehr.»
«Vielleicht ist einer übriggeblieben», meinte Mumintroll vorsichtig. «Einer, den jemand in einem Marmeladenglas gefangen hat...»
Der Mumrik schaute auf, musterte ihn scharf und merkte, dass Mumintroll vor lauter Entzücken und Spannung beinah platzte. Daher sagte er nur abweisend: «Das glaube ich nicht.»
«Möglicherweise ist er nicht größer als eine Streichholzschachtel und kann Feuer speien», fuhr Mumintroll fort und gähnte.
«Unmöglich», meinte Mumrik, der wusste, wie man eine Überraschung vorzubereiten hat.
Sein Freund schaute in die Luft und sagte: «Ein Drache aus echtem Gold mit winzig kleinen Tatzen... anhänglich und treu könnte er werden, überallhin mitkommen...»
Und dann sprang er auf und schrie: «Ich habe ihn gefunden! Ich habe einen kleinen Drachen gefunden, der nur mir gehört!»
Während sie zum
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